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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824.

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so bezieht sich das Ausser-Einander auf irgend ein a
und b, welches könnte eins hier und das andre dort seyn;
und das Nach-Einander auf ein a und b, wovon eins
früher und ein andres später kommen soll. Die Form
der Zusammenfassung ist freylich losgerissen vom Zu-
sammengefassten; sie ist über dasselbe hinaus, ins Un-
endliche erweitert worden, weil die Erweiterung, nachdem
sie einmal in Gang kam, durch keine Gränze aufgehal-
ten wurde; das heisst, weil eine Unmöglichkeit des
weitern Ausser- und Nach-Einander nirgends
anfängt
. Gerade so fanden wir oben das Ich losgeris-
sen von allen individuellen Bestimmungen. Aber nichts
desto weniger bezieht sich das Ich auf die Individualität,
der Raum auf das Räumliche, die Zeit auf das Zeitliche;
und die Kantische Untersuchung, die eher vom Raum
als vom Räumlichen redet, behandelt die leere Form als
eine Sache, zerreisst Beziehungspunct und Bezogenes;
kehrt das Hinterste nach vornen, und klebt an nichtigen
Hirngespinnsten.

Was geschieht in mir, indem ich a, b, c, d neben
und ausser einander denke? Denn vom Anschauen mit
dem leiblichen Auge ist hier nicht nöthig zu reden. Wel-
che Modification erleidet mein Vorstellen des a dadurch,
dass sich mit ihm das Vorstellen des b, c, d durch die
Bestimmung verbindet, b liege zwischen a und c, und
wiederum c zwischen b und d? Warum ist mein
Vorstellen im Uebergange von a zu d, oder von d zu a
begriffen, und warum geschieht dieser Uebergang nicht
sprungweise? Da alle diese Vorstellungen in mir sind,
nehmen sie denn auch in mir einen Raum ein? Etwa
so, wie die eingebildeten materialen Ideen, das heisst,
Gehirn-Eindrücke, in verschiedenen Theilen der Gehirn-
masse neben einander liegen sollten? Wenn dies eine
lächerliche Hypothese ist, wie geht es denn zu, dass mein
Vorgestelltes sich ausser einander, und reihenförmig dar-
stellt, während doch die Acte des Vorstellens hiebey schlech-
terdings nicht auseinander gerissen werden dürfen?

so bezieht sich das Auſser-Einander auf irgend ein a
und b, welches könnte eins hier und das andre dort seyn;
und das Nach-Einander auf ein α und β, wovon eins
früher und ein andres später kommen soll. Die Form
der Zusammenfassung ist freylich losgerissen vom Zu-
sammengefaſsten; sie ist über dasselbe hinaus, ins Un-
endliche erweitert worden, weil die Erweiterung, nachdem
sie einmal in Gang kam, durch keine Gränze aufgehal-
ten wurde; das heiſst, weil eine Unmöglichkeit des
weitern Auſser- und Nach-Einander nirgends
anfängt
. Gerade so fanden wir oben das Ich losgeris-
sen von allen individuellen Bestimmungen. Aber nichts
desto weniger bezieht sich das Ich auf die Individualität,
der Raum auf das Räumliche, die Zeit auf das Zeitliche;
und die Kantische Untersuchung, die eher vom Raum
als vom Räumlichen redet, behandelt die leere Form als
eine Sache, zerreiſst Beziehungspunct und Bezogenes;
kehrt das Hinterste nach vornen, und klebt an nichtigen
Hirngespinnsten.

Was geschieht in mir, indem ich a, b, c, d neben
und auſser einander denke? Denn vom Anschauen mit
dem leiblichen Auge ist hier nicht nöthig zu reden. Wel-
che Modification erleidet mein Vorstellen des a dadurch,
daſs sich mit ihm das Vorstellen des b, c, d durch die
Bestimmung verbindet, b liege zwischen a und c, und
wiederum c zwischen b und d? Warum ist mein
Vorstellen im Uebergange von a zu d, oder von d zu a
begriffen, und warum geschieht dieser Uebergang nicht
sprungweise? Da alle diese Vorstellungen in mir sind,
nehmen sie denn auch in mir einen Raum ein? Etwa
so, wie die eingebildeten materialen Ideen, das heiſst,
Gehirn-Eindrücke, in verschiedenen Theilen der Gehirn-
masse neben einander liegen sollten? Wenn dies eine
lächerliche Hypothese ist, wie geht es denn zu, daſs mein
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[380/0400] so bezieht sich das Auſser-Einander auf irgend ein a und b, welches könnte eins hier und das andre dort seyn; und das Nach-Einander auf ein α und β, wovon eins früher und ein andres später kommen soll. Die Form der Zusammenfassung ist freylich losgerissen vom Zu- sammengefaſsten; sie ist über dasselbe hinaus, ins Un- endliche erweitert worden, weil die Erweiterung, nachdem sie einmal in Gang kam, durch keine Gränze aufgehal- ten wurde; das heiſst, weil eine Unmöglichkeit des weitern Auſser- und Nach-Einander nirgends anfängt. Gerade so fanden wir oben das Ich losgeris- sen von allen individuellen Bestimmungen. Aber nichts desto weniger bezieht sich das Ich auf die Individualität, der Raum auf das Räumliche, die Zeit auf das Zeitliche; und die Kantische Untersuchung, die eher vom Raum als vom Räumlichen redet, behandelt die leere Form als eine Sache, zerreiſst Beziehungspunct und Bezogenes; kehrt das Hinterste nach vornen, und klebt an nichtigen Hirngespinnsten. Was geschieht in mir, indem ich a, b, c, d neben und auſser einander denke? Denn vom Anschauen mit dem leiblichen Auge ist hier nicht nöthig zu reden. Wel- che Modification erleidet mein Vorstellen des a dadurch, daſs sich mit ihm das Vorstellen des b, c, d durch die Bestimmung verbindet, b liege zwischen a und c, und wiederum c zwischen b und d? Warum ist mein Vorstellen im Uebergange von a zu d, oder von d zu a begriffen, und warum geschieht dieser Uebergang nicht sprungweise? Da alle diese Vorstellungen in mir sind, nehmen sie denn auch in mir einen Raum ein? Etwa so, wie die eingebildeten materialen Ideen, das heiſst, Gehirn-Eindrücke, in verschiedenen Theilen der Gehirn- masse neben einander liegen sollten? Wenn dies eine lächerliche Hypothese ist, wie geht es denn zu, daſs mein Vorgestelltes sich auſser einander, und reihenförmig dar- stellt, während doch die Acte des Vorstellens hiebey schlech- terdings nicht auseinander gerissen werden dürfen?

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/400>, abgerufen am 25.11.2024.