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Helmholtz, Hermann von: Über die Erhaltung der Kraft. Berlin, 1847.

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Von den verschiedenen Entstehungsweisen der Wärme
haben wir die durch Einstrahlung und durch mechanische
Kräfte besprochen, die durch Electricität werden wir unten
durchgehen. Es bleibt die Wärmeentwicklung durch che-
mische Processe. Man hat dieselbe bisher für ein Freiwer-
den von Wärmestoff erklärt, welcher in den sich verbin-
denden Körpern latent vorhanden sei. Da man hiernach
jedem einfachen Körper und jeder chemischen Verbindung,
die noch weitere Verbindungen höherer Ordnung eingehen
kann, eine bestimmte Quantität latenter Wärme beilegen
musste, welche nothwendig mit zu ihrer chemischen Con-
stitution gehörte: so folgte hieraus das Gesetz, welches man
auch theilweise in der Erfahrung bewahrheitet hat, dass
nämlich bei der chemischen Verbindung mehrerer Stoffe zu
gleichen Producten stets gleich viel Wärme hervorgebracht
werde, in welcher Ordnung und in welchen Zwischenstufen
auch die Verbindung vor sich gehen möge *). Nach un-
serer Vorstellungsweise würde die bei chemischen Proces-
sen entstehende Wärme die Quantität der lebendigen Kraft
sein, welche durch die bestimmte Quantität der chemischen
Anziehungskräfte hervorgebracht werden kann, und das
obige Gesetz würde der Ausdruck für das Princip von der
Erhaltung der Kraft in diesem Falle werden.

Ebenso wenig, als man die Bedingungen und Gesetze
der Erzeugung von Wärme untersucht hat, obgleich eine
solche unzweifelhaft stattfindet, ist dies für das Verschwinden
derselben geschehen. Bisher kennt man nur die Fälle, wo
chemische Verbindungen aufgehoben wurden, oder dünnere
Aggregatzustände eintraten, und dadurch Wärme latent

*) Hess in Poggd. Ann. L 392. LVI 598.

Von den verschiedenen Entstehungsweisen der Wärme
haben wir die durch Einstrahlung und durch mechanische
Kräfte besprochen, die durch Electricität werden wir unten
durchgehen. Es bleibt die Wärmeentwicklung durch che-
mische Processe. Man hat dieselbe bisher für ein Freiwer-
den von Wärmestoff erklärt, welcher in den sich verbin-
denden Körpern latent vorhanden sei. Da man hiernach
jedem einfachen Körper und jeder chemischen Verbindung,
die noch weitere Verbindungen höherer Ordnung eingehen
kann, eine bestimmte Quantität latenter Wärme beilegen
musste, welche nothwendig mit zu ihrer chemischen Con-
stitution gehörte: so folgte hieraus das Gesetz, welches man
auch theilweise in der Erfahrung bewahrheitet hat, dass
nämlich bei der chemischen Verbindung mehrerer Stoffe zu
gleichen Producten stets gleich viel Wärme hervorgebracht
werde, in welcher Ordnung und in welchen Zwischenstufen
auch die Verbindung vor sich gehen möge *). Nach un-
serer Vorstellungsweise würde die bei chemischen Proces-
sen entstehende Wärme die Quantität der lebendigen Kraft
sein, welche durch die bestimmte Quantität der chemischen
Anziehungskräfte hervorgebracht werden kann, und das
obige Gesetz würde der Ausdruck für das Princip von der
Erhaltung der Kraft in diesem Falle werden.

Ebenso wenig, als man die Bedingungen und Gesetze
der Erzeugung von Wärme untersucht hat, obgleich eine
solche unzweifelhaft stattfindet, ist dies für das Verschwinden
derselben geschehen. Bisher kennt man nur die Fälle, wo
chemische Verbindungen aufgehoben wurden, oder dünnere
Aggregatzustände eintraten, und dadurch Wärme latent

*) Hess in Poggd. Ann. L 392. LVI 598.
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[32/0042] Von den verschiedenen Entstehungsweisen der Wärme haben wir die durch Einstrahlung und durch mechanische Kräfte besprochen, die durch Electricität werden wir unten durchgehen. Es bleibt die Wärmeentwicklung durch che- mische Processe. Man hat dieselbe bisher für ein Freiwer- den von Wärmestoff erklärt, welcher in den sich verbin- denden Körpern latent vorhanden sei. Da man hiernach jedem einfachen Körper und jeder chemischen Verbindung, die noch weitere Verbindungen höherer Ordnung eingehen kann, eine bestimmte Quantität latenter Wärme beilegen musste, welche nothwendig mit zu ihrer chemischen Con- stitution gehörte: so folgte hieraus das Gesetz, welches man auch theilweise in der Erfahrung bewahrheitet hat, dass nämlich bei der chemischen Verbindung mehrerer Stoffe zu gleichen Producten stets gleich viel Wärme hervorgebracht werde, in welcher Ordnung und in welchen Zwischenstufen auch die Verbindung vor sich gehen möge *). Nach un- serer Vorstellungsweise würde die bei chemischen Proces- sen entstehende Wärme die Quantität der lebendigen Kraft sein, welche durch die bestimmte Quantität der chemischen Anziehungskräfte hervorgebracht werden kann, und das obige Gesetz würde der Ausdruck für das Princip von der Erhaltung der Kraft in diesem Falle werden. Ebenso wenig, als man die Bedingungen und Gesetze der Erzeugung von Wärme untersucht hat, obgleich eine solche unzweifelhaft stattfindet, ist dies für das Verschwinden derselben geschehen. Bisher kennt man nur die Fälle, wo chemische Verbindungen aufgehoben wurden, oder dünnere Aggregatzustände eintraten, und dadurch Wärme latent *) Hess in Poggd. Ann. L 392. LVI 598.

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Zitationshilfe: Helmholtz, Hermann von: Über die Erhaltung der Kraft. Berlin, 1847, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/helmholtz_erhaltung_1847/42>, abgerufen am 26.04.2024.