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Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773.

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den Reichsfürsten nicht umsonst verhaßt wa-
ren, werden nie mit gehöriger Vorsicht, oft
durch gehäßige Mittel, und insgemein nur
halb ausgeführt. Alle sind nur darauf be-
dacht, die Dienstleute durch Dienstleute zu
bezähmen, und währender Zeit in Dänne-
mark der Landeigenthum sich wieder unter die
Krone füget; in Spanien der neue Heer-
bann, oder die Hermandad der mittlern Ge-
walt mit Hülfe der klugen Jsabelle das Gleich-
gewichte abgewinnt; und in der Schweiz drey
Bauren gemeine Ehre und Eigenthum wie-
der herstellen, wurde die Absicht des Bund-
schuhes und andrer nicht undeutlich bezeichne-
ter Bewegungen von den Kaisern kaum em-
pfunden. Sigismund thut etwas, beson-
ders für die Friesen; und Maximilian
sucht mit allen seinen guten und grossen An-
stalten wohl nichts weniger, als die Gemei-
nen unter der mittlern Gewalt wieder hervor
und näher an sich zu ziehen. Allein so fein
und neu auch die Mittel sind, deren er sich
bedient: so scheinet doch bey der Ausführung
nicht allemal der Geist zu wachen, der den
Entwurf eingegeben hatte.

Mehr als einmal erforderte es in dieser Pe-
riode die allgemeine Noth, alles Lehn-Pacht-
Zins- und Bauerwesen von Reichswegen wie-
der aufzuheben, und von jedem Manso den

Ei-

den Reichsfuͤrſten nicht umſonſt verhaßt wa-
ren, werden nie mit gehoͤriger Vorſicht, oft
durch gehaͤßige Mittel, und insgemein nur
halb ausgefuͤhrt. Alle ſind nur darauf be-
dacht, die Dienſtleute durch Dienſtleute zu
bezaͤhmen, und waͤhrender Zeit in Daͤnne-
mark der Landeigenthum ſich wieder unter die
Krone fuͤget; in Spanien der neue Heer-
bann, oder die Hermandad der mittlern Ge-
walt mit Huͤlfe der klugen Jſabelle das Gleich-
gewichte abgewinnt; und in der Schweiz drey
Bauren gemeine Ehre und Eigenthum wie-
der herſtellen, wurde die Abſicht des Bund-
ſchuhes und andrer nicht undeutlich bezeichne-
ter Bewegungen von den Kaiſern kaum em-
pfunden. Sigismund thut etwas, beſon-
ders fuͤr die Frieſen; und Maximilian
ſucht mit allen ſeinen guten und groſſen An-
ſtalten wohl nichts weniger, als die Gemei-
nen unter der mittlern Gewalt wieder hervor
und naͤher an ſich zu ziehen. Allein ſo fein
und neu auch die Mittel ſind, deren er ſich
bedient: ſo ſcheinet doch bey der Ausfuͤhrung
nicht allemal der Geiſt zu wachen, der den
Entwurf eingegeben hatte.

Mehr als einmal erforderte es in dieſer Pe-
riode die allgemeine Noth, alles Lehn-Pacht-
Zins- und Bauerweſen von Reichswegen wie-
der aufzuheben, und von jedem Manſo den

Ei-
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[170/0174] den Reichsfuͤrſten nicht umſonſt verhaßt wa- ren, werden nie mit gehoͤriger Vorſicht, oft durch gehaͤßige Mittel, und insgemein nur halb ausgefuͤhrt. Alle ſind nur darauf be- dacht, die Dienſtleute durch Dienſtleute zu bezaͤhmen, und waͤhrender Zeit in Daͤnne- mark der Landeigenthum ſich wieder unter die Krone fuͤget; in Spanien der neue Heer- bann, oder die Hermandad der mittlern Ge- walt mit Huͤlfe der klugen Jſabelle das Gleich- gewichte abgewinnt; und in der Schweiz drey Bauren gemeine Ehre und Eigenthum wie- der herſtellen, wurde die Abſicht des Bund- ſchuhes und andrer nicht undeutlich bezeichne- ter Bewegungen von den Kaiſern kaum em- pfunden. Sigismund thut etwas, beſon- ders fuͤr die Frieſen; und Maximilian ſucht mit allen ſeinen guten und groſſen An- ſtalten wohl nichts weniger, als die Gemei- nen unter der mittlern Gewalt wieder hervor und naͤher an ſich zu ziehen. Allein ſo fein und neu auch die Mittel ſind, deren er ſich bedient: ſo ſcheinet doch bey der Ausfuͤhrung nicht allemal der Geiſt zu wachen, der den Entwurf eingegeben hatte. Mehr als einmal erforderte es in dieſer Pe- riode die allgemeine Noth, alles Lehn-Pacht- Zins- und Bauerweſen von Reichswegen wie- der aufzuheben, und von jedem Manſo den Ei-

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_artundkunst_1773/174>, abgerufen am 07.05.2024.