mit dem Menschen die Werkstäte schloß und ihre Gebilde, die sie im Boden des Meers mit dem reichsten Ueberfluß ange- fangen hatte, jetzt in der erlesensten Sparsamkeit vollführte. "Gott schuf den Menschen, sagt die älteste schriftliche Tradition der Völker, in seinem Gebilde: ein Gleichniß Gottes schuf er in ihm, Einen Mann und Ein Weib; nach dem Un- zählichen, das er geschaffen hatte, die kleinste Zahl: da ruhete er und schuf nicht fürder." Die lebendige Pyramide war hier bei ihrem Gipfel vollendet.
Wo konnte dieser Gipfel nun statt finden? wo erzeugte sich die Perle der vollendeten Erde? Nothwendig im Mittelpunkt der regsten organischen Kräfte, wo, wenn ich so sagen darf, die Schöpfung am weitsten gediehen, am längsten und feinsten ausgearbeitet war; und wo war dieses, als etwa in Asien, wie schon der Bau der Erde muthmaaslich saget. Jn Asien näm- lich hatte unsre Kugel jene große und weite Höhe, die nie vom Wasser bedeckt, ihren Felsenrücken in die Länge und Breite vielarmig hinzog. Hier also war die meiste Anziehung wir- kender Kräfte, hier rieb und kreisete sich der elektrische Strom, hier setzten sich die Materien des Fruchtreichen Chaos in grö- ßester Fülle nieder. Um diese Gebürge entstand der größeste Welttheil, wie seine Gestalt zeiget: auf und an diesen Ge- bürgen lebt die größeste Menge aller Arten lebendiger Thier-
schö-
mit dem Menſchen die Werkſtaͤte ſchloß und ihre Gebilde, die ſie im Boden des Meers mit dem reichſten Ueberfluß ange- fangen hatte, jetzt in der erleſenſten Sparſamkeit vollfuͤhrte. ”Gott ſchuf den Menſchen, ſagt die aͤlteſte ſchriftliche Tradition der Voͤlker, in ſeinem Gebilde: ein Gleichniß Gottes ſchuf er in ihm, Einen Mann und Ein Weib; nach dem Un- zaͤhlichen, das er geſchaffen hatte, die kleinſte Zahl: da ruhete er und ſchuf nicht fuͤrder.” Die lebendige Pyramide war hier bei ihrem Gipfel vollendet.
Wo konnte dieſer Gipfel nun ſtatt finden? wo erzeugte ſich die Perle der vollendeten Erde? Nothwendig im Mittelpunkt der regſten organiſchen Kraͤfte, wo, wenn ich ſo ſagen darf, die Schoͤpfung am weitſten gediehen, am laͤngſten und feinſten ausgearbeitet war; und wo war dieſes, als etwa in Aſien, wie ſchon der Bau der Erde muthmaaslich ſaget. Jn Aſien naͤm- lich hatte unſre Kugel jene große und weite Hoͤhe, die nie vom Waſſer bedeckt, ihren Felſenruͤcken in die Laͤnge und Breite vielarmig hinzog. Hier alſo war die meiſte Anziehung wir- kender Kraͤfte, hier rieb und kreiſete ſich der elektriſche Strom, hier ſetzten ſich die Materien des Fruchtreichen Chaos in groͤ- ßeſter Fuͤlle nieder. Um dieſe Gebuͤrge entſtand der groͤßeſte Welttheil, wie ſeine Geſtalt zeiget: auf und an dieſen Ge- buͤrgen lebt die groͤßeſte Menge aller Arten lebendiger Thier-
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mit dem Menſchen die Werkſtaͤte ſchloß und ihre Gebilde, die
ſie im Boden des Meers mit dem reichſten Ueberfluß ange-
fangen hatte, jetzt in der erleſenſten Sparſamkeit vollfuͤhrte.
”Gott ſchuf den Menſchen, ſagt die aͤlteſte ſchriftliche Tradition
der Voͤlker, in ſeinem Gebilde: ein Gleichniß Gottes
ſchuf er in ihm, Einen Mann und Ein Weib; nach dem Un-
zaͤhlichen, das er geſchaffen hatte, die kleinſte Zahl: da ruhete
er und ſchuf nicht fuͤrder.” Die lebendige Pyramide war hier
bei ihrem Gipfel vollendet.
Wo konnte dieſer Gipfel nun ſtatt finden? wo erzeugte ſich
die Perle der vollendeten Erde? Nothwendig im Mittelpunkt
der regſten organiſchen Kraͤfte, wo, wenn ich ſo ſagen darf,
die Schoͤpfung am weitſten gediehen, am laͤngſten und feinſten
ausgearbeitet war; und wo war dieſes, als etwa in Aſien, wie
ſchon der Bau der Erde muthmaaslich ſaget. Jn Aſien naͤm-
lich hatte unſre Kugel jene große und weite Hoͤhe, die nie vom
Waſſer bedeckt, ihren Felſenruͤcken in die Laͤnge und Breite
vielarmig hinzog. Hier alſo war die meiſte Anziehung wir-
kender Kraͤfte, hier rieb und kreiſete ſich der elektriſche Strom,
hier ſetzten ſich die Materien des Fruchtreichen Chaos in groͤ-
ßeſter Fuͤlle nieder. Um dieſe Gebuͤrge entſtand der groͤßeſte
Welttheil, wie ſeine Geſtalt zeiget: auf und an dieſen Ge-
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/300>, abgerufen am 24.11.2024.
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