Noch mit einem Worte muss hier der minderen Ge- gensätze und der Complicationen Erwähnung geschehn. -- Falls c, und das ihm gleichartige H, nicht vollen Ge- gensatz gegen a und b bilden, so wird durch c nur ein geringeres Sinken von a und b bewirkt; also auch nur ein geringeres Hervortreten von H oder von y. Es scheint also, dass die, unsern jetzigen Vorstellungen näher lie- genden, schwerer wieder erweckt werden, als die entfern- tern. Dagegen bedenke man, dass dergleichen näher lie- gende Vorstellungen bey weitem schwächer seyn müssen, wofern sie sich der Voraussetzung gemäss neben a und b auf der statischen Schwelle befinden sollen.
In Hinsicht der Complicationen werde angenommen, es seyen anstatt a und b ein paar Complexionen A und B im Bewusstseyn vorhanden; das hinzukommende c, eine einfache Vorstellung, widerstreite nur Einem Elemente von jeder Complexion; H und folglich y seyen dagegen aus einem andern Continuum von Vorstellungen; und mit den andern Elementen jener Complexionen im Wi- derstreite. Weil A und B sinken müssen, indem c ein- tritt, so entsteht für H ein ähnlicher Spielraum wie oben, und indem es sich erhebt, eine Complication mit c. Die- ses Ereigniss würde also dem zuvor betrachteten völlig ähnlich seyn, passte nicht dasselbe auf gleiche Weise auf alle Vorstellungen des gleichen Continuum wozu H gehört. Also, zwar irgend welche frühere Vorstellungen dieser Reihe müssen wieder erweckt werden, falls sie nicht Hindernisse im Bewusstseyn antreffen; welche es aber seyn werden, hängt von den gegenseitigen Verhältnissen ihrer Stärke ab. Immer werden sie zufälligen Gedanken und Einfällen gleichen, indem sie mit der erweckenden weder Aehnlichkeit noch Zusammenhang haben. Wo schon Aufmerksamkeit vermöge gewisser herrschender Vorstellungen gebildet ist, da kommen dergleichen Ein- fälle nicht weit; und machen sich kaum bemerklich, weil sie im Entstehen erdrückt werden. --
Endlich noch eine Erinnerung an die mechanischen
Noch mit einem Worte muſs hier der minderen Ge- gensätze und der Complicationen Erwähnung geschehn. — Falls c, und das ihm gleichartige H, nicht vollen Ge- gensatz gegen a und b bilden, so wird durch c nur ein geringeres Sinken von a und b bewirkt; also auch nur ein geringeres Hervortreten von H oder von y. Es scheint also, daſs die, unsern jetzigen Vorstellungen näher lie- genden, schwerer wieder erweckt werden, als die entfern- tern. Dagegen bedenke man, daſs dergleichen näher lie- gende Vorstellungen bey weitem schwächer seyn müssen, wofern sie sich der Voraussetzung gemäſs neben a und b auf der statischen Schwelle befinden sollen.
In Hinsicht der Complicationen werde angenommen, es seyen anstatt a und b ein paar Complexionen A und B im Bewuſstseyn vorhanden; das hinzukommende c, eine einfache Vorstellung, widerstreite nur Einem Elemente von jeder Complexion; H und folglich y seyen dagegen aus einem andern Continuum von Vorstellungen; und mit den andern Elementen jener Complexionen im Wi- derstreite. Weil A und B sinken müssen, indem c ein- tritt, so entsteht für H ein ähnlicher Spielraum wie oben, und indem es sich erhebt, eine Complication mit c. Die- ses Ereigniſs würde also dem zuvor betrachteten völlig ähnlich seyn, paſste nicht dasselbe auf gleiche Weise auf alle Vorstellungen des gleichen Continuum wozu H gehört. Also, zwar irgend welche frühere Vorstellungen dieser Reihe müssen wieder erweckt werden, falls sie nicht Hindernisse im Bewuſstseyn antreffen; welche es aber seyn werden, hängt von den gegenseitigen Verhältnissen ihrer Stärke ab. Immer werden sie zufälligen Gedanken und Einfällen gleichen, indem sie mit der erweckenden weder Aehnlichkeit noch Zusammenhang haben. Wo schon Aufmerksamkeit vermöge gewisser herrschender Vorstellungen gebildet ist, da kommen dergleichen Ein- fälle nicht weit; und machen sich kaum bemerklich, weil sie im Entstehen erdrückt werden. —
Endlich noch eine Erinnerung an die mechanischen
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Noch mit einem Worte muſs hier der minderen Ge-
gensätze und der Complicationen Erwähnung geschehn. —
Falls c, und das ihm gleichartige H, nicht vollen Ge-
gensatz gegen a und b bilden, so wird durch c nur ein
geringeres Sinken von a und b bewirkt; also auch nur
ein geringeres Hervortreten von H oder von y. Es scheint
also, daſs die, unsern jetzigen Vorstellungen näher lie-
genden, schwerer wieder erweckt werden, als die entfern-
tern. Dagegen bedenke man, daſs dergleichen näher lie-
gende Vorstellungen bey weitem schwächer seyn müssen,
wofern sie sich der Voraussetzung gemäſs neben a und
b auf der statischen Schwelle befinden sollen.
In Hinsicht der Complicationen werde angenommen,
es seyen anstatt a und b ein paar Complexionen A und B
im Bewuſstseyn vorhanden; das hinzukommende c, eine
einfache Vorstellung, widerstreite nur Einem Elemente
von jeder Complexion; H und folglich y seyen dagegen
aus einem andern Continuum von Vorstellungen; und
mit den andern Elementen jener Complexionen im Wi-
derstreite. Weil A und B sinken müssen, indem c ein-
tritt, so entsteht für H ein ähnlicher Spielraum wie oben,
und indem es sich erhebt, eine Complication mit c. Die-
ses Ereigniſs würde also dem zuvor betrachteten völlig
ähnlich seyn, paſste nicht dasselbe auf gleiche Weise
auf alle Vorstellungen des gleichen Continuum wozu H
gehört. Also, zwar irgend welche frühere Vorstellungen
dieser Reihe müssen wieder erweckt werden, falls sie nicht
Hindernisse im Bewuſstseyn antreffen; welche es aber
seyn werden, hängt von den gegenseitigen Verhältnissen
ihrer Stärke ab. Immer werden sie zufälligen Gedanken
und Einfällen gleichen, indem sie mit der erweckenden
weder Aehnlichkeit noch Zusammenhang haben. Wo
schon Aufmerksamkeit vermöge gewisser herrschender
Vorstellungen gebildet ist, da kommen dergleichen Ein-
fälle nicht weit; und machen sich kaum bemerklich, weil
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/307>, abgerufen am 22.11.2024.
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