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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793.

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fen, daß die Menschen ungleich sind, und
einer den andern regieren, einer dem an-
dern gehorchen soll. Zween können mit
einander singen (d. i. Gott alle gleich lo-
ben;) aber nicht mit einander reden (d. i.
regieren). Einer muß reden, der andre
hören. Darum findet sichs auch also, daß
unter denen, die sich natürlicher Vernunft
und Rechts vermessen und rühmen, gar
viel weidliche und große natürliche Narren
sind; denn das edle Kleinod, so natürlich
Recht und Vernunft heißt, ist ein selten
Ding unter Menschenkindern.

Aber das ist der Teufel und Plage in
der Welt, daß wir in allen Dingen, an
leiblicher Stärke, Größe, Schöne, Gütern,
Gesicht, Farbe, unter einander ungleich
sind; und allein in der Weisheit und Glück
alle wollen gleich seyn, da wir doch am
allerungleichsten unter einander sind. Und

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fen, daß die Menſchen ungleich ſind, und
einer den andern regieren, einer dem an-
dern gehorchen ſoll. Zween koͤnnen mit
einander ſingen (d. i. Gott alle gleich lo-
ben;) aber nicht mit einander reden (d. i.
regieren). Einer muß reden, der andre
hoͤren. Darum findet ſichs auch alſo, daß
unter denen, die ſich natuͤrlicher Vernunft
und Rechts vermeſſen und ruͤhmen, gar
viel weidliche und große natuͤrliche Narren
ſind; denn das edle Kleinod, ſo natuͤrlich
Recht und Vernunft heißt, iſt ein ſelten
Ding unter Menſchenkindern.

Aber das iſt der Teufel und Plage in
der Welt, daß wir in allen Dingen, an
leiblicher Staͤrke, Groͤße, Schoͤne, Guͤtern,
Geſicht, Farbe, unter einander ungleich
ſind; und allein in der Weisheit und Gluͤck
alle wollen gleich ſeyn, da wir doch am
allerungleichſten unter einander ſind. Und

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[25/0030] fen, daß die Menſchen ungleich ſind, und einer den andern regieren, einer dem an- dern gehorchen ſoll. Zween koͤnnen mit einander ſingen (d. i. Gott alle gleich lo- ben;) aber nicht mit einander reden (d. i. regieren). Einer muß reden, der andre hoͤren. Darum findet ſichs auch alſo, daß unter denen, die ſich natuͤrlicher Vernunft und Rechts vermeſſen und ruͤhmen, gar viel weidliche und große natuͤrliche Narren ſind; denn das edle Kleinod, ſo natuͤrlich Recht und Vernunft heißt, iſt ein ſelten Ding unter Menſchenkindern. Aber das iſt der Teufel und Plage in der Welt, daß wir in allen Dingen, an leiblicher Staͤrke, Groͤße, Schoͤne, Guͤtern, Geſicht, Farbe, unter einander ungleich ſind; und allein in der Weisheit und Gluͤck alle wollen gleich ſeyn, da wir doch am allerungleichſten unter einander ſind. Und B 5

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet02_1793/30>, abgerufen am 25.11.2024.