Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.memnon, schon seinem Namen nach ein I 2
memnon, ſchon ſeinem Namen nach ein I 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0140" n="131"/> memnon, ſchon ſeinem Namen nach ein<lb/> Jupiter auf Erden, zum Verderben ſeines<lb/> Volkes gehorchet. Den aͤlteſten Rathge-<lb/> ber beſticht er damit, daß der Traum in<lb/> ſeiner Geſtalt erſchienen ſei; andre Fuͤrſten<lb/> ſchweigen, oder wetteifern thoͤricht mit<lb/> Achilles Ruhme. So kommt durch Einen,<lb/> durch Wenige das ganze Heer an den Rand<lb/> des Abgrundes. Zu ſpaͤt wird geſprochen,<lb/> zu ſpaͤt geweinet; und unter dieſem allen<lb/> iſt und bleibt Agamemnon der ſorgſamſte<lb/> Hirte der Voͤlker. O Homer, ſo oft ich<lb/> von neuem Deine Iliade leſe, finde ich in<lb/> ihr neue Zuͤge der ordnenden Weisheit,<lb/> Klugheit und Menſchenliebe, mit der<lb/> du wilde Verhaͤltniſſe eines rohen Zeit-<lb/> alters erzaͤhleſt. Und keine Lehre, keine<lb/> Warnung entfließt deinen Lippen, als ob ſie<lb/> die deinige waͤre; jedes Laſter, jede Thorheit,<lb/> jede Leidenſchaft ſelbſt lehret und warnet.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">I 2</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [131/0140]
memnon, ſchon ſeinem Namen nach ein
Jupiter auf Erden, zum Verderben ſeines
Volkes gehorchet. Den aͤlteſten Rathge-
ber beſticht er damit, daß der Traum in
ſeiner Geſtalt erſchienen ſei; andre Fuͤrſten
ſchweigen, oder wetteifern thoͤricht mit
Achilles Ruhme. So kommt durch Einen,
durch Wenige das ganze Heer an den Rand
des Abgrundes. Zu ſpaͤt wird geſprochen,
zu ſpaͤt geweinet; und unter dieſem allen
iſt und bleibt Agamemnon der ſorgſamſte
Hirte der Voͤlker. O Homer, ſo oft ich
von neuem Deine Iliade leſe, finde ich in
ihr neue Zuͤge der ordnenden Weisheit,
Klugheit und Menſchenliebe, mit der
du wilde Verhaͤltniſſe eines rohen Zeit-
alters erzaͤhleſt. Und keine Lehre, keine
Warnung entfließt deinen Lippen, als ob ſie
die deinige waͤre; jedes Laſter, jede Thorheit,
jede Leidenſchaft ſelbſt lehret und warnet.
I 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |