Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 2. Riga, 1793.der Zweck aller menschlicher Verei- 8. Gehet ein Mensch von hinnen, so nimmt der Zweck aller menſchlicher Verei- 8. Gehet ein Menſch von hinnen, ſo nimmt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0115" n="110"/> der <hi rendition="#g">Zweck aller menſchlicher Verei</hi>-<lb/><hi rendition="#g">nigung</hi> ſeyn. Was ihn ſtoͤrt, hindert<lb/> oder aufhebt, iſt unmenſchlich. Lebe der<lb/> Menſch kurz oder lange, in dieſem oder je-<lb/> nem Stande; er ſoll ſeine Exſiſtenz genießen<lb/> und das Beſte davon andern mittheilen;<lb/> dazu ſoll ihm die Geſellſchaft, zu der er ſich<lb/> vereinigt hat, helfen.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">8.</hi> </p><lb/> <p>Gehet ein Menſch von hinnen, ſo nimmt<lb/> er nichts als das Bewußtſeyn mit ſich, ſei-<lb/> ner Pflicht, Menſch zu ſeyn, mehr oder<lb/> minder ein Gnuͤge gethan zu haben. Alles<lb/> andre bleibt hinter ihm, den <hi rendition="#g">Menſchen</hi>.<lb/> Der Gebrauch ſeiner Faͤhigkeiten, alle Zin-<lb/> ſen des Capitals ſeiner Kraͤfte, die das ihm<lb/> geliehene Stammgut oft hoch uͤberſteigen,<lb/> fallen <hi rendition="#g">ſeinem Geſchlecht</hi> anheim.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [110/0115]
der Zweck aller menſchlicher Verei-
nigung ſeyn. Was ihn ſtoͤrt, hindert
oder aufhebt, iſt unmenſchlich. Lebe der
Menſch kurz oder lange, in dieſem oder je-
nem Stande; er ſoll ſeine Exſiſtenz genießen
und das Beſte davon andern mittheilen;
dazu ſoll ihm die Geſellſchaft, zu der er ſich
vereinigt hat, helfen.
8.
Gehet ein Menſch von hinnen, ſo nimmt
er nichts als das Bewußtſeyn mit ſich, ſei-
ner Pflicht, Menſch zu ſeyn, mehr oder
minder ein Gnuͤge gethan zu haben. Alles
andre bleibt hinter ihm, den Menſchen.
Der Gebrauch ſeiner Faͤhigkeiten, alle Zin-
ſen des Capitals ſeiner Kraͤfte, die das ihm
geliehene Stammgut oft hoch uͤberſteigen,
fallen ſeinem Geſchlecht anheim.
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