Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773.Sicherheit desselben, und das -- nur das ist, Jch bleibe hier in meinem Felde. Da die Volks
Sicherheit deſſelben, und das — nur das iſt, Jch bleibe hier in meinem Felde. Da die Volks
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="46"/> Sicherheit deſſelben, und das — nur das iſt,<lb/> was ich ſagen wollte. Was lieſſen ſich aber<lb/> auch nur aus dem fuͤr groſſe, reiche Wahrhei-<lb/> ten der Erziehung, der Bildung, der Unter-<lb/> weiſung ziehen! Was lieſſen ſich uͤberhaupt<lb/> aus dieſer Proportion oder Disproportion des<lb/> erkennenden und empfindenden Theils unſrer<lb/> Seele fuͤr pſychologiſche und praktiſche Anmer-<lb/> kungen machen! — Aber Sie muͤſſen auf meine<lb/> Pſychologie uͤber Oſſian warten!</p><lb/> <p>Jch bleibe hier in meinem Felde. Da die<lb/> Gedichte der alten, und wilden Voͤlker ſo ſehr<lb/> aus unmittelbarer Gegenwart, aus unmittel-<lb/> barer Begeiſterung der Sinne, und der Ein-<lb/> bildung entſtehen, und doch ſo viel Wuͤrfe, ſo<lb/> viel Spruͤnge haben: ſo hat mich dies laͤngſt,<lb/> aus vielen Wahrnehmungen, auf die Gedan-<lb/> ken gebracht, die ich Jhnen hier zum freund-<lb/> ſchaftlichen Gutachten mittheile. Zuerſt, ſol-<lb/> ten alſo wohl fuͤr den ſinnlichen Verſtand, und<lb/> die Einbildung, alſo fuͤr die Seele des Volks,<lb/> die doch nur faſt ſinnlicher Verſtand und Ein-<lb/> bildung iſt, dergleichen lebhafte Spruͤnge,<lb/> Wuͤrfe, Wendungen, wie Sies nennen wollen,<lb/> ſo eine fremde boͤhmiſche Sache ſeyn, als uns<lb/> die Gelehrten und Kunſtrichter beybringen wol-<lb/> len? Sie wiſſen die Einwuͤrfe, die man hier<lb/> aus <hi rendition="#fr">Klopſtocks</hi> Kirchenliedern, wie es immer<lb/> gelautet hat, fuͤr gute Sache des Chriſtlichen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Volks</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [46/0050]
Sicherheit deſſelben, und das — nur das iſt,
was ich ſagen wollte. Was lieſſen ſich aber
auch nur aus dem fuͤr groſſe, reiche Wahrhei-
ten der Erziehung, der Bildung, der Unter-
weiſung ziehen! Was lieſſen ſich uͤberhaupt
aus dieſer Proportion oder Disproportion des
erkennenden und empfindenden Theils unſrer
Seele fuͤr pſychologiſche und praktiſche Anmer-
kungen machen! — Aber Sie muͤſſen auf meine
Pſychologie uͤber Oſſian warten!
Jch bleibe hier in meinem Felde. Da die
Gedichte der alten, und wilden Voͤlker ſo ſehr
aus unmittelbarer Gegenwart, aus unmittel-
barer Begeiſterung der Sinne, und der Ein-
bildung entſtehen, und doch ſo viel Wuͤrfe, ſo
viel Spruͤnge haben: ſo hat mich dies laͤngſt,
aus vielen Wahrnehmungen, auf die Gedan-
ken gebracht, die ich Jhnen hier zum freund-
ſchaftlichen Gutachten mittheile. Zuerſt, ſol-
ten alſo wohl fuͤr den ſinnlichen Verſtand, und
die Einbildung, alſo fuͤr die Seele des Volks,
die doch nur faſt ſinnlicher Verſtand und Ein-
bildung iſt, dergleichen lebhafte Spruͤnge,
Wuͤrfe, Wendungen, wie Sies nennen wollen,
ſo eine fremde boͤhmiſche Sache ſeyn, als uns
die Gelehrten und Kunſtrichter beybringen wol-
len? Sie wiſſen die Einwuͤrfe, die man hier
aus Klopſtocks Kirchenliedern, wie es immer
gelautet hat, fuͤr gute Sache des Chriſtlichen
Volks
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |