Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.Geht die Aufregung von der Seele zum Gehirn, vom
2) Die partielle Wirkung auf bestimmte Organe, wo- Verbindet man 1) mit 2) so werden die mannigfal- Fünftes Capitel. Begehrungsvermögen. 107. Gleich Anfangs müssen wir in Hinsicht des Geht die Aufregung von der Seele zum Gehirn, vom
2) Die partielle Wirkung auf bestimmte Organe, wo- Verbindet man 1) mit 2) so werden die mannigfal- Fünftes Capitel. Begehrungsvermögen. 107. Gleich Anfangs müssen wir in Hinsicht des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0092" n="84"/> Geht die Aufregung von der Seele zum Gehirn, vom<lb/> Gehirn zum Rückenmark, vom Rückenmark zum Gang-<lb/> liensystem, von diesem zum Gefäßsystem, von da zu den<lb/> einzelnen Organen und bis in die Vegetation: so geht die<lb/> Rückwirkung den umgekehrten Weg; und zwar nicht plötzlich,<lb/> sondern successio, wie die Aufregung; welche hier wie<lb/> eine <hi rendition="#g">beschleunigende</hi> Kraft (nach dem in der Mechanik<lb/> üblichen Ausdrucke) zu betrachten ist.</p><lb/> <p>2) Die partielle Wirkung auf bestimmte Organe, wo-<lb/> von die Affecten die Probe zeigen, muß auch da vorkom-<lb/> men, wo wir sie nicht bemerken. (Bey der Reproduction<lb/> der Gesichtsvorstellungen entsteht eine Reizung der Sehenerven, bey Gehörsvorstellungen eine Reizung der Gehörner-<lb/> ven <hi rendition="#g">u. s. w.</hi> aber bey der Vorstellung einer Bewegung wer-<lb/> den die Bewegungsnerven gereizt, so daß ein besonderer<lb/> Alt des Zurückhaltens nöthig ist, wenn die Bewegung nicht<lb/> erfolgen soll.)</p><lb/> <p>Verbindet man 1) mit 2) so werden die mannigfal-<lb/> tigsten Dispositionen erklärbar; ohne daß man veranlaßt<lb/> wird, in die gemeine Verwechselung von <hi rendition="#g">Leben</hi> und <hi rendition="#g">See-<lb/> le</hi>, und hiemit in den Jrrthum des sogenannten <hi rendition="#g">Mate-<lb/> rialismus</hi> zu verfallen, der übrigens in Ansehung der<lb/> Materie noch verkehrter ist als in Ansehung der Seele.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g"><hi rendition="#b">Fünftes Capitel.</hi><lb/> Begehrungsvermögen.</hi> </head><lb/> <p>107. Gleich Anfangs müssen wir in Hinsicht des<lb/> Wortes: <hi rendition="#g">Begehren</hi>, einen falschen Sprachgebrauch berich-<lb/> tigen, der in den Psychologieen durchgehends vorkommt.<lb/> Das Vermögen zu Begehren soll, mit denen des Vorstel-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0092]
Geht die Aufregung von der Seele zum Gehirn, vom
Gehirn zum Rückenmark, vom Rückenmark zum Gang-
liensystem, von diesem zum Gefäßsystem, von da zu den
einzelnen Organen und bis in die Vegetation: so geht die
Rückwirkung den umgekehrten Weg; und zwar nicht plötzlich,
sondern successio, wie die Aufregung; welche hier wie
eine beschleunigende Kraft (nach dem in der Mechanik
üblichen Ausdrucke) zu betrachten ist.
2) Die partielle Wirkung auf bestimmte Organe, wo-
von die Affecten die Probe zeigen, muß auch da vorkom-
men, wo wir sie nicht bemerken. (Bey der Reproduction
der Gesichtsvorstellungen entsteht eine Reizung der Sehenerven, bey Gehörsvorstellungen eine Reizung der Gehörner-
ven u. s. w. aber bey der Vorstellung einer Bewegung wer-
den die Bewegungsnerven gereizt, so daß ein besonderer
Alt des Zurückhaltens nöthig ist, wenn die Bewegung nicht
erfolgen soll.)
Verbindet man 1) mit 2) so werden die mannigfal-
tigsten Dispositionen erklärbar; ohne daß man veranlaßt
wird, in die gemeine Verwechselung von Leben und See-
le, und hiemit in den Jrrthum des sogenannten Mate-
rialismus zu verfallen, der übrigens in Ansehung der
Materie noch verkehrter ist als in Ansehung der Seele.
Fünftes Capitel.
Begehrungsvermögen.
107. Gleich Anfangs müssen wir in Hinsicht des
Wortes: Begehren, einen falschen Sprachgebrauch berich-
tigen, der in den Psychologieen durchgehends vorkommt.
Das Vermögen zu Begehren soll, mit denen des Vorstel-
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