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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785.

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VII.
Schluß der ältesten Schrifttradition über den
Anfang der Menschengeschichte.


Das Uebrige, was uns diese alte Sage von Namen, Jah-
ren, Erfindung der Künste, Revolutionen u. f. aufbehalten
hat, ist in Allem die Echo einer Nationalerzählung. Wir
wissen nicht, wie der erste Mensch geheißen, noch welche Spra-
che er geredet habe? denn Adam heißt ein Erdmann, Eva
eine Lebendige in der Sprache dieses Volks: ihre Namen sind
Symbole ihrer Geschichte und jedes andre Volk nennet sie mit
andern bedeutenden Namen. Die Erfindungen, auf die hier
Rücksicht genommen wird, sind nur die, die ein Hirten- und
Ackervolk des westlichern Asiens betrafen und auch über sie
giebt die Tradition abermals nichts als Namendenkmale. Der
daurende Stamm, heißt es, daurete: der Besitzer besaß: um
den getrauert ward, der war ermordet; in solchen Wort-Hie-
roglyphen ziehet sich der Stammbaum zweier Lebensarten, der
Hirten und Ackerleute oder Hölenbewohner hinunter. Die
Geschichte der Sethiten und Kainiten ist im Grunde nichts als
eine Beurkundung der zwo ältesten Lebensweisen, die die Ara-

bische
VII.
Schluß der aͤlteſten Schrifttradition uͤber den
Anfang der Menſchengeſchichte.


Das Uebrige, was uns dieſe alte Sage von Namen, Jah-
ren, Erfindung der Kuͤnſte, Revolutionen u. f. aufbehalten
hat, iſt in Allem die Echo einer Nationalerzaͤhlung. Wir
wiſſen nicht, wie der erſte Menſch geheißen, noch welche Spra-
che er geredet habe? denn Adam heißt ein Erdmann, Eva
eine Lebendige in der Sprache dieſes Volks: ihre Namen ſind
Symbole ihrer Geſchichte und jedes andre Volk nennet ſie mit
andern bedeutenden Namen. Die Erfindungen, auf die hier
Ruͤckſicht genommen wird, ſind nur die, die ein Hirten- und
Ackervolk des weſtlichern Aſiens betrafen und auch uͤber ſie
giebt die Tradition abermals nichts als Namendenkmale. Der
daurende Stamm, heißt es, daurete: der Beſitzer beſaß: um
den getrauert ward, der war ermordet; in ſolchen Wort-Hie-
roglyphen ziehet ſich der Stammbaum zweier Lebensarten, der
Hirten und Ackerleute oder Hoͤlenbewohner hinunter. Die
Geſchichte der Sethiten und Kainiten iſt im Grunde nichts als
eine Beurkundung der zwo aͤlteſten Lebensweiſen, die die Ara-

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[340/0352] VII. Schluß der aͤlteſten Schrifttradition uͤber den Anfang der Menſchengeſchichte. Das Uebrige, was uns dieſe alte Sage von Namen, Jah- ren, Erfindung der Kuͤnſte, Revolutionen u. f. aufbehalten hat, iſt in Allem die Echo einer Nationalerzaͤhlung. Wir wiſſen nicht, wie der erſte Menſch geheißen, noch welche Spra- che er geredet habe? denn Adam heißt ein Erdmann, Eva eine Lebendige in der Sprache dieſes Volks: ihre Namen ſind Symbole ihrer Geſchichte und jedes andre Volk nennet ſie mit andern bedeutenden Namen. Die Erfindungen, auf die hier Ruͤckſicht genommen wird, ſind nur die, die ein Hirten- und Ackervolk des weſtlichern Aſiens betrafen und auch uͤber ſie giebt die Tradition abermals nichts als Namendenkmale. Der daurende Stamm, heißt es, daurete: der Beſitzer beſaß: um den getrauert ward, der war ermordet; in ſolchen Wort-Hie- roglyphen ziehet ſich der Stammbaum zweier Lebensarten, der Hirten und Ackerleute oder Hoͤlenbewohner hinunter. Die Geſchichte der Sethiten und Kainiten iſt im Grunde nichts als eine Beurkundung der zwo aͤlteſten Lebensweiſen, die die Ara- biſche

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/352>, abgerufen am 23.11.2024.