Beyspiel, die drey Urtheile: diese Frucht ist grün, jene
gelb, eine dritte gelblich-grün, -- schmelzen so zusammen, wie es die
Ordnung der Farben, grün, gelblich-grün und gelb mit sich bringt. Denn zwischen
gelb und grün ist die Hem- mung am stärksten, folglich die Verschmelzung am
gering- sten.) Hieraus entspringt das Verhältniß zwischen der Gat- tungA, und ihren Arten (A welches a ist, A welches b ist u. s. w.) Zugleich ergiebt sich zwischen diesen Arten,
vermöge ihrer Differenzen a, b, c, d, eine Menge von Reproductionsgesetzen, und hieraus entstehn die dun- kel
gedachten Reihenformen, wie die Tonlinie und die Farbenfläche. Dasselbe, wie hier mit a, b,
c, d, ... wird auch mit a, b, g, d, ...begegnen,
falls die Arten von A nicht bloß nach einer, sondern
nach mehrern Reihen von Merkmalen verschieden sind. (Man habe hiebey die
Lo- gik vor Augen; insbesondere die §§. 48 -- 50 des Lehrb. z. Einl. in d.
Philos.).
Anmerkung. Die Reihenbildung ist also, pädago- gisch
betrachtet, von der größten. Wichtigkeit, da auf ihr eben sowohl das deutliche
Denken, als die Gestaltung jeder Art, beruhet.
191. Je mehr sich nun auf diesem Wege, durch Ver- gleichung des Aehnlichen und
zum Theil Verschiedenen, die Reihen von Merkmalen bilden und aus einander
setzen, de- sto eher wird es auch möglich, vermittelst ihrer den Jn- halt der Complexionen zu bestimmen; oder sich den
Defi- nitionen der Begriffe anzunähern. Denn nun bekommt je- der
Bestandtheil einer Complerion, -- das heißt, jedes Merkmal eines Begriffs, -- seinen Ort in einer von den Reihen der Merkmale. Das
Bemühen, diesen Ort zu finden, zeigt sich unter andern in solchen Fragen: wie sieht das Ding aus? wie groß ist es? wie riecht es? wie schmeckt es? --
Allein um für alle Merkmale den Ort
Beyspiel, die drey Urtheile: diese Frucht ist grün, jene
gelb, eine dritte gelblich-grün, — schmelzen so zusammen, wie es die
Ordnung der Farben, grün, gelblich-grün und gelb mit sich bringt. Denn zwischen
gelb und grün ist die Hem- mung am stärksten, folglich die Verschmelzung am
gering- sten.) Hieraus entspringt das Verhältniß zwischen der Gat- tungA, und ihren Arten (A welches a ist, A welches b ist u. s. w.) Zugleich ergiebt sich zwischen diesen Arten,
vermöge ihrer Differenzen a, b, c, d, eine Menge von Reproductionsgesetzen, und hieraus entstehn die dun- kel
gedachten Reihenformen, wie die Tonlinie und die Farbenfläche. Dasselbe, wie hier mit a, b,
c, d, … wird auch mit α, β, γ, δ, …begegnen,
falls die Arten von A nicht bloß nach einer, sondern
nach mehrern Reihen von Merkmalen verschieden sind. (Man habe hiebey die
Lo- gik vor Augen; insbesondere die §§. 48 — 50 des Lehrb. z. Einl. in d.
Philos.).
Anmerkung. Die Reihenbildung ist also, pädago- gisch
betrachtet, von der größten. Wichtigkeit, da auf ihr eben sowohl das deutliche
Denken, als die Gestaltung jeder Art, beruhet.
191. Je mehr sich nun auf diesem Wege, durch Ver- gleichung des Aehnlichen und
zum Theil Verschiedenen, die Reihen von Merkmalen bilden und aus einander
setzen, de- sto eher wird es auch möglich, vermittelst ihrer den Jn- halt der Complexionen zu bestimmen; oder sich den
Defi- nitionen der Begriffe anzunähern. Denn nun bekommt je- der
Bestandtheil einer Complerion, — das heißt, jedes Merkmal eines Begriffs, — seinen Ort in einer von den Reihen der Merkmale. Das
Bemühen, diesen Ort zu finden, zeigt sich unter andern in solchen Fragen: wie sieht das Ding aus? wie groß ist es? wie riecht es? wie schmeckt es? —
Allein um für alle Merkmale den Ort
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[150/0158]
Beyspiel, die drey Urtheile: diese Frucht ist grün, jene gelb,
eine dritte gelblich-grün, — schmelzen so zusammen, wie
es die Ordnung der Farben, grün, gelblich-grün und gelb
mit sich bringt. Denn zwischen gelb und grün ist die Hem-
mung am stärksten, folglich die Verschmelzung am gering-
sten.) Hieraus entspringt das Verhältniß zwischen der Gat-
tung A, und ihren Arten (A welches a ist, A welches
b ist u. s. w.) Zugleich ergiebt sich zwischen diesen Arten,
vermöge ihrer Differenzen a, b, c, d, eine Menge von
Reproductionsgesetzen, und hieraus entstehn die dun-
kel gedachten Reihenformen, wie die Tonlinie und die
Farbenfläche. Dasselbe, wie hier mit a, b, c, d, …
wird auch mit α, β, γ, δ, …begegnen, falls die Arten
von A nicht bloß nach einer, sondern nach mehrern Reihen
von Merkmalen verschieden sind. (Man habe hiebey die Lo-
gik vor Augen; insbesondere die §§. 48 — 50 des Lehrb.
z. Einl. in d. Philos.).
Anmerkung. Die Reihenbildung ist also, pädago-
gisch betrachtet, von der größten. Wichtigkeit, da auf ihr
eben sowohl das deutliche Denken, als die Gestaltung jeder
Art, beruhet.
191. Je mehr sich nun auf diesem Wege, durch Ver-
gleichung des Aehnlichen und zum Theil Verschiedenen, die
Reihen von Merkmalen bilden und aus einander setzen, de-
sto eher wird es auch möglich, vermittelst ihrer den Jn-
halt der Complexionen zu bestimmen; oder sich den Defi-
nitionen der Begriffe anzunähern. Denn nun bekommt je-
der Bestandtheil einer Complerion, — das heißt, jedes
Merkmal eines Begriffs, — seinen Ort in einer von
den Reihen der Merkmale. Das Bemühen, diesen
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wie sieht das Ding aus? wie groß ist es? wie riecht es?
wie schmeckt es? — Allein um für alle Merkmale den Ort
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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/158>, abgerufen am 01.08.2024.
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