Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.welchen Reihen eingewickelt liegen (31), sind anzusehen als 185. Viertens: das Schweben zwischen verschiedenen 186. Fünftens und, hauptsächlich: jedes Wort in der 187. Wenn Jemand ein ausgesprochenes Urtheil ver- welchen Reihen eingewickelt liegen (31), sind anzusehen als 185. Viertens: das Schweben zwischen verschiedenen 186. Fünftens und, hauptsächlich: jedes Wort in der 187. Wenn Jemand ein ausgesprochenes Urtheil ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0155" n="147"/> welchen Reihen eingewickelt liegen (31), sind anzusehen als<lb/> Subjecte, deren Prädicate bey der Entwickelung nach ein-<lb/> ander hervorspringen.</p><lb/> <p>185. Viertens: das Schweben zwischen verschiedenen<lb/> Gemüthszuständen giebt der Vorstellung, an welche es sich<lb/> knüpft, die Stellung des Subjects.</p><lb/> <p>186. Fünftens und, hauptsächlich: jedes Wort in der<lb/> Sprache ist geeignet, Subiect eines Urtheils zu seyn, wegen<lb/> seiner Schwankung unter mehrern Bedeutungen. Ein Zei-<lb/> chen, das mehrmals an die bezeichneten Gegenstände, mit<lb/> ihren wandelbaren Nebenbestimmungen, geheftet war, führt<lb/> den Gesammt -<lb/> Eindruck der letztern mit sich; soll nun damit ein bestimmter Gegenstand benannt werden, so muß der<lb/> Gesammt-Eindruck berichtigt werden; dies geschieht durch<lb/> die Prädicate, welche jedoch durch eine gebildete Sprache<lb/> häufig in Adjective verwandelt, oder in andre anknüpfende<lb/> Redeformen eingekleidet werden, damit bloß die wichtigste<lb/> unter den Berichtigungen auch im Ausdrucke als Prädicat<lb/> hervortrete. Kinder dagegen sprechen in kurzen Sätzen; sie<lb/> kennen noch keine Perioden. Jhre Vorstellungen begeben<lb/> sich in die Urtheilsform, kurz nachdem sie die Worte gelernt<lb/> haben.</p><lb/> <p>187. Wenn Jemand ein ausgesprochenes Urtheil ver-<lb/> nimmt, so giebt es <hi rendition="#g">für ihn</hi> zwey Fälle: entweder befindet<lb/> sich das Prädicat unter den mehrern Bestimmungen, zwi-<lb/> schen denen <hi rendition="#g">seine Vorstellung</hi> des Subjects schwebt,<lb/> oder nicht. Jm ersten Falle ist kein Zweifel, daß er das<lb/> Urtheil auch <hi rendition="#g">als ein solches</hi> verstehen werde. Den zwey-<lb/> ten Fall müssen wir weiter unterscheiden. Das Prädicat<lb/> ist mit jenen Bestimmungen entweder verträglich, oder nicht.<lb/> Wenn das erste Statt findet, so entsteht bey dem Auffassen-<lb/> den eine Verbindung von Vorstellungen, die kein Urtheil ist,<lb/> sondern schlechtweg eine neue Complexion oder Verschmel-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [147/0155]
welchen Reihen eingewickelt liegen (31), sind anzusehen als
Subjecte, deren Prädicate bey der Entwickelung nach ein-
ander hervorspringen.
185. Viertens: das Schweben zwischen verschiedenen
Gemüthszuständen giebt der Vorstellung, an welche es sich
knüpft, die Stellung des Subjects.
186. Fünftens und, hauptsächlich: jedes Wort in der
Sprache ist geeignet, Subiect eines Urtheils zu seyn, wegen
seiner Schwankung unter mehrern Bedeutungen. Ein Zei-
chen, das mehrmals an die bezeichneten Gegenstände, mit
ihren wandelbaren Nebenbestimmungen, geheftet war, führt
den Gesammt -
Eindruck der letztern mit sich; soll nun damit ein bestimmter Gegenstand benannt werden, so muß der
Gesammt-Eindruck berichtigt werden; dies geschieht durch
die Prädicate, welche jedoch durch eine gebildete Sprache
häufig in Adjective verwandelt, oder in andre anknüpfende
Redeformen eingekleidet werden, damit bloß die wichtigste
unter den Berichtigungen auch im Ausdrucke als Prädicat
hervortrete. Kinder dagegen sprechen in kurzen Sätzen; sie
kennen noch keine Perioden. Jhre Vorstellungen begeben
sich in die Urtheilsform, kurz nachdem sie die Worte gelernt
haben.
187. Wenn Jemand ein ausgesprochenes Urtheil ver-
nimmt, so giebt es für ihn zwey Fälle: entweder befindet
sich das Prädicat unter den mehrern Bestimmungen, zwi-
schen denen seine Vorstellung des Subjects schwebt,
oder nicht. Jm ersten Falle ist kein Zweifel, daß er das
Urtheil auch als ein solches verstehen werde. Den zwey-
ten Fall müssen wir weiter unterscheiden. Das Prädicat
ist mit jenen Bestimmungen entweder verträglich, oder nicht.
Wenn das erste Statt findet, so entsteht bey dem Auffassen-
den eine Verbindung von Vorstellungen, die kein Urtheil ist,
sondern schlechtweg eine neue Complexion oder Verschmel-
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Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription.
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