Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

9.

An seine Stelle treten junge, rüstige
Menschen, die mit diesen Gütern forthan-
deln; sie treten ab, und es kommen andre
an ihre Stelle. Menschen sterben, aber die
Menschheit perennirt unsterblich. Ihr Haupt-
gut, der Gebrauch ihrer Kräfte, die Aus-
bildung ihrer Fähigkeiten ist ein gemeines,
bleibendes Gut; und muß natürlicher Weise
im fortgehenden Gebrauch fortwachsen.

10.

Durch Uebung vermehren sich die
Kräfte, nicht nur bei Einzelnen, sondern
ungeheuer mehr bei Vielen nach und mit
einander. Die Menschen schaffen sich immer
mehrere und bessere Werkzeuge; sie lernen
sich selbst einander immer mehr und besser
als Werkzeuge gebrauchen. Die physi-
sche Gewalt der Menschheit nimmt

9.

An ſeine Stelle treten junge, ruͤſtige
Menſchen, die mit dieſen Guͤtern forthan-
deln; ſie treten ab, und es kommen andre
an ihre Stelle. Menſchen ſterben, aber die
Menſchheit perennirt unſterblich. Ihr Haupt-
gut, der Gebrauch ihrer Kraͤfte, die Aus-
bildung ihrer Faͤhigkeiten iſt ein gemeines,
bleibendes Gut; und muß natuͤrlicher Weiſe
im fortgehenden Gebrauch fortwachſen.

10.

Durch Uebung vermehren ſich die
Kraͤfte, nicht nur bei Einzelnen, ſondern
ungeheuer mehr bei Vielen nach und mit
einander. Die Menſchen ſchaffen ſich immer
mehrere und beſſere Werkzeuge; ſie lernen
ſich ſelbſt einander immer mehr und beſſer
als Werkzeuge gebrauchen. Die phyſi-
ſche Gewalt der Menſchheit nimmt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0116" n="111"/>
        <p> <hi rendition="#c">9.</hi> </p><lb/>
        <p>An &#x017F;eine Stelle treten junge, ru&#x0364;&#x017F;tige<lb/>
Men&#x017F;chen, die mit die&#x017F;en Gu&#x0364;tern <hi rendition="#g">forthan</hi>-<lb/><hi rendition="#g">deln</hi>; &#x017F;ie treten ab, und es kommen andre<lb/>
an ihre Stelle. Men&#x017F;chen &#x017F;terben, aber die<lb/>
Men&#x017F;chheit perennirt un&#x017F;terblich. Ihr Haupt-<lb/>
gut, der Gebrauch ihrer Kra&#x0364;fte, die Aus-<lb/>
bildung ihrer Fa&#x0364;higkeiten i&#x017F;t ein gemeines,<lb/>
bleibendes Gut; und muß natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e<lb/>
im fortgehenden Gebrauch <hi rendition="#g">fortwach&#x017F;en</hi>.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c">10.</hi> </p><lb/>
        <p>Durch Uebung <hi rendition="#g">vermehren</hi> &#x017F;ich die<lb/>
Kra&#x0364;fte, nicht nur bei Einzelnen, &#x017F;ondern<lb/>
ungeheuer mehr bei Vielen nach und mit<lb/>
einander. Die Men&#x017F;chen &#x017F;chaffen &#x017F;ich immer<lb/>
mehrere und be&#x017F;&#x017F;ere Werkzeuge; &#x017F;ie lernen<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t einander immer mehr und be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
als Werkzeuge gebrauchen. Die <hi rendition="#g">phy&#x017F;i</hi>-<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;che Gewalt der Men&#x017F;chheit</hi> nimmt<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0116] 9. An ſeine Stelle treten junge, ruͤſtige Menſchen, die mit dieſen Guͤtern forthan- deln; ſie treten ab, und es kommen andre an ihre Stelle. Menſchen ſterben, aber die Menſchheit perennirt unſterblich. Ihr Haupt- gut, der Gebrauch ihrer Kraͤfte, die Aus- bildung ihrer Faͤhigkeiten iſt ein gemeines, bleibendes Gut; und muß natuͤrlicher Weiſe im fortgehenden Gebrauch fortwachſen. 10. Durch Uebung vermehren ſich die Kraͤfte, nicht nur bei Einzelnen, ſondern ungeheuer mehr bei Vielen nach und mit einander. Die Menſchen ſchaffen ſich immer mehrere und beſſere Werkzeuge; ſie lernen ſich ſelbſt einander immer mehr und beſſer als Werkzeuge gebrauchen. Die phyſi- ſche Gewalt der Menſchheit nimmt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet02_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet02_1793/116
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet02_1793/116>, abgerufen am 15.05.2024.