den Alten in dieser Einfalt, so wie in der Majestät, Festigkeit und Sparsamkeit in der Verzierung ihrer Werke am getreuesten ge- blieben.
Die Alten pflegten in ihren Gallerien, Basiliken, Vortempeln u. d. die Gewölbe nie gerade auf die Knäufe der freystehenden Säulen aufzuführen, sondern sie zogen, wie schon Vasari(*) im 3. Kap. seiner Baukunst bemerkt, allezeit Architrabe darunter. Aber die Gothen in Jtalien und die Mauren in Spanien thaten es, ja sie entfernten sich über- haupt von den Alten in den Regeln, Formen und Verhältnissen der Säulen und Knäufe. Das erste Beyspiel von dergleichen auf frey- stehenden Säulen aufgeführten Gewölben findet man in der Kirche des heil. Vitalis, die in Ravenna gegen 541 unter der Regie- rung der Amalasunta angefangen worden ist: doch sind die Bögen noch alle kraisrund, und jeder ist nur aus einem Mittelpunkte be- schrieben. So sind alle Bögen in den Ge- bäuden der Mauren, wovon uns Kolmenar die Zeichnungen geliefert hat, als in dem alten Pallaste der Mauren, in Granada, in dem Dome zu Toledo, in dem Pallaste und Dome zu Seviglia, u. s. w. Die deutschen Bau- künstler fingen gegen das dreyzehnte Jahr-
hundert
(*)Le Vite di Pittori. Tom. I. p. 20.
den Alten in dieſer Einfalt, ſo wie in der Majeſtaͤt, Feſtigkeit und Sparſamkeit in der Verzierung ihrer Werke am getreueſten ge- blieben.
Die Alten pflegten in ihren Gallerien, Baſiliken, Vortempeln u. d. die Gewoͤlbe nie gerade auf die Knaͤufe der freyſtehenden Saͤulen aufzufuͤhren, ſondern ſie zogen, wie ſchon Vaſari(*) im 3. Kap. ſeiner Baukunſt bemerkt, allezeit Architrabe darunter. Aber die Gothen in Jtalien und die Mauren in Spanien thaten es, ja ſie entfernten ſich uͤber- haupt von den Alten in den Regeln, Formen und Verhaͤltniſſen der Saͤulen und Knaͤufe. Das erſte Beyſpiel von dergleichen auf frey- ſtehenden Saͤulen aufgefuͤhrten Gewoͤlben findet man in der Kirche des heil. Vitalis, die in Ravenna gegen 541 unter der Regie- rung der Amalaſunta angefangen worden iſt: doch ſind die Boͤgen noch alle kraisrund, und jeder iſt nur aus einem Mittelpunkte be- ſchrieben. So ſind alle Boͤgen in den Ge- baͤuden der Mauren, wovon uns Kolmenar die Zeichnungen geliefert hat, als in dem alten Pallaſte der Mauren, in Granada, in dem Dome zu Toledo, in dem Pallaſte und Dome zu Seviglia, u. ſ. w. Die deutſchen Bau- kuͤnſtler fingen gegen das dreyzehnte Jahr-
hundert
(*)Le Vite di Pittori. Tom. I. p. 20.
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den Alten in dieſer Einfalt, ſo wie in der
Majeſtaͤt, Feſtigkeit und Sparſamkeit in der
Verzierung ihrer Werke am getreueſten ge-
blieben.
Die Alten pflegten in ihren Gallerien,
Baſiliken, Vortempeln u. d. die Gewoͤlbe
nie gerade auf die Knaͤufe der freyſtehenden
Saͤulen aufzufuͤhren, ſondern ſie zogen, wie
ſchon Vaſari (*) im 3. Kap. ſeiner Baukunſt
bemerkt, allezeit Architrabe darunter. Aber
die Gothen in Jtalien und die Mauren in
Spanien thaten es, ja ſie entfernten ſich uͤber-
haupt von den Alten in den Regeln, Formen
und Verhaͤltniſſen der Saͤulen und Knaͤufe.
Das erſte Beyſpiel von dergleichen auf frey-
ſtehenden Saͤulen aufgefuͤhrten Gewoͤlben
findet man in der Kirche des heil. Vitalis,
die in Ravenna gegen 541 unter der Regie-
rung der Amalaſunta angefangen worden
iſt: doch ſind die Boͤgen noch alle kraisrund,
und jeder iſt nur aus einem Mittelpunkte be-
ſchrieben. So ſind alle Boͤgen in den Ge-
baͤuden der Mauren, wovon uns Kolmenar
die Zeichnungen geliefert hat, als in dem alten
Pallaſte der Mauren, in Granada, in dem
Dome zu Toledo, in dem Pallaſte und Dome
zu Seviglia, u. ſ. w. Die deutſchen Bau-
kuͤnſtler fingen gegen das dreyzehnte Jahr-
hundert
(*) Le Vite di Pittori. Tom. I. p. 20.
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Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_artundkunst_1773/144>, abgerufen am 16.07.2024.
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