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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793.

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So ists mit den patriotischen Oden Uz,
Klopstocks; und der Preußische Kriegs-
sänger ist eben sowohl Volks- Friedens-
Staatssänger geworden, hat bis auf die
neuesten Zeiten fast an jeder großen Ange-
legenheit Antheil genommen, die seinem
Gesichtskreise irgend nur nahe lag *) -- --

Aber, m. F., nach unsrer Lage der
Dinge halte ich das zu nahe, zu starke
Theilnehmen der Dichter an politischen An-
gelegenheiten beinahe für schädlich. Zubald
nimmt der Dichter einseitige Parthei, und
thut der besten Sache, (geschweige einer
schwachen, wankenden) mit dem besten

*) Seitdem sind Gleims Zeitgedichte in
einer Sammlung erschienen, (1792.) die keinem,
der am Geiste der Zeit Antheil nimmt, unin-
tereßant seyn kann.
A. d. H.
L 5

So iſts mit den patriotiſchen Oden Uz,
Klopſtocks; und der Preußiſche Kriegs-
ſaͤnger iſt eben ſowohl Volks- Friedens-
Staatsſaͤnger geworden, hat bis auf die
neueſten Zeiten faſt an jeder großen Ange-
legenheit Antheil genommen, die ſeinem
Geſichtskreiſe irgend nur nahe lag *) — —

Aber, m. F., nach unſrer Lage der
Dinge halte ich das zu nahe, zu ſtarke
Theilnehmen der Dichter an politiſchen An-
gelegenheiten beinahe fuͤr ſchaͤdlich. Zubald
nimmt der Dichter einſeitige Parthei, und
thut der beſten Sache, (geſchweige einer
ſchwachen, wankenden) mit dem beſten

*) Seitdem ſind Gleims Zeitgedichte in
einer Sammlung erſchienen, (1792.) die keinem,
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A. d. H.
L 5
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[169/0176] So iſts mit den patriotiſchen Oden Uz, Klopſtocks; und der Preußiſche Kriegs- ſaͤnger iſt eben ſowohl Volks- Friedens- Staatsſaͤnger geworden, hat bis auf die neueſten Zeiten faſt an jeder großen Ange- legenheit Antheil genommen, die ſeinem Geſichtskreiſe irgend nur nahe lag *) — — Aber, m. F., nach unſrer Lage der Dinge halte ich das zu nahe, zu ſtarke Theilnehmen der Dichter an politiſchen An- gelegenheiten beinahe fuͤr ſchaͤdlich. Zubald nimmt der Dichter einſeitige Parthei, und thut der beſten Sache, (geſchweige einer ſchwachen, wankenden) mit dem beſten *) Seitdem ſind Gleims Zeitgedichte in einer Sammlung erſchienen, (1792.) die keinem, der am Geiſte der Zeit Antheil nimmt, unin- tereßant ſeyn kann. A. d. H. L 5

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 1. Riga, 1793, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet01_1793/176>, abgerufen am 30.04.2024.