Verona, und von da nach Venedig kam, und sich hernach durch die Lombardey verbreitete. Ich folgte nun mit Begier der Einladung meines Freundes, um mich von den traurigen Gegenstän- den zu entfernen; und sagte davon Cäcilien.
Sie konnte gleich vor Ungeduld nicht blei- ben, die Reise mit zu machen. Noch hatt ich ihr immer nicht entdeckt, daß ich Alles von ihr und Ardinghellon wußte; ich scheute die Lage, in welche mich dieß versetzen würde. Nur gab ich ihr zuweilen von ihm Nachricht, mit Ver- schweigung seiner Liebesgeschichten; und sie hatten sich auch einander selbst geschrieben, welche Briefe mir aber nicht in die Hände ge- kommen waren: so daß ich nicht wußte, was für Wendungen er bey ihr brauchte, und wie sie zusammen standen. Ich mochte mich nicht mehr drein mischen, und einem Tauben predigen; ließ aber nun doch, gewissermaßen dazu genöthigt, der Sache ihren baldigen Ausgang.
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Verona, und von da nach Venedig kam, und ſich hernach durch die Lombardey verbreitete. Ich folgte nun mit Begier der Einladung meines Freundes, um mich von den traurigen Gegenſtaͤn- den zu entfernen; und ſagte davon Caͤcilien.
Sie konnte gleich vor Ungeduld nicht blei- ben, die Reiſe mit zu machen. Noch hatt ich ihr immer nicht entdeckt, daß ich Alles von ihr und Ardinghellon wußte; ich ſcheute die Lage, in welche mich dieß verſetzen wuͤrde. Nur gab ich ihr zuweilen von ihm Nachricht, mit Ver- ſchweigung ſeiner Liebesgeſchichten; und ſie hatten ſich auch einander ſelbſt geſchrieben, welche Briefe mir aber nicht in die Haͤnde ge- kommen waren: ſo daß ich nicht wußte, was fuͤr Wendungen er bey ihr brauchte, und wie ſie zuſammen ſtanden. Ich mochte mich nicht mehr drein miſchen, und einem Tauben predigen; ließ aber nun doch, gewiſſermaßen dazu genoͤthigt, der Sache ihren baldigen Ausgang.
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Verona, und von da nach Venedig kam, und
ſich hernach durch die Lombardey verbreitete.
Ich folgte nun mit Begier der Einladung meines
Freundes, um mich von den traurigen Gegenſtaͤn-
den zu entfernen; und ſagte davon Caͤcilien.
Sie konnte gleich vor Ungeduld nicht blei-
ben, die Reiſe mit zu machen. Noch hatt ich
ihr immer nicht entdeckt, daß ich Alles von ihr
und Ardinghellon wußte; ich ſcheute die Lage,
in welche mich dieß verſetzen wuͤrde. Nur gab
ich ihr zuweilen von ihm Nachricht, mit Ver-
ſchweigung ſeiner Liebesgeſchichten; und ſie
hatten ſich auch einander ſelbſt geſchrieben,
welche Briefe mir aber nicht in die Haͤnde ge-
kommen waren: ſo daß ich nicht wußte, was
fuͤr Wendungen er bey ihr brauchte, und wie ſie
zuſammen ſtanden. Ich mochte mich nicht mehr
drein miſchen, und einem Tauben predigen; ließ
aber nun doch, gewiſſermaßen dazu genoͤthigt,
der Sache ihren baldigen Ausgang.
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/345>, abgerufen am 10.06.2024.
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