Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.Gattin eine berückende Buhlerin zu wer- In der menschlichen Scene hangen, wie Gattin eine beruͤckende Buhlerin zu wer- In der menſchlichen Scene hangen, wie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0139" n="130"/> Gattin eine beruͤckende Buhlerin zu wer-<lb/> den, nur damit Einige Trojaner mehr blu-<lb/> ten, indeß ihr beſtochener Kaͤmmerling, der<lb/> Schlaf, dem Schickſalwaͤgenden Gott die<lb/> Augen zuſchließt. Das Aeußerſte der Rache<lb/> eines Weibes! Gegen Troja ſtehen zwo<lb/> Weiber, fuͤr Troja zwei Maͤnner; wer zwei-<lb/> felt, wenn es auf Haß ankommt, welche Par-<lb/> thei zum Ziel gelangen werde? Ging es in den<lb/> hartnaͤckigſten Kriegen der Erde je anders?</p><lb/> <p>In der menſchlichen Scene hangen, wie<lb/> vorher gezeigt worden, der Griechen Unfaͤlle<lb/> bei Homer lediglich vom Stolz und Wahn<lb/> des Koͤniges ab, dem keiner der Rathge-<lb/> benden Fuͤrſten ſich zu widerſetzen ge-<lb/> traute. Ein falſcher Traum iſt ſeine be-<lb/> lehrende Gottheit; ſonſt erſcheinet ihm<lb/> keine, (deren mehrere doch andern erſchei-<lb/> nen) waͤhrend der ganzen Iliade. Dieſer<lb/> falſche Traum heißt <hi rendition="#g">Duͤnkel</hi>, dem Aga-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [130/0139]
Gattin eine beruͤckende Buhlerin zu wer-
den, nur damit Einige Trojaner mehr blu-
ten, indeß ihr beſtochener Kaͤmmerling, der
Schlaf, dem Schickſalwaͤgenden Gott die
Augen zuſchließt. Das Aeußerſte der Rache
eines Weibes! Gegen Troja ſtehen zwo
Weiber, fuͤr Troja zwei Maͤnner; wer zwei-
felt, wenn es auf Haß ankommt, welche Par-
thei zum Ziel gelangen werde? Ging es in den
hartnaͤckigſten Kriegen der Erde je anders?
In der menſchlichen Scene hangen, wie
vorher gezeigt worden, der Griechen Unfaͤlle
bei Homer lediglich vom Stolz und Wahn
des Koͤniges ab, dem keiner der Rathge-
benden Fuͤrſten ſich zu widerſetzen ge-
traute. Ein falſcher Traum iſt ſeine be-
lehrende Gottheit; ſonſt erſcheinet ihm
keine, (deren mehrere doch andern erſchei-
nen) waͤhrend der ganzen Iliade. Dieſer
falſche Traum heißt Duͤnkel, dem Aga-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |