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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784.

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tungen zu vergleichen und daher Thier und Gehirn gegen
einander zu wägen. Aus drei Ursachen kann dies Wägen
und diese Zahlbestimmung keine reinen Resultate geben.

1. Weil das Eine Glied des Verhältnisses, die Masse
des Körpers, zu unbestimmt ist und zu dem andern fein be-
stimmten Gliede, dem Gehirn selbst, keine reine Proportion
gewähret. Wie verschiedenartig sind die Dinge, die in ei-
nem Körper wiegen! und wie verschieden kann das Verhält-
niß seyn, das die Natur unter ihnen veststellte! Sie wußte
dem Elephanten seinen schweren Körper, selbst sein schweres
Haupt durch Luft zu erleichtern und ohngeachtet seines nicht
übergroßen Gehirnes ist er der Weiseste der Thiere. Was
wiegt im Körper des Thiers am meisten? Die Knochen und
mit ihnen hat das Gehirn kein unmittelbares Verhältniß.

2. Ohnstreitig kommt viel darauf an: wozu das Ge-
hirn für den Körper gebraucht werde? wohin und zu welchen
Lebensverrichtungen es seine Nerven sende? Wenn man also
Gehirn- und Nervengebäude gegen einander wöge; so gäbe es
schon ein feineres und dennoch kein reines Verhältniß: denn
das Gewicht beider zeigt doch nie, weder die Feinheit der
Nerven, noch die Absicht ihrer Wege.


3. Also
Y 2

tungen zu vergleichen und daher Thier und Gehirn gegen
einander zu waͤgen. Aus drei Urſachen kann dies Waͤgen
und dieſe Zahlbeſtimmung keine reinen Reſultate geben.

1. Weil das Eine Glied des Verhaͤltniſſes, die Maſſe
des Koͤrpers, zu unbeſtimmt iſt und zu dem andern fein be-
ſtimmten Gliede, dem Gehirn ſelbſt, keine reine Proportion
gewaͤhret. Wie verſchiedenartig ſind die Dinge, die in ei-
nem Koͤrper wiegen! und wie verſchieden kann das Verhaͤlt-
niß ſeyn, das die Natur unter ihnen veſtſtellte! Sie wußte
dem Elephanten ſeinen ſchweren Koͤrper, ſelbſt ſein ſchweres
Haupt durch Luft zu erleichtern und ohngeachtet ſeines nicht
uͤbergroßen Gehirnes iſt er der Weiſeſte der Thiere. Was
wiegt im Koͤrper des Thiers am meiſten? Die Knochen und
mit ihnen hat das Gehirn kein unmittelbares Verhaͤltniß.

2. Ohnſtreitig kommt viel darauf an: wozu das Ge-
hirn fuͤr den Koͤrper gebraucht werde? wohin und zu welchen
Lebensverrichtungen es ſeine Nerven ſende? Wenn man alſo
Gehirn- und Nervengebaͤude gegen einander woͤge; ſo gaͤbe es
ſchon ein feineres und dennoch kein reines Verhaͤltniß: denn
das Gewicht beider zeigt doch nie, weder die Feinheit der
Nerven, noch die Abſicht ihrer Wege.


3. Alſo
Y 2
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[191[171]/0193] tungen zu vergleichen und daher Thier und Gehirn gegen einander zu waͤgen. Aus drei Urſachen kann dies Waͤgen und dieſe Zahlbeſtimmung keine reinen Reſultate geben. 1. Weil das Eine Glied des Verhaͤltniſſes, die Maſſe des Koͤrpers, zu unbeſtimmt iſt und zu dem andern fein be- ſtimmten Gliede, dem Gehirn ſelbſt, keine reine Proportion gewaͤhret. Wie verſchiedenartig ſind die Dinge, die in ei- nem Koͤrper wiegen! und wie verſchieden kann das Verhaͤlt- niß ſeyn, das die Natur unter ihnen veſtſtellte! Sie wußte dem Elephanten ſeinen ſchweren Koͤrper, ſelbſt ſein ſchweres Haupt durch Luft zu erleichtern und ohngeachtet ſeines nicht uͤbergroßen Gehirnes iſt er der Weiſeſte der Thiere. Was wiegt im Koͤrper des Thiers am meiſten? Die Knochen und mit ihnen hat das Gehirn kein unmittelbares Verhaͤltniß. 2. Ohnſtreitig kommt viel darauf an: wozu das Ge- hirn fuͤr den Koͤrper gebraucht werde? wohin und zu welchen Lebensverrichtungen es ſeine Nerven ſende? Wenn man alſo Gehirn- und Nervengebaͤude gegen einander woͤge; ſo gaͤbe es ſchon ein feineres und dennoch kein reines Verhaͤltniß: denn das Gewicht beider zeigt doch nie, weder die Feinheit der Nerven, noch die Abſicht ihrer Wege. 3. Alſo Y 2

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 191[171]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/193>, abgerufen am 23.11.2024.