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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793.

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angesehen werden, dessen Beruf es ist,
menschlichem Elende abzuhelfen, so viel er
kann; er ist ein Arzt, die mancherlei Un-
fälle seiner Unterthanen zu heilen. Die
Stimme der Unglücklichen, das Seufzen
der Elenden soll zu ihm gelangen. Sey es
aus Mitleid mit ihnen, oder aus einer Rück-
kehr des Gedankens auf ihn selbst, so muß
ihn die traurige Lage der Leidenden rühren,
und wenn sein Herz irgend Empfindung
hat, werden sie Hülfe bei ihm finden.

"Ein Fürst ist gegen sein Volk was das
Herz dem Körper ist. Dies empfängt das
Blut aus allen Gliedern, und stößt es mit
Gewalt bis an ihre äußersten Enden zurück.
Der Fürst empfängt die Treue und den Ge-
horsam seiner Unterthanen; er giebt ihnen
Ueberfluß, Glückseligkeit, Ruhe, und was
irgend zum Wachsthum und zum Wohl der
Gesellschaft thun kann, wieder.

angeſehen werden, deſſen Beruf es iſt,
menſchlichem Elende abzuhelfen, ſo viel er
kann; er iſt ein Arzt, die mancherlei Un-
faͤlle ſeiner Unterthanen zu heilen. Die
Stimme der Ungluͤcklichen, das Seufzen
der Elenden ſoll zu ihm gelangen. Sey es
aus Mitleid mit ihnen, oder aus einer Ruͤck-
kehr des Gedankens auf ihn ſelbſt, ſo muß
ihn die traurige Lage der Leidenden ruͤhren,
und wenn ſein Herz irgend Empfindung
hat, werden ſie Huͤlfe bei ihm finden.

„Ein Fuͤrſt iſt gegen ſein Volk was das
Herz dem Koͤrper iſt. Dies empfaͤngt das
Blut aus allen Gliedern, und ſtoͤßt es mit
Gewalt bis an ihre aͤußerſten Enden zuruͤck.
Der Fuͤrſt empfaͤngt die Treue und den Ge-
horſam ſeiner Unterthanen; er giebt ihnen
Ueberfluß, Gluͤckſeligkeit, Ruhe, und was
irgend zum Wachsthum und zum Wohl der
Geſellſchaft thun kann, wieder.

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[77/0084] angeſehen werden, deſſen Beruf es iſt, menſchlichem Elende abzuhelfen, ſo viel er kann; er iſt ein Arzt, die mancherlei Un- faͤlle ſeiner Unterthanen zu heilen. Die Stimme der Ungluͤcklichen, das Seufzen der Elenden ſoll zu ihm gelangen. Sey es aus Mitleid mit ihnen, oder aus einer Ruͤck- kehr des Gedankens auf ihn ſelbſt, ſo muß ihn die traurige Lage der Leidenden ruͤhren, und wenn ſein Herz irgend Empfindung hat, werden ſie Huͤlfe bei ihm finden. „Ein Fuͤrſt iſt gegen ſein Volk was das Herz dem Koͤrper iſt. Dies empfaͤngt das Blut aus allen Gliedern, und ſtoͤßt es mit Gewalt bis an ihre aͤußerſten Enden zuruͤck. Der Fuͤrſt empfaͤngt die Treue und den Ge- horſam ſeiner Unterthanen; er giebt ihnen Ueberfluß, Gluͤckſeligkeit, Ruhe, und was irgend zum Wachsthum und zum Wohl der Geſellſchaft thun kann, wieder.

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793/84>, abgerufen am 24.11.2024.