[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.andre wissen dagegen kaum die Anfangsgründe. "Laß uns aufrichtig seyn!" sprach sie an "Jedes muß sich selbst am besten der Kräfte diese
andre wiſſen dagegen kaum die Anfangsgruͤnde. „Laß uns aufrichtig ſeyn!“ ſprach ſie an „Jedes muß ſich ſelbſt am beſten der Kraͤfte dieſe
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0055" n="47"/> andre wiſſen dagegen kaum die Anfangsgruͤnde.<lb/> Bey ihr koͤnnte Sokrates mit allem ſeinem un-<lb/> endlichen Verſtande noch in die Schule gehen;<lb/> Natur ſelbſt uͤberſteigt alle Einbildung. O wie<lb/> ſie ſo bloß als erquickende Frucht an einem haͤngt,<lb/> als volle ſuͤße Traube, woran man mit durſtigen<lb/> Zuͤgen ſaugt: und dann wieder bezaubernde un-<lb/> uͤberwindliche Tyrannin iſt des Herzens und des<lb/> Geiſtes! Sicher bey ihrer Vollkommenheit be-<lb/> darf ſie die Zierereyen der andern nicht. Die<lb/> Grauſame begnuͤgt ſich, gleich der Spinne<lb/> nicht an einer Seele, und verlangt nicht, wie<lb/> ſie ſagt, gegen die Unmoͤglichkeit zu ſtreben; o ich<lb/> moͤchte thoͤricht werden!</p><lb/> <p>„Laß uns aufrichtig ſeyn!“ ſprach ſie an<lb/> einem andern Abend im Spazierengehen nach<lb/> Saitenſpiel und Geſang bey meinen Liebkoſungen<lb/> und Klagen der Eiferſucht.</p><lb/> <p>„Jedes muß ſich ſelbſt am beſten der Kraͤfte<lb/> zu ſeiner Gluͤckſeeligkeit bedienen, womit es auf<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dieſe</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0055]
andre wiſſen dagegen kaum die Anfangsgruͤnde.
Bey ihr koͤnnte Sokrates mit allem ſeinem un-
endlichen Verſtande noch in die Schule gehen;
Natur ſelbſt uͤberſteigt alle Einbildung. O wie
ſie ſo bloß als erquickende Frucht an einem haͤngt,
als volle ſuͤße Traube, woran man mit durſtigen
Zuͤgen ſaugt: und dann wieder bezaubernde un-
uͤberwindliche Tyrannin iſt des Herzens und des
Geiſtes! Sicher bey ihrer Vollkommenheit be-
darf ſie die Zierereyen der andern nicht. Die
Grauſame begnuͤgt ſich, gleich der Spinne
nicht an einer Seele, und verlangt nicht, wie
ſie ſagt, gegen die Unmoͤglichkeit zu ſtreben; o ich
moͤchte thoͤricht werden!
„Laß uns aufrichtig ſeyn!“ ſprach ſie an
einem andern Abend im Spazierengehen nach
Saitenſpiel und Geſang bey meinen Liebkoſungen
und Klagen der Eiferſucht.
„Jedes muß ſich ſelbſt am beſten der Kraͤfte
zu ſeiner Gluͤckſeeligkeit bedienen, womit es auf
dieſe
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