Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784.Erde fortkommen konnte. Dem Thier ward ein vierfüßiger 7. Nothwendig mußte also in einer so durchdachten stimmtes
Erde fortkommen konnte. Dem Thier ward ein vierfuͤßiger 7. Nothwendig mußte alſo in einer ſo durchdachten ſtimmtes
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0170" n="168[148]"/> Erde fortkommen konnte. Dem Thier ward ein vierfuͤßiger<lb/> Gang: denn als Menſchenhaͤnde konnt' es noch nicht ſeine<lb/> Vorfuͤſſe gebrauchen; durch den vierfuͤßigen Gang aber ward<lb/> ihm ſein Stand, ſein Lauf, ſein Sprung und der Gebrauch<lb/> aller ſeiner Thierſinne am leichtſten. Noch haͤngt ſein Kopf<lb/> zur Erde: denn von der Erde ſuchts Nahrung. Der Ge-<lb/> ruch iſt bei den meiſten herrſchend: denn er muß den Jnſtinkt<lb/> wecken oder ihn leiten. Bei dieſem iſt das Gehoͤr, bei je-<lb/> nem das Auge ſcharf; und ſo hat die Natur nicht nur bei<lb/> der vierfuͤßigen Thierbildung uͤberhaupt, ſondern bei der<lb/> Bildung jedes Geſchlechts beſonders die Proportion der<lb/> Kraͤfte und Sinne gewaͤhlt, die ſich in dieſer Organiſation<lb/> am beſten zuſammen uͤben konnten. Darnach verlaͤngte oder<lb/> kuͤrzte ſie die Glieder: darnach ſtaͤrkte oder ſchwaͤchete ſie die<lb/> Kraͤfte: jedes Geſchoͤpf iſt ein Zaͤhler zu dem großen Nen-<lb/> ner, der die Natur ſelbſt iſt: denn auch der Menſch iſt ja<lb/> nur ein Bruch des Ganzen, eine Proportion von Kraͤften,<lb/> die ſich in dieſer und keiner andern Organiſation durch die<lb/> gemeinſchaftliche Beihuͤlfe vieler Glieder zu Einem Ganzen<lb/> bilden ſollte.</p><lb/> <p>7. Nothwendig mußte alſo in einer ſo durchdachten<lb/> Erdorganiſation <hi rendition="#fr">keine Kraft die andre, kein Trieb den<lb/> andern ſtoͤren</hi>; und unendlich ſchoͤn iſt die Sorgfalt, die die<lb/> Natur hier verwandte. Die meiſten Thiere haben ihr <hi rendition="#fr">be-</hi></p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſtimmtes</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [168[148]/0170]
Erde fortkommen konnte. Dem Thier ward ein vierfuͤßiger
Gang: denn als Menſchenhaͤnde konnt' es noch nicht ſeine
Vorfuͤſſe gebrauchen; durch den vierfuͤßigen Gang aber ward
ihm ſein Stand, ſein Lauf, ſein Sprung und der Gebrauch
aller ſeiner Thierſinne am leichtſten. Noch haͤngt ſein Kopf
zur Erde: denn von der Erde ſuchts Nahrung. Der Ge-
ruch iſt bei den meiſten herrſchend: denn er muß den Jnſtinkt
wecken oder ihn leiten. Bei dieſem iſt das Gehoͤr, bei je-
nem das Auge ſcharf; und ſo hat die Natur nicht nur bei
der vierfuͤßigen Thierbildung uͤberhaupt, ſondern bei der
Bildung jedes Geſchlechts beſonders die Proportion der
Kraͤfte und Sinne gewaͤhlt, die ſich in dieſer Organiſation
am beſten zuſammen uͤben konnten. Darnach verlaͤngte oder
kuͤrzte ſie die Glieder: darnach ſtaͤrkte oder ſchwaͤchete ſie die
Kraͤfte: jedes Geſchoͤpf iſt ein Zaͤhler zu dem großen Nen-
ner, der die Natur ſelbſt iſt: denn auch der Menſch iſt ja
nur ein Bruch des Ganzen, eine Proportion von Kraͤften,
die ſich in dieſer und keiner andern Organiſation durch die
gemeinſchaftliche Beihuͤlfe vieler Glieder zu Einem Ganzen
bilden ſollte.
7. Nothwendig mußte alſo in einer ſo durchdachten
Erdorganiſation keine Kraft die andre, kein Trieb den
andern ſtoͤren; und unendlich ſchoͤn iſt die Sorgfalt, die die
Natur hier verwandte. Die meiſten Thiere haben ihr be-
ſtimmtes
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