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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825.

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dennoch auf einander beziehen, oder in einer noth-
wendigen Verknüpfung stehn? So die drey gegebenen
Stücke eines Dreyecks mit den drey zu suchenden; so
die Basis eines Logarithmensystems und der Modulus; --
doch ich habe schon in den §§. 11. und 12. Beyspiele
angeführt, wenn dergleichen überall nöthig sind.

Hiemit jedoch ist im gegenwärtigen Falle so gar
Nichts gewonnen, dass die Frage überall nicht hätte an-
geregt werden sollen. Darauf kommt es an, ob eine
jede Veränderung müsse betrachtet werden als eine Wir-
kung; ist dies, so versteht sich, dass sie auch eine Ur-
sach habe.

Die Beziehung nun zwischen dem Begriff der Ver-
änderung und dem der Wirkung, vermittelst des letztern
aber auf den der Ursache, -- diese ists, die Hume
nicht zu finden weiss; und die allerdings muss nachge-
wiesen werden, wenn der Gegenstand soll aufgeklärt wer-
den. Mit seinem Nicht-zu-finden-wissen aber vermengt
Hume noch einen, ganz heterogenen Gedanken; diesen,
dass es kein einziges Object gebe, welches die Existenz
eines andern in sich schliesse; was so viel heisst, als,
wir können es keinem Dinge ansehen, oder aus unserer
Kenntniss seiner eigenen Natur schliessen, dass es
ausser sich selbst, in einem andern, leidenden Ob-
jecte eine Veränderung hervorbringen werde.

Und dies letztere ist denn der Gedanke, welcher
bey Kant sich wiederhohlt findet; "es ist gar nicht
"abzusehen, wie darum, weil Etwas ist, etwas
"anderes nothwendigerweise auch seyn müsse;"

(Kants Prolegomena S. 8.) Eine grosse Wahrheit; die
leider! abermals über den eigentlichen Fragepunct gar
nichts entscheidet. Denn die Frage war nicht, ob wir,
ausgehend von dem Dinge, das man Ursache
nennt, ihm die Nothwendigkeit seines Wirkens anmer-
ken könne, sondern umgekehrt, ob wir, ausgehend
von der Veränderung
, sie nothwendig als ein Be-
wirktes ansehen müssen.

dennoch auf einander beziehen, oder in einer noth-
wendigen Verknüpfung stehn? So die drey gegebenen
Stücke eines Dreyecks mit den drey zu suchenden; so
die Basis eines Logarithmensystems und der Modulus; —
doch ich habe schon in den §§. 11. und 12. Beyspiele
angeführt, wenn dergleichen überall nöthig sind.

Hiemit jedoch ist im gegenwärtigen Falle so gar
Nichts gewonnen, daſs die Frage überall nicht hätte an-
geregt werden sollen. Darauf kommt es an, ob eine
jede Veränderung müsse betrachtet werden als eine Wir-
kung; ist dies, so versteht sich, daſs sie auch eine Ur-
sach habe.

Die Beziehung nun zwischen dem Begriff der Ver-
änderung und dem der Wirkung, vermittelst des letztern
aber auf den der Ursache, — diese ists, die Hume
nicht zu finden weiſs; und die allerdings muſs nachge-
wiesen werden, wenn der Gegenstand soll aufgeklärt wer-
den. Mit seinem Nicht-zu-finden-wissen aber vermengt
Hume noch einen, ganz heterogenen Gedanken; diesen,
daſs es kein einziges Object gebe, welches die Existenz
eines andern in sich schlieſse; was so viel heiſst, als,
wir können es keinem Dinge ansehen, oder aus unserer
Kenntniſs seiner eigenen Natur schlieſsen, daſs es
auſser sich selbst, in einem andern, leidenden Ob-
jecte eine Veränderung hervorbringen werde.

Und dies letztere ist denn der Gedanke, welcher
bey Kant sich wiederhohlt findet; „es ist gar nicht
„abzusehen, wie darum, weil Etwas ist, etwas
„anderes nothwendigerweise auch seyn müsse;“

(Kants Prolegomena S. 8.) Eine groſse Wahrheit; die
leider! abermals über den eigentlichen Fragepunct gar
nichts entscheidet. Denn die Frage war nicht, ob wir,
ausgehend von dem Dinge, das man Ursache
nennt, ihm die Nothwendigkeit seines Wirkens anmer-
ken könne, sondern umgekehrt, ob wir, ausgehend
von der Veränderung
, sie nothwendig als ein Be-
wirktes ansehen müssen.

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[319/0354] dennoch auf einander beziehen, oder in einer noth- wendigen Verknüpfung stehn? So die drey gegebenen Stücke eines Dreyecks mit den drey zu suchenden; so die Basis eines Logarithmensystems und der Modulus; — doch ich habe schon in den §§. 11. und 12. Beyspiele angeführt, wenn dergleichen überall nöthig sind. Hiemit jedoch ist im gegenwärtigen Falle so gar Nichts gewonnen, daſs die Frage überall nicht hätte an- geregt werden sollen. Darauf kommt es an, ob eine jede Veränderung müsse betrachtet werden als eine Wir- kung; ist dies, so versteht sich, daſs sie auch eine Ur- sach habe. Die Beziehung nun zwischen dem Begriff der Ver- änderung und dem der Wirkung, vermittelst des letztern aber auf den der Ursache, — diese ists, die Hume nicht zu finden weiſs; und die allerdings muſs nachge- wiesen werden, wenn der Gegenstand soll aufgeklärt wer- den. Mit seinem Nicht-zu-finden-wissen aber vermengt Hume noch einen, ganz heterogenen Gedanken; diesen, daſs es kein einziges Object gebe, welches die Existenz eines andern in sich schlieſse; was so viel heiſst, als, wir können es keinem Dinge ansehen, oder aus unserer Kenntniſs seiner eigenen Natur schlieſsen, daſs es auſser sich selbst, in einem andern, leidenden Ob- jecte eine Veränderung hervorbringen werde. Und dies letztere ist denn der Gedanke, welcher bey Kant sich wiederhohlt findet; „es ist gar nicht „abzusehen, wie darum, weil Etwas ist, etwas „anderes nothwendigerweise auch seyn müsse;“ (Kants Prolegomena S. 8.) Eine groſse Wahrheit; die leider! abermals über den eigentlichen Fragepunct gar nichts entscheidet. Denn die Frage war nicht, ob wir, ausgehend von dem Dinge, das man Ursache nennt, ihm die Nothwendigkeit seines Wirkens anmer- ken könne, sondern umgekehrt, ob wir, ausgehend von der Veränderung, sie nothwendig als ein Be- wirktes ansehen müssen.

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/354>, abgerufen am 23.11.2024.