Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773.vortreten. Aber Schule und Principium Und es ist noch dazu falsch, daß deine Hütte So vermag keiner deiner Schlüsse sich zur Die Säule liegt dir sehr am Herzen, und liche
vortreten. Aber Schule und Principium Und es iſt noch dazu falſch, daß deine Huͤtte So vermag keiner deiner Schluͤſſe ſich zur Die Saͤule liegt dir ſehr am Herzen, und liche
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0129" n="125"/> vortreten. Aber Schule und Principium<lb/> feſſelt alle Kraft der Erkenntniß und Thaͤtig-<lb/> keit. Was ſoll uns das, du neufranzoͤſcher<lb/> philoſophirender Kenner, daß der erſte zum<lb/> Beduͤrfniß erfindſame Menſch, vier Staͤmme<lb/> einrammelte, vier Stangen druͤber verband,<lb/> und Aeſte und Moos drauf deckte? Daraus<lb/> entſcheideſt du das gehoͤrige unſrer heutigen<lb/> Beduͤrfniſſe, eben als wenn du dein neues<lb/> Babylon, mit einfaͤltigem Patriarchaliſchem<lb/> Hausvaterſinn regieren wollteſt.</p><lb/> <p>Und es iſt noch dazu falſch, daß deine Huͤtte<lb/> die erſtgebohrne der Welt iſt. Zwey an ihrem<lb/> Gipfel ſich kreuzende Stangen vornen, zwey<lb/> hinten und eine Stange queer uͤber zum Forſt,<lb/> iſt und bleibt, wie du alltaͤglich, an Huͤtern<lb/> der Felder und Weinberge erkennen kannſt,<lb/> eine weit primaͤvere Erfindung, von der du<lb/> doch nicht einmal Principium fuͤr deine<lb/> Schweinſtaͤlle abſtrahiren koͤnnteſt.</p><lb/> <p>So vermag keiner deiner Schluͤſſe ſich zur<lb/> Region der Wahrheit zu erheben, ſie ſchwe-<lb/> ben alle in der Atmoſphaͤre deines Syſtems.<lb/> Du willſt uns lehren, was wir brauchen ſol-<lb/> len, weil das, was wir brauchen, ſich nach<lb/> deinen Grundſaͤtzen nicht rechtfertigen laͤßt.</p><lb/> <p>Die Saͤule liegt dir ſehr am Herzen, und<lb/> in andrer Weltgegend waͤrſt du Prophet.<lb/> Du ſagſt: Die Saͤule iſt der erſte, weſent-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">liche</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0129]
vortreten. Aber Schule und Principium
feſſelt alle Kraft der Erkenntniß und Thaͤtig-
keit. Was ſoll uns das, du neufranzoͤſcher
philoſophirender Kenner, daß der erſte zum
Beduͤrfniß erfindſame Menſch, vier Staͤmme
einrammelte, vier Stangen druͤber verband,
und Aeſte und Moos drauf deckte? Daraus
entſcheideſt du das gehoͤrige unſrer heutigen
Beduͤrfniſſe, eben als wenn du dein neues
Babylon, mit einfaͤltigem Patriarchaliſchem
Hausvaterſinn regieren wollteſt.
Und es iſt noch dazu falſch, daß deine Huͤtte
die erſtgebohrne der Welt iſt. Zwey an ihrem
Gipfel ſich kreuzende Stangen vornen, zwey
hinten und eine Stange queer uͤber zum Forſt,
iſt und bleibt, wie du alltaͤglich, an Huͤtern
der Felder und Weinberge erkennen kannſt,
eine weit primaͤvere Erfindung, von der du
doch nicht einmal Principium fuͤr deine
Schweinſtaͤlle abſtrahiren koͤnnteſt.
So vermag keiner deiner Schluͤſſe ſich zur
Region der Wahrheit zu erheben, ſie ſchwe-
ben alle in der Atmoſphaͤre deines Syſtems.
Du willſt uns lehren, was wir brauchen ſol-
len, weil das, was wir brauchen, ſich nach
deinen Grundſaͤtzen nicht rechtfertigen laͤßt.
Die Saͤule liegt dir ſehr am Herzen, und
in andrer Weltgegend waͤrſt du Prophet.
Du ſagſt: Die Saͤule iſt der erſte, weſent-
liche
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