ständig Leben sey, indem es dem Verstande sonst beschwerlich werden müsse.
Wenn aber der Verstand das göttlichste, und selbstständige Wirksamkeit seyn solle: so könn er, dünkt ihm ferner, nichts anders, als sich selbst denken; denn er würde, wenn er etwas anders dächte, zu einer bloß zufälligen Eigen- schaft, und könnte denken, und nicht denken, außer dem, daß er sich erniedrigte.
Ich sehe nicht ein, was uns ein solcher Gott hilft, auf was für Art er alles bewegt, wie er sich den Geschöpfen mittheilt. Und was ist dann Materie, was sind Elemente? wo kom- men sie her? und wie sind sie mit ihm in Zu- sammenhang, Ordnung und Schönheit? Wenn die Natur selbst lebt und wirkt und ihre noth- wendige Art zu seyn hat, und alles Einzelne aus sich hervorgeht und sich selbst forthilft: wozu brauch ich einen Gott? und welch ein Gräuel, im andern Fall, das höchste Lebendige, das sich
mit
O 3
ſtaͤndig Leben ſey, indem es dem Verſtande ſonſt beſchwerlich werden muͤſſe.
Wenn aber der Verſtand das goͤttlichſte, und ſelbſtſtaͤndige Wirkſamkeit ſeyn ſolle: ſo koͤnn er, duͤnkt ihm ferner, nichts anders, als ſich ſelbſt denken; denn er wuͤrde, wenn er etwas anders daͤchte, zu einer bloß zufaͤlligen Eigen- ſchaft, und koͤnnte denken, und nicht denken, außer dem, daß er ſich erniedrigte.
Ich ſehe nicht ein, was uns ein ſolcher Gott hilft, auf was fuͤr Art er alles bewegt, wie er ſich den Geſchoͤpfen mittheilt. Und was iſt dann Materie, was ſind Elemente? wo kom- men ſie her? und wie ſind ſie mit ihm in Zu- ſammenhang, Ordnung und Schoͤnheit? Wenn die Natur ſelbſt lebt und wirkt und ihre noth- wendige Art zu ſeyn hat, und alles Einzelne aus ſich hervorgeht und ſich ſelbſt forthilft: wozu brauch ich einen Gott? und welch ein Graͤuel, im andern Fall, das hoͤchſte Lebendige, das ſich
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ſtaͤndig Leben ſey, indem es dem Verſtande ſonſt
beſchwerlich werden muͤſſe.
Wenn aber der Verſtand das goͤttlichſte,
und ſelbſtſtaͤndige Wirkſamkeit ſeyn ſolle: ſo koͤnn
er, duͤnkt ihm ferner, nichts anders, als ſich
ſelbſt denken; denn er wuͤrde, wenn er etwas
anders daͤchte, zu einer bloß zufaͤlligen Eigen-
ſchaft, und koͤnnte denken, und nicht denken,
außer dem, daß er ſich erniedrigte.
Ich ſehe nicht ein, was uns ein ſolcher
Gott hilft, auf was fuͤr Art er alles bewegt,
wie er ſich den Geſchoͤpfen mittheilt. Und was
iſt dann Materie, was ſind Elemente? wo kom-
men ſie her? und wie ſind ſie mit ihm in Zu-
ſammenhang, Ordnung und Schoͤnheit? Wenn
die Natur ſelbſt lebt und wirkt und ihre noth-
wendige Art zu ſeyn hat, und alles Einzelne aus
ſich hervorgeht und ſich ſelbſt forthilft: wozu
brauch ich einen Gott? und welch ein Graͤuel,
im andern Fall, das hoͤchſte Lebendige, das ſich
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/221>, abgerufen am 22.11.2024.
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