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Herbart, Johann Friedrich: Erinnerung an die Göttingische Katastrophe im Jahr 1837. Königsberg, 1842.

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um jene zu erhalten, dem Umsturz Preis
gegeben werden!

Von einer Seite betrachtet, stehn die Uni-
versitäten fester, von einer andern Seite sind
sie als kostbare Schätze zu betrachten, die,
einmal verloren, nicht zu ersetzen seyn werden.

Die heilige Schrift und das corpus iuris
Romani
, Hippocrates, Platon und Aristoteles,
mögen hinreichen, um auf die vier Facultäten
und deren bleibendes Fundament hinzuweisen.
Es ist nicht nöthig, noch an Euclides und
Newton, an die gesammte Philologie und Ge-
schichte zu erinnern. Keine Verfassung ruhet
auf solchem, so altem Grunde.

Aber von der andern Seite liegt in der
Existenz einer Universität, wie Göttingen, so-
viel von höchst seltener Zusammenwirkung aus
Gunst der Könige, Fürsorge der Minister, Geist
und Kenntniss der Lehrer, Fleiss und Zunei-
gung der Studirenden, Schonung selbst frem-
der Herrscher, Achtung selbst fremder Natio-
nen: dass keine menschliche Macht es in ih-
rer Gewalt hat, dies Werk des verflossenen
Jahrhunderts wieder zu schaffen, wenn es zer-
stört wäre.

Und hier ist nicht bloss von Göttin-
gen die Rede.
Welcher Verdacht uns hier
drücken kann, als wären unsre Gedanken

um jene zu erhalten, dem Umsturz Preis
gegeben werden!

Von einer Seite betrachtet, stehn die Uni-
versitäten fester, von einer andern Seite sind
sie als kostbare Schätze zu betrachten, die,
einmal verloren, nicht zu ersetzen seyn werden.

Die heilige Schrift und das corpus iuris
Romani
, Hippocrates, Platon und Aristoteles,
mögen hinreichen, um auf die vier Facultäten
und deren bleibendes Fundament hinzuweisen.
Es ist nicht nöthig, noch an Euclides und
Newton, an die gesammte Philologie und Ge-
schichte zu erinnern. Keine Verfassung ruhet
auf solchem, so altem Grunde.

Aber von der andern Seite liegt in der
Existenz einer Universität, wie Göttingen, so-
viel von höchst seltener Zusammenwirkung aus
Gunst der Könige, Fürsorge der Minister, Geist
und Kenntniss der Lehrer, Fleiss und Zunei-
gung der Studirenden, Schonung selbst frem-
der Herrscher, Achtung selbst fremder Natio-
nen: dass keine menschliche Macht es in ih-
rer Gewalt hat, dies Werk des verflossenen
Jahrhunderts wieder zu schaffen, wenn es zer-
stört wäre.

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gen die Rede.
Welcher Verdacht uns hier
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[32/0036] um jene zu erhalten, dem Umsturz Preis gegeben werden! Von einer Seite betrachtet, stehn die Uni- versitäten fester, von einer andern Seite sind sie als kostbare Schätze zu betrachten, die, einmal verloren, nicht zu ersetzen seyn werden. Die heilige Schrift und das corpus iuris Romani, Hippocrates, Platon und Aristoteles, mögen hinreichen, um auf die vier Facultäten und deren bleibendes Fundament hinzuweisen. Es ist nicht nöthig, noch an Euclides und Newton, an die gesammte Philologie und Ge- schichte zu erinnern. Keine Verfassung ruhet auf solchem, so altem Grunde. Aber von der andern Seite liegt in der Existenz einer Universität, wie Göttingen, so- viel von höchst seltener Zusammenwirkung aus Gunst der Könige, Fürsorge der Minister, Geist und Kenntniss der Lehrer, Fleiss und Zunei- gung der Studirenden, Schonung selbst frem- der Herrscher, Achtung selbst fremder Natio- nen: dass keine menschliche Macht es in ih- rer Gewalt hat, dies Werk des verflossenen Jahrhunderts wieder zu schaffen, wenn es zer- stört wäre. Und hier ist nicht bloss von Göttin- gen die Rede. Welcher Verdacht uns hier drücken kann, als wären unsre Gedanken

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Erinnerung an die Göttingische Katastrophe im Jahr 1837. Königsberg, 1842, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_goettingen_1842/36>, abgerufen am 25.04.2024.