Olymp ein; dir ist der Augenblick, die Zukunft, und Vergangenheit unterthan."
"Und Euripides sagt gerade zu: "Siehst du über und um uns den unermeßlichen Ae- ther, der die Erde mit frischen Armen rund um- pfängt? Das ist Gott!"
"Und Aristophanes, sein Antagonist, ruft eben so aus: "Unser Vater Aether, heiligster, aller Lebengeber!"
"Und Pindar ging schon vorher noch wei- ter, und singt stolz in lyrischer Begeistrung: "Eins das Geschlecht der Menschen! Eins das der Götter! Alle beyde athmen von Einer Mutter."
"Nach der ältesten Meinung seines Volks glaubte Thales das Göttliche im Wasser zu fin- den, weil alles Lebendige sich davon nährt, und aller Saame feucht ist. Die Erde aber blieb im- mer nur Pflanzstätte, die das Himmlische durch Wind und Regen empfängt, und Thiere und
deren
Olymp ein; dir iſt der Augenblick, die Zukunft, und Vergangenheit unterthan.“
„Und Euripides ſagt gerade zu: „Siehſt du uͤber und um uns den unermeßlichen Ae- ther, der die Erde mit friſchen Armen rund um- pfaͤngt? Das iſt Gott!“
„Und Ariſtophanes, ſein Antagoniſt, ruft eben ſo aus: „Unſer Vater Aether, heiligſter, aller Lebengeber!“
„Und Pindar ging ſchon vorher noch wei- ter, und ſingt ſtolz in lyriſcher Begeiſtrung: „Eins das Geſchlecht der Menſchen! Eins das der Goͤtter! Alle beyde athmen von Einer Mutter.“
„Nach der aͤlteſten Meinung ſeines Volks glaubte Thales das Goͤttliche im Waſſer zu fin- den, weil alles Lebendige ſich davon naͤhrt, und aller Saame feucht iſt. Die Erde aber blieb im- mer nur Pflanzſtaͤtte, die das Himmliſche durch Wind und Regen empfaͤngt, und Thiere und
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Olymp ein; dir iſt der Augenblick, die Zukunft,
und Vergangenheit unterthan.“
„Und Euripides ſagt gerade zu: „Siehſt
du uͤber und um uns den unermeßlichen Ae-
ther, der die Erde mit friſchen Armen rund um-
pfaͤngt? Das iſt Gott!“
„Und Ariſtophanes, ſein Antagoniſt, ruft
eben ſo aus: „Unſer Vater Aether, heiligſter,
aller Lebengeber!“
„Und Pindar ging ſchon vorher noch wei-
ter, und ſingt ſtolz in lyriſcher Begeiſtrung:
„Eins das Geſchlecht der Menſchen! Eins das
der Goͤtter! Alle beyde athmen von Einer
Mutter.“
„Nach der aͤlteſten Meinung ſeines Volks
glaubte Thales das Goͤttliche im Waſſer zu fin-
den, weil alles Lebendige ſich davon naͤhrt, und
aller Saame feucht iſt. Die Erde aber blieb im-
mer nur Pflanzſtaͤtte, die das Himmliſche durch
Wind und Regen empfaͤngt, und Thiere und
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/148>, abgerufen am 21.11.2024.
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