von einer vor unsrer Erde bewohnten Erde; ja wenn auch die alte Masse durch ein solches Schicksal zusammengeschmolzen wäre, so blieb gewiß kein lebendiger Rest der Urwelt für uns übrig. Die Erde sowohl, als die Geschichte ihrer Lebendigen, wie sie jetzt ist, bleibt also für den Forscher ein reines ganzes Problem zur Auflösung. Einem solchen treten wir näher und fragen:
II. Wo war die Bildungsstäte und der älteste Wohn- sitz der Menschen?
Daß er an keinem spät entstandenen Erdrande gewesen seyn kann, bedarf keines Erweises und so treten wir sogleich auf die Höhen der ewigen Urgebürge und der an sie allmälich gelager- ten Länder. Entstanden überall Menschen, wie überall Scha- lenthiere entstanden? gebar das Mondsgebürge den Neger, wie etwa die Andes den Amerikaner, der Ural den Asiaten, die Europäischen Alpen den Europäer gebahren? und hat jedes Hauptgebürge der Welt etwa seinen eignen Strich der Mensch- heit? Warum, da jeder Welttheil seine eigne Thierarten hat, die anderswo nicht leben können und also auf und zu ihm ge- bohren seyn müssen, sollte er nicht auch seine eigne Menschen-
gattung
von einer vor unſrer Erde bewohnten Erde; ja wenn auch die alte Maſſe durch ein ſolches Schickſal zuſammengeſchmolzen waͤre, ſo blieb gewiß kein lebendiger Reſt der Urwelt fuͤr uns uͤbrig. Die Erde ſowohl, als die Geſchichte ihrer Lebendigen, wie ſie jetzt iſt, bleibt alſo fuͤr den Forſcher ein reines ganzes Problem zur Aufloͤſung. Einem ſolchen treten wir naͤher und fragen:
II. Wo war die Bildungsſtaͤte und der aͤlteſte Wohn- ſitz der Menſchen?
Daß er an keinem ſpaͤt entſtandenen Erdrande geweſen ſeyn kann, bedarf keines Erweiſes und ſo treten wir ſogleich auf die Hoͤhen der ewigen Urgebuͤrge und der an ſie allmaͤlich gelager- ten Laͤnder. Entſtanden uͤberall Menſchen, wie uͤberall Scha- lenthiere entſtanden? gebar das Mondsgebuͤrge den Neger, wie etwa die Andes den Amerikaner, der Ural den Aſiaten, die Europaͤiſchen Alpen den Europaͤer gebahren? und hat jedes Hauptgebuͤrge der Welt etwa ſeinen eignen Strich der Menſch- heit? Warum, da jeder Welttheil ſeine eigne Thierarten hat, die anderswo nicht leben koͤnnen und alſo auf und zu ihm ge- bohren ſeyn muͤſſen, ſollte er nicht auch ſeine eigne Menſchen-
gattung
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von einer vor unſrer Erde bewohnten Erde; ja wenn auch die alte
Maſſe durch ein ſolches Schickſal zuſammengeſchmolzen waͤre,
ſo blieb gewiß kein lebendiger Reſt der Urwelt fuͤr uns uͤbrig.
Die Erde ſowohl, als die Geſchichte ihrer Lebendigen, wie ſie
jetzt iſt, bleibt alſo fuͤr den Forſcher ein reines ganzes Problem
zur Aufloͤſung. Einem ſolchen treten wir naͤher und fragen:
II.
Wo war die Bildungsſtaͤte und der aͤlteſte Wohn-
ſitz der Menſchen?
Daß er an keinem ſpaͤt entſtandenen Erdrande geweſen ſeyn
kann, bedarf keines Erweiſes und ſo treten wir ſogleich auf die
Hoͤhen der ewigen Urgebuͤrge und der an ſie allmaͤlich gelager-
ten Laͤnder. Entſtanden uͤberall Menſchen, wie uͤberall Scha-
lenthiere entſtanden? gebar das Mondsgebuͤrge den Neger,
wie etwa die Andes den Amerikaner, der Ural den Aſiaten, die
Europaͤiſchen Alpen den Europaͤer gebahren? und hat jedes
Hauptgebuͤrge der Welt etwa ſeinen eignen Strich der Menſch-
heit? Warum, da jeder Welttheil ſeine eigne Thierarten hat,
die anderswo nicht leben koͤnnen und alſo auf und zu ihm ge-
bohren ſeyn muͤſſen, ſollte er nicht auch ſeine eigne Menſchen-
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/296>, abgerufen am 04.07.2024.
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