Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Zu Bajä ist ein Wunder der Natur an dem
andern; und in der alten Römer Zeiten war
noch dabey ein Wunder der Kunst an dem an-
dern, wovon die herrlichen Ruinen außer den
Beschreibungen der Dichter zeugen. Was der
Archipelagus seyn muß, wo das immerwährende
Leben so um unzehlbare Inseln herumwallt,
wie hier nur um drey oder vier? Glückliche
Griechen! wenigstens zwey Drittel bewohnten
und bewohnen noch schöne Seeküsten.

Das Grabmal Virgils, an dessen Aecht-
heit man keinen Grund zu zweifeln hat, ist in
der That ein rührender Winkel, der innerste
Punkt des alten Parthenope; der Mittelsitz der
Ruhe von der See her, die Spitze des Winkels
von der Bucht. Ich wünschte selbst an einem
solchen Ort meine Asche; ohne Pomp, still, ein
kleines Gemäuer. Es liegt gerad am Pausilipp
in der Höhe über der vor Alters durchgehauenen
Grotte nach Pozzuolo. Die Pignen schienen

alle-

Zu Bajaͤ iſt ein Wunder der Natur an dem
andern; und in der alten Roͤmer Zeiten war
noch dabey ein Wunder der Kunſt an dem an-
dern, wovon die herrlichen Ruinen außer den
Beſchreibungen der Dichter zeugen. Was der
Archipelagus ſeyn muß, wo das immerwaͤhrende
Leben ſo um unzehlbare Inſeln herumwallt,
wie hier nur um drey oder vier? Gluͤckliche
Griechen! wenigſtens zwey Drittel bewohnten
und bewohnen noch ſchoͤne Seekuͤſten.

Das Grabmal Virgils, an deſſen Aecht-
heit man keinen Grund zu zweifeln hat, iſt in
der That ein ruͤhrender Winkel, der innerſte
Punkt des alten Parthenope; der Mittelſitz der
Ruhe von der See her, die Spitze des Winkels
von der Bucht. Ich wuͤnſchte ſelbſt an einem
ſolchen Ort meine Aſche; ohne Pomp, ſtill, ein
kleines Gemaͤuer. Es liegt gerad am Pauſilipp
in der Hoͤhe uͤber der vor Alters durchgehauenen
Grotte nach Pozzuolo. Die Pignen ſchienen

alle-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0338" n="330"/>
          <p>Zu <hi rendition="#fr">Baja&#x0364;</hi> i&#x017F;t ein Wunder der Natur an dem<lb/>
andern; und in der alten Ro&#x0364;mer Zeiten war<lb/>
noch dabey ein Wunder der Kun&#x017F;t an dem an-<lb/>
dern, wovon die herrlichen Ruinen außer den<lb/>
Be&#x017F;chreibungen der Dichter zeugen. Was der<lb/>
Archipelagus &#x017F;eyn muß, wo das immerwa&#x0364;hrende<lb/>
Leben &#x017F;o um unzehlbare In&#x017F;eln herumwallt,<lb/>
wie hier nur um drey oder vier? Glu&#x0364;ckliche<lb/>
Griechen! wenig&#x017F;tens zwey Drittel bewohnten<lb/>
und bewohnen noch &#x017F;cho&#x0364;ne Seeku&#x0364;&#x017F;ten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Das Grabmal Virgils</hi>, an de&#x017F;&#x017F;en Aecht-<lb/>
heit man keinen Grund zu zweifeln hat, i&#x017F;t in<lb/>
der That ein ru&#x0364;hrender Winkel, der inner&#x017F;te<lb/>
Punkt des alten Parthenope; der Mittel&#x017F;itz der<lb/>
Ruhe von der See her, die Spitze des Winkels<lb/>
von der Bucht. Ich wu&#x0364;n&#x017F;chte &#x017F;elb&#x017F;t an einem<lb/>
&#x017F;olchen Ort meine A&#x017F;che; ohne Pomp, &#x017F;till, ein<lb/>
kleines Gema&#x0364;uer. Es liegt gerad am Pau&#x017F;ilipp<lb/>
in der Ho&#x0364;he u&#x0364;ber der vor Alters durchgehauenen<lb/>
Grotte nach Pozzuolo. Die Pignen &#x017F;chienen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">alle-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0338] Zu Bajaͤ iſt ein Wunder der Natur an dem andern; und in der alten Roͤmer Zeiten war noch dabey ein Wunder der Kunſt an dem an- dern, wovon die herrlichen Ruinen außer den Beſchreibungen der Dichter zeugen. Was der Archipelagus ſeyn muß, wo das immerwaͤhrende Leben ſo um unzehlbare Inſeln herumwallt, wie hier nur um drey oder vier? Gluͤckliche Griechen! wenigſtens zwey Drittel bewohnten und bewohnen noch ſchoͤne Seekuͤſten. Das Grabmal Virgils, an deſſen Aecht- heit man keinen Grund zu zweifeln hat, iſt in der That ein ruͤhrender Winkel, der innerſte Punkt des alten Parthenope; der Mittelſitz der Ruhe von der See her, die Spitze des Winkels von der Bucht. Ich wuͤnſchte ſelbſt an einem ſolchen Ort meine Aſche; ohne Pomp, ſtill, ein kleines Gemaͤuer. Es liegt gerad am Pauſilipp in der Hoͤhe uͤber der vor Alters durchgehauenen Grotte nach Pozzuolo. Die Pignen ſchienen alle-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/338
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/338>, abgerufen am 26.11.2024.