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Herbart, Johann Friedrich: Erinnerung an die Göttingische Katastrophe im Jahr 1837. Königsberg, 1842.

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tesche Heilmittel, -- nämlich die vollkommene
Stockung aller öffentlichen Geschäfte, hie-
mit erreicht.

Dem Fichteschen Vorschlage weiter nach-
denkend würde man sich aber doch gestehen
müssen, es sey höchst misslich, wegen der
Dringlichkeit der Umstände ein gleiches Ur-
theil von allen Beamten auf einmal zu erwar-
ten; und die grosse Gefahr, welche hier aus
Verschiedenheit der Meinungen hervorgehe,
mache es räthlich, zu unterscheiden zwischen
solchen Beamten, deren Unthätigkeit die fühl-
barste Stockung der Geschäfte plötzlich hervor-
bringe, und andern, deren Wirksamkeit auf
eine entferntere Zukunft hinausgehe. Die letz-
tern nämlich würde man, (schon um die An-
zahl deren, welche gleichzeitig die Dringlich-
keit beurtheilen sollten, möglichst zu verrin-
gern) lieber ganz ausnehmen; auch ist kaum
zu glauben, dass Fichte selbst bey seinem In-
terdict an Aerzte und Baukünstler sollte gedacht
haben. Oder was konnte es ihm helfen, die
Kranken sterben, die Gebäude verfallen zu
lassen?

Was aber ist von den öffentlichen Leh-
rern zu sagen? Sollen diese auch protestiren,
um auch durch die zu erwartende Rückwir-
kung ausser Thätigkeit gesetzt zu werden?

tesche Heilmittel, — nämlich die vollkommene
Stockung aller öffentlichen Geschäfte, hie-
mit erreicht.

Dem Fichteschen Vorschlage weiter nach-
denkend würde man sich aber doch gestehen
müssen, es sey höchst misslich, wegen der
Dringlichkeit der Umstände ein gleiches Ur-
theil von allen Beamten auf einmal zu erwar-
ten; und die grosse Gefahr, welche hier aus
Verschiedenheit der Meinungen hervorgehe,
mache es räthlich, zu unterscheiden zwischen
solchen Beamten, deren Unthätigkeit die fühl-
barste Stockung der Geschäfte plötzlich hervor-
bringe, und andern, deren Wirksamkeit auf
eine entferntere Zukunft hinausgehe. Die letz-
tern nämlich würde man, (schon um die An-
zahl deren, welche gleichzeitig die Dringlich-
keit beurtheilen sollten, möglichst zu verrin-
gern) lieber ganz ausnehmen; auch ist kaum
zu glauben, dass Fichte selbst bey seinem In-
terdict an Aerzte und Baukünstler sollte gedacht
haben. Oder was konnte es ihm helfen, die
Kranken sterben, die Gebäude verfallen zu
lassen?

Was aber ist von den öffentlichen Leh-
rern zu sagen? Sollen diese auch protestiren,
um auch durch die zu erwartende Rückwir-
kung ausser Thätigkeit gesetzt zu werden?

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[16/0020] tesche Heilmittel, — nämlich die vollkommene Stockung aller öffentlichen Geschäfte, hie- mit erreicht. Dem Fichteschen Vorschlage weiter nach- denkend würde man sich aber doch gestehen müssen, es sey höchst misslich, wegen der Dringlichkeit der Umstände ein gleiches Ur- theil von allen Beamten auf einmal zu erwar- ten; und die grosse Gefahr, welche hier aus Verschiedenheit der Meinungen hervorgehe, mache es räthlich, zu unterscheiden zwischen solchen Beamten, deren Unthätigkeit die fühl- barste Stockung der Geschäfte plötzlich hervor- bringe, und andern, deren Wirksamkeit auf eine entferntere Zukunft hinausgehe. Die letz- tern nämlich würde man, (schon um die An- zahl deren, welche gleichzeitig die Dringlich- keit beurtheilen sollten, möglichst zu verrin- gern) lieber ganz ausnehmen; auch ist kaum zu glauben, dass Fichte selbst bey seinem In- terdict an Aerzte und Baukünstler sollte gedacht haben. Oder was konnte es ihm helfen, die Kranken sterben, die Gebäude verfallen zu lassen? Was aber ist von den öffentlichen Leh- rern zu sagen? Sollen diese auch protestiren, um auch durch die zu erwartende Rückwir- kung ausser Thätigkeit gesetzt zu werden?

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Erinnerung an die Göttingische Katastrophe im Jahr 1837. Königsberg, 1842, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_goettingen_1842/20>, abgerufen am 29.03.2024.