Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773.

Bild:
<< vorherige Seite

sar Cäsarini (bey der Anmerk. zum 2ten Ab-
schn. des ersten B. von Vitruv) hat den
Grundriß und Aufriß des Doms zu Mayland
und der Vorderseite, die die ersten Architeckte
dazu bestimmt hatten, aufbehalten. Er fin-
det den Grundriß den guten Regeln gemäß,
und sagt, dies ist gleichsam die Regel, deren
sich die deutschen Architeckte bey der Kirche
Baricefala zu Mayland bedient haben. Der
Ritter Georg Vasari schreibt im Leben des
Nikkolo und Joannes aus Pisa: Viele legten
sich zu Nikkolo's Zeiten aus edler Eifersucht
mit vielem Fleisse auf die Bildhauerey. Das,
was vorhin nicht geschehn. Jn Mayland
fieng sichs besonders an. Denn dahin waren
viele lombardische und deutsche Künstler zur
Erbauung des Doms zusammen gekommen,
die sich aber nachher wegen der Jrrungen zwi-
schen dem Kaiser Friedrich und den Maylän-
dern in Jtalien umher zerstreueten. Nun-
mehr fiengen die Künstler an, mit einander
sowohl in der Bildhauerey als in der Bau-
kunst zu wetteifern.

Jm 6ten Abschnitte des 1sten Theils im
1sten Buche des Stamozzi heißt es: Gegen
die bessere Zeit des 15ten Jahrhunderts trat
Bramante von Urbino auf und fieng an, die
Fehler zu rügen, die Bernardino und Cäsare
Cäsarini beym Dome zu Mayland begangen

hat-

ſar Caͤſarini (bey der Anmerk. zum 2ten Ab-
ſchn. des erſten B. von Vitruv) hat den
Grundriß und Aufriß des Doms zu Mayland
und der Vorderſeite, die die erſten Architeckte
dazu beſtimmt hatten, aufbehalten. Er fin-
det den Grundriß den guten Regeln gemaͤß,
und ſagt, dies iſt gleichſam die Regel, deren
ſich die deutſchen Architeckte bey der Kirche
Baricefala zu Mayland bedient haben. Der
Ritter Georg Vaſari ſchreibt im Leben des
Nikkolo und Joannes aus Piſa: Viele legten
ſich zu Nikkolo’s Zeiten aus edler Eiferſucht
mit vielem Fleiſſe auf die Bildhauerey. Das,
was vorhin nicht geſchehn. Jn Mayland
fieng ſichs beſonders an. Denn dahin waren
viele lombardiſche und deutſche Kuͤnſtler zur
Erbauung des Doms zuſammen gekommen,
die ſich aber nachher wegen der Jrrungen zwi-
ſchen dem Kaiſer Friedrich und den Maylaͤn-
dern in Jtalien umher zerſtreueten. Nun-
mehr fiengen die Kuͤnſtler an, mit einander
ſowohl in der Bildhauerey als in der Bau-
kunſt zu wetteifern.

Jm 6ten Abſchnitte des 1ſten Theils im
1ſten Buche des Stamozzi heißt es: Gegen
die beſſere Zeit des 15ten Jahrhunderts trat
Bramante von Urbino auf und fieng an, die
Fehler zu ruͤgen, die Bernardino und Caͤſare
Caͤſarini beym Dome zu Mayland begangen

hat-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0163" n="159"/>
&#x017F;ar Ca&#x0364;&#x017F;arini (bey der Anmerk. zum 2ten Ab-<lb/>
&#x017F;chn. des er&#x017F;ten B. von Vitruv) hat den<lb/>
Grundriß und Aufriß des Doms zu Mayland<lb/>
und der Vorder&#x017F;eite, die die er&#x017F;ten Architeckte<lb/>
dazu be&#x017F;timmt hatten, aufbehalten. Er fin-<lb/>
det den Grundriß den guten Regeln gema&#x0364;ß,<lb/>
und &#x017F;agt, dies i&#x017F;t gleich&#x017F;am die Regel, deren<lb/>
&#x017F;ich die deut&#x017F;chen Architeckte bey der Kirche<lb/>
Baricefala zu Mayland bedient haben. Der<lb/>
Ritter Georg Va&#x017F;ari &#x017F;chreibt im Leben des<lb/>
Nikkolo und Joannes aus Pi&#x017F;a: Viele legten<lb/>
&#x017F;ich zu Nikkolo&#x2019;s Zeiten aus edler Eifer&#x017F;ucht<lb/>
mit vielem Flei&#x017F;&#x017F;e auf die Bildhauerey. Das,<lb/>
was vorhin nicht ge&#x017F;chehn. Jn Mayland<lb/>
fieng &#x017F;ichs be&#x017F;onders an. Denn dahin waren<lb/>
viele lombardi&#x017F;che und deut&#x017F;che Ku&#x0364;n&#x017F;tler zur<lb/>
Erbauung des Doms zu&#x017F;ammen gekommen,<lb/>
die &#x017F;ich aber nachher wegen der Jrrungen zwi-<lb/>
&#x017F;chen dem Kai&#x017F;er Friedrich und den Mayla&#x0364;n-<lb/>
dern in Jtalien umher zer&#x017F;treueten. Nun-<lb/>
mehr fiengen die Ku&#x0364;n&#x017F;tler an, mit einander<lb/>
&#x017F;owohl in der Bildhauerey als in der Bau-<lb/>
kun&#x017F;t zu wetteifern.</p><lb/>
        <p>Jm 6ten Ab&#x017F;chnitte des 1&#x017F;ten Theils im<lb/>
1&#x017F;ten Buche des Stamozzi heißt es: Gegen<lb/>
die be&#x017F;&#x017F;ere Zeit des 15ten Jahrhunderts trat<lb/>
Bramante von Urbino auf und fieng an, die<lb/>
Fehler zu ru&#x0364;gen, die Bernardino und Ca&#x0364;&#x017F;are<lb/>
Ca&#x0364;&#x017F;arini beym Dome zu Mayland begangen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hat-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0163] ſar Caͤſarini (bey der Anmerk. zum 2ten Ab- ſchn. des erſten B. von Vitruv) hat den Grundriß und Aufriß des Doms zu Mayland und der Vorderſeite, die die erſten Architeckte dazu beſtimmt hatten, aufbehalten. Er fin- det den Grundriß den guten Regeln gemaͤß, und ſagt, dies iſt gleichſam die Regel, deren ſich die deutſchen Architeckte bey der Kirche Baricefala zu Mayland bedient haben. Der Ritter Georg Vaſari ſchreibt im Leben des Nikkolo und Joannes aus Piſa: Viele legten ſich zu Nikkolo’s Zeiten aus edler Eiferſucht mit vielem Fleiſſe auf die Bildhauerey. Das, was vorhin nicht geſchehn. Jn Mayland fieng ſichs beſonders an. Denn dahin waren viele lombardiſche und deutſche Kuͤnſtler zur Erbauung des Doms zuſammen gekommen, die ſich aber nachher wegen der Jrrungen zwi- ſchen dem Kaiſer Friedrich und den Maylaͤn- dern in Jtalien umher zerſtreueten. Nun- mehr fiengen die Kuͤnſtler an, mit einander ſowohl in der Bildhauerey als in der Bau- kunſt zu wetteifern. Jm 6ten Abſchnitte des 1ſten Theils im 1ſten Buche des Stamozzi heißt es: Gegen die beſſere Zeit des 15ten Jahrhunderts trat Bramante von Urbino auf und fieng an, die Fehler zu ruͤgen, die Bernardino und Caͤſare Caͤſarini beym Dome zu Mayland begangen hat-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_artundkunst_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_artundkunst_1773/163
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_artundkunst_1773/163>, abgerufen am 08.05.2024.