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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785.

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Europäischen Kanonen reichen. Das Jnnere von Afrika hat
von neuern Europäern niemand durchreiset, wie es doch die
Arabischen Karawanen so oft thuna); was wir von ihm
wissen, sind Sagen aus dem Munde der Schwarzen oder
ziemlich alte Nachrichten einiger glücklichen oder unglückli-
chen Abentheurerb). -- Zudem scheint auch bei den Na-
tionen, die wir schon kennen könnten, das Auge der Euro-
päer viel zu tyrannisch-sorglos zu seyn, um bei schwarzen
elenden Sklaven Unterschiede der Nationalbildung ausfor-
schen zu wollen. Man betrachtet sie wie Vieh und bemerkt
sie im Kauf nur nach den Zähnen. Ein Herrnhutischer Mis-
sionariusc) hat aus einem andern Welttheil her uns sorg-
fältigere Unterscheidungen von Völkerschaften der Neger ge-
geben, als so manche Afrikanische Reisende, die an die Kü-
ste streiften. Welch ein Glück wäre es für Natur- und
Menschenkunde, wenn eine Gesellschaft Menschen von For-
sters
Geist, von Sparrmanns Geduld und von den Kännt-
nissen beider, dies unentdeckte Land durchzögen! Die Nach-
richten, die man von den Menschenfresserischen Jaga's und
Anziken giebt, sind gewiß übertrieben, wenn man sie auf

alle
a) S. Schotts Nachrichten vom Senega S. 49. 50.
b) Zimmermanns Vergleichung der bekannten und unbekannten
Theile, eine Abhandlung voll Gelehrsamkeit und Urtheil, in
der Geogr. Gesch. des Menschen B. 3. S. 104. u. f.
c) Oldendorps Mißionsgeschichte auf St. Thomas S. 270. u. f.

Europaͤiſchen Kanonen reichen. Das Jnnere von Afrika hat
von neuern Europaͤern niemand durchreiſet, wie es doch die
Arabiſchen Karawanen ſo oft thuna); was wir von ihm
wiſſen, ſind Sagen aus dem Munde der Schwarzen oder
ziemlich alte Nachrichten einiger gluͤcklichen oder ungluͤckli-
chen Abentheurerb). — Zudem ſcheint auch bei den Na-
tionen, die wir ſchon kennen koͤnnten, das Auge der Euro-
paͤer viel zu tyranniſch-ſorglos zu ſeyn, um bei ſchwarzen
elenden Sklaven Unterſchiede der Nationalbildung ausfor-
ſchen zu wollen. Man betrachtet ſie wie Vieh und bemerkt
ſie im Kauf nur nach den Zaͤhnen. Ein Herrnhutiſcher Miſ-
ſionariusc) hat aus einem andern Welttheil her uns ſorg-
faͤltigere Unterſcheidungen von Voͤlkerſchaften der Neger ge-
geben, als ſo manche Afrikaniſche Reiſende, die an die Kuͤ-
ſte ſtreiften. Welch ein Gluͤck waͤre es fuͤr Natur- und
Menſchenkunde, wenn eine Geſellſchaft Menſchen von For-
ſters
Geiſt, von Sparrmanns Geduld und von den Kaͤnnt-
niſſen beider, dies unentdeckte Land durchzoͤgen! Die Nach-
richten, die man von den Menſchenfreſſeriſchen Jaga's und
Anziken giebt, ſind gewiß uͤbertrieben, wenn man ſie auf

alle
a) S. Schotts Nachrichten vom Senega S. 49. 50.
b) Zimmermanns Vergleichung der bekannten und unbekannten
Theile, eine Abhandlung voll Gelehrſamkeit und Urtheil, in
der Geogr. Geſch. des Menſchen B. 3. S. 104. u. f.
c) Oldendorps Mißionsgeſchichte auf St. Thomas S. 270. u. f.
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[40/0052] Europaͤiſchen Kanonen reichen. Das Jnnere von Afrika hat von neuern Europaͤern niemand durchreiſet, wie es doch die Arabiſchen Karawanen ſo oft thun a); was wir von ihm wiſſen, ſind Sagen aus dem Munde der Schwarzen oder ziemlich alte Nachrichten einiger gluͤcklichen oder ungluͤckli- chen Abentheurer b). — Zudem ſcheint auch bei den Na- tionen, die wir ſchon kennen koͤnnten, das Auge der Euro- paͤer viel zu tyranniſch-ſorglos zu ſeyn, um bei ſchwarzen elenden Sklaven Unterſchiede der Nationalbildung ausfor- ſchen zu wollen. Man betrachtet ſie wie Vieh und bemerkt ſie im Kauf nur nach den Zaͤhnen. Ein Herrnhutiſcher Miſ- ſionarius c) hat aus einem andern Welttheil her uns ſorg- faͤltigere Unterſcheidungen von Voͤlkerſchaften der Neger ge- geben, als ſo manche Afrikaniſche Reiſende, die an die Kuͤ- ſte ſtreiften. Welch ein Gluͤck waͤre es fuͤr Natur- und Menſchenkunde, wenn eine Geſellſchaft Menſchen von For- ſters Geiſt, von Sparrmanns Geduld und von den Kaͤnnt- niſſen beider, dies unentdeckte Land durchzoͤgen! Die Nach- richten, die man von den Menſchenfreſſeriſchen Jaga's und Anziken giebt, ſind gewiß uͤbertrieben, wenn man ſie auf alle a) S. Schotts Nachrichten vom Senega S. 49. 50. b) Zimmermanns Vergleichung der bekannten und unbekannten Theile, eine Abhandlung voll Gelehrſamkeit und Urtheil, in der Geogr. Geſch. des Menſchen B. 3. S. 104. u. f. c) Oldendorps Mißionsgeſchichte auf St. Thomas S. 270. u. f.

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/52>, abgerufen am 24.11.2024.