[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.Von den Alten lasen wir die Abende Ardinghello hatte den letztern nur dem Na- küh- lich, weiblich und lichtvoll, als uns Cidli,
Silli und dergleichen. Auf ähnliche Weise ändern die Sizilianer das Toskanische um. Ueber Wohlklang eines Vokals vor dem an- dern läßt sich im Allgemeinen nichts ent- scheiden; es kömmt auf jedes Wort selbst, den Gebrauch, und das Ohr des Volks an. Was uns fremd lautet bey allen andern Nazionen, lautet ihnen nicht fremd. Von den Alten laſen wir die Abende Ardinghello hatte den letztern nur dem Na- kuͤh- lich, weiblich und lichtvoll, als uns Cidli,
Silli und dergleichen. Auf aͤhnliche Weiſe aͤndern die Sizilianer das Toskaniſche um. Ueber Wohlklang eines Vokals vor dem an- dern laͤßt ſich im Allgemeinen nichts ent- ſcheiden; es koͤmmt auf jedes Wort ſelbſt, den Gebrauch, und das Ohr des Volks an. Was uns fremd lautet bey allen andern Nazionen, lautet ihnen nicht fremd. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0072" n="66"/> <p>Von den Alten laſen wir die Abende<lb/> bald ein Stuͤck aus dem Plato, bald aus dem<lb/> Ariſtoteles, oder Xenophon; kehrten aber von<lb/> ihrem Scharfſinn und Adel, der reinſten Em-<lb/> pfindung und ihren hohen Fluͤgen oft zuruͤck unter<lb/> das Athenienſiſche Volk zum Demoſthenes und<lb/> Ariſtophanes.</p><lb/> <p>Ardinghello hatte den letztern nur dem Na-<lb/> men nach gekannt, und weidete ſeine Seele nun<lb/> an ihm leibhaftig mit Entzuͤcken. Er bruͤtete<lb/> ſo recht uͤber ſeinem Witze, ſeiner Laune, ſeinen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">kuͤh-</fw><lb/><note xml:id="note-0072" prev="#note-0071" place="foot" n="*)">lich, weiblich und lichtvoll, als uns <hi rendition="#g">Cidli,<lb/> Silli</hi> und dergleichen. Auf aͤhnliche Weiſe<lb/> aͤndern die Sizilianer das Toskaniſche um.<lb/> Ueber Wohlklang eines Vokals vor dem an-<lb/> dern laͤßt ſich im Allgemeinen nichts ent-<lb/> ſcheiden; es koͤmmt auf jedes Wort ſelbſt,<lb/> den Gebrauch, und das Ohr des Volks an.<lb/> Was uns fremd lautet bey allen andern<lb/> Nazionen, lautet ihnen nicht fremd.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0072]
Von den Alten laſen wir die Abende
bald ein Stuͤck aus dem Plato, bald aus dem
Ariſtoteles, oder Xenophon; kehrten aber von
ihrem Scharfſinn und Adel, der reinſten Em-
pfindung und ihren hohen Fluͤgen oft zuruͤck unter
das Athenienſiſche Volk zum Demoſthenes und
Ariſtophanes.
Ardinghello hatte den letztern nur dem Na-
men nach gekannt, und weidete ſeine Seele nun
an ihm leibhaftig mit Entzuͤcken. Er bruͤtete
ſo recht uͤber ſeinem Witze, ſeiner Laune, ſeinen
kuͤh-
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*) lich, weiblich und lichtvoll, als uns Cidli,
Silli und dergleichen. Auf aͤhnliche Weiſe
aͤndern die Sizilianer das Toskaniſche um.
Ueber Wohlklang eines Vokals vor dem an-
dern laͤßt ſich im Allgemeinen nichts ent-
ſcheiden; es koͤmmt auf jedes Wort ſelbſt,
den Gebrauch, und das Ohr des Volks an.
Was uns fremd lautet bey allen andern
Nazionen, lautet ihnen nicht fremd.
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Zitationshilfe: | [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/72>, abgerufen am 22.07.2024. |