Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773.choix des Romances anciennes & mo- Dazu kommt nun noch das, daß die weni- Sehen Sie einmal, in welcher gekünstel- rischen E 3
choix des Romances anciennes & mo- Dazu kommt nun noch das, daß die weni- Sehen Sie einmal, in welcher gekuͤnſtel- riſchen E 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0073" n="69"/><hi rendition="#aq">choix des Romances anciennes & mo-<lb/> dernes</hi> finden werden — und ſo ſang man ihm<lb/> nach. Seine beyden andern Stuͤcke neigten<lb/> ſich ins Komiſche; die Nachſinger ſtuͤrzten ſich<lb/> mit ganzem plumpen Leibe hinein, und ſo haben<lb/> wir jetzt eine Menge des Zeugs, und Alle nach<lb/> Einem Schlage, und alle in der uneigentlich-<lb/> ſten Romanzenart, und faſt alle ſo gemein, ſo<lb/> ſehr auf ein Einmaliges leſen — daß, nach<lb/> weniger Zeit, wir faſt Nichts wieder, als die<lb/> Gleimſchen uͤbrig haben werden.</p><lb/> <p>Dazu kommt nun noch das, daß die weni-<lb/> gen fremden, die uͤberſetzt ſind, ſo ſchlecht uͤber-<lb/> ſetzt ſind, (ich fuͤhre Jhnen nur die <hi rendition="#fr">ſchoͤne Ro-<lb/> ſemunde,</hi> und <hi rendition="#fr">Alkanzor</hi> und <hi rendition="#fr">Zaide</hi> an,<lb/> welche letztere noch den Vorzug hat, zweymal<lb/> elend uͤberſetzt zu ſeyn) und da der Ton nun<lb/> Einmal gegeben iſt: ſo ſingt man fort, und<lb/> verfehlt alſo den ganzen Nutzen, den fuͤr unſer<lb/> jetziges Zeitalter dieſe Dichtart haben koͤnnte,<lb/> nemlich unſre <hi rendition="#fr">lyriſchen Geſaͤnge, Oden,<lb/> Lieder,</hi> und wie man ſie ſonſt nennt, etwas<lb/> zu <hi rendition="#fr">einfaͤltigen,</hi> an einfachere Gegenſtaͤnde<lb/> und edlere Behandlung derſelben zu gewoͤhnen,<lb/> kurz uns von ſo manchem druͤckenden Schmuck<lb/> zu befreyen, der uns jetzt faſt Geſetz geworden.</p><lb/> <p>Sehen Sie einmal, in welcher gekuͤnſtel-<lb/> ten, uͤberladnen, gothiſchen Manier die neu-<lb/> ern ſogenannten Philoſophiſchen und Pinda-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E 3</fw><fw place="bottom" type="catch">riſchen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [69/0073]
choix des Romances anciennes & mo-
dernes finden werden — und ſo ſang man ihm
nach. Seine beyden andern Stuͤcke neigten
ſich ins Komiſche; die Nachſinger ſtuͤrzten ſich
mit ganzem plumpen Leibe hinein, und ſo haben
wir jetzt eine Menge des Zeugs, und Alle nach
Einem Schlage, und alle in der uneigentlich-
ſten Romanzenart, und faſt alle ſo gemein, ſo
ſehr auf ein Einmaliges leſen — daß, nach
weniger Zeit, wir faſt Nichts wieder, als die
Gleimſchen uͤbrig haben werden.
Dazu kommt nun noch das, daß die weni-
gen fremden, die uͤberſetzt ſind, ſo ſchlecht uͤber-
ſetzt ſind, (ich fuͤhre Jhnen nur die ſchoͤne Ro-
ſemunde, und Alkanzor und Zaide an,
welche letztere noch den Vorzug hat, zweymal
elend uͤberſetzt zu ſeyn) und da der Ton nun
Einmal gegeben iſt: ſo ſingt man fort, und
verfehlt alſo den ganzen Nutzen, den fuͤr unſer
jetziges Zeitalter dieſe Dichtart haben koͤnnte,
nemlich unſre lyriſchen Geſaͤnge, Oden,
Lieder, und wie man ſie ſonſt nennt, etwas
zu einfaͤltigen, an einfachere Gegenſtaͤnde
und edlere Behandlung derſelben zu gewoͤhnen,
kurz uns von ſo manchem druͤckenden Schmuck
zu befreyen, der uns jetzt faſt Geſetz geworden.
Sehen Sie einmal, in welcher gekuͤnſtel-
ten, uͤberladnen, gothiſchen Manier die neu-
ern ſogenannten Philoſophiſchen und Pinda-
riſchen
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