Herder, Johann Gottfried von: Von Deutscher Art und Kunst. Hamburg, 1773.geschaffen, und lebendige Schönheit wäre So hast du deinen Bedürfnissen einen Das geht nun so alles seinen Gang, die Schädlicher als Beyspiele sind dem Genius vor-
geſchaffen, und lebendige Schoͤnheit waͤre So haſt du deinen Beduͤrfniſſen einen Das geht nun ſo alles ſeinen Gang, die Schaͤdlicher als Beyſpiele ſind dem Genius vor-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0128" n="124"/> geſchaffen, und lebendige Schoͤnheit waͤre<lb/> bildend aus ihnen gequollen.</p><lb/> <p>So haſt du deinen Beduͤrfniſſen einen<lb/> Schein von Wahrheit und Schoͤnheit auf-<lb/> getuͤncht. Die herrliche Wirkung der Saͤu-<lb/> len traf dich, du wollteſt auch ihrer brauchen<lb/> und mauerteſt ſie ein, wollteſt auch Saͤulen-<lb/> reihen haben, und umzirkelteſt den Vorhof<lb/> der Peterskirche mit Marmorgaͤngen, die<lb/> nirgends hin noch her fuͤhren, daß Mutter<lb/> Natur, die das ungehoͤrige und unnoͤthige<lb/> verachtet und haßt, deinen Poͤbel trieb, ihre<lb/> Herrlichkeit zu oͤffentlichen Kloacken zu proſti-<lb/> tuiren, daß ihr die Augen wegwendet und<lb/> die Naſen zuhaltet vorm Wunder der Welt.</p><lb/> <p>Das geht nun ſo alles ſeinen Gang, die<lb/> Grille des Kuͤnſtlers dient dem Eigenſinne<lb/> des Reichen, der Reiſebeſchreiber gafft, und<lb/> unſre ſchoͤne Geiſter, genannt Philoſophen,<lb/> erdrechſeln aus protoplaſtiſchen Maͤhrchen,<lb/> Principien und Geſchichte der Kuͤnſte bis auf<lb/> den heutigen Tag, und aͤchte Menſchen er-<lb/> mordet der boͤſe Genius im Vorhof der Ge-<lb/> heimniſſe.</p><lb/> <p>Schaͤdlicher als Beyſpiele ſind dem Genius<lb/> Principien. Vor ihm moͤgen einzelne Men-<lb/> ſchen, einzelne Theile bearbeitet haben. Er<lb/> iſt der erſte aus deſſen Seele die Theile, in<lb/> Ein ewiges Ganze zuſammen gewachſen, her-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">vor-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0128]
geſchaffen, und lebendige Schoͤnheit waͤre
bildend aus ihnen gequollen.
So haſt du deinen Beduͤrfniſſen einen
Schein von Wahrheit und Schoͤnheit auf-
getuͤncht. Die herrliche Wirkung der Saͤu-
len traf dich, du wollteſt auch ihrer brauchen
und mauerteſt ſie ein, wollteſt auch Saͤulen-
reihen haben, und umzirkelteſt den Vorhof
der Peterskirche mit Marmorgaͤngen, die
nirgends hin noch her fuͤhren, daß Mutter
Natur, die das ungehoͤrige und unnoͤthige
verachtet und haßt, deinen Poͤbel trieb, ihre
Herrlichkeit zu oͤffentlichen Kloacken zu proſti-
tuiren, daß ihr die Augen wegwendet und
die Naſen zuhaltet vorm Wunder der Welt.
Das geht nun ſo alles ſeinen Gang, die
Grille des Kuͤnſtlers dient dem Eigenſinne
des Reichen, der Reiſebeſchreiber gafft, und
unſre ſchoͤne Geiſter, genannt Philoſophen,
erdrechſeln aus protoplaſtiſchen Maͤhrchen,
Principien und Geſchichte der Kuͤnſte bis auf
den heutigen Tag, und aͤchte Menſchen er-
mordet der boͤſe Genius im Vorhof der Ge-
heimniſſe.
Schaͤdlicher als Beyſpiele ſind dem Genius
Principien. Vor ihm moͤgen einzelne Men-
ſchen, einzelne Theile bearbeitet haben. Er
iſt der erſte aus deſſen Seele die Theile, in
Ein ewiges Ganze zuſammen gewachſen, her-
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