Fernen der Gebirge von Frascati, Tivoli, und dem Sabinerlande. Wir setzten uns nieder, und jeder drehte sich dahin und dorthin; die große Augenlust machte uns eine Weile stumm, und alle die andern Sinnen verloschen.
Wir fingen endlich an, von Rom zu spre- chen, dem alten und dem neuern; gingen über auf Griechenland, und dessen ehemaligen und gegen- wärtigen Zustand: und unsre Reden stimmten so schön zur untergehenden Sonne an der unvollen- deten Peterskuppel des unsterblichen Michel An- gelo! "Ach, allesgeht auf und unter, Völker und wir, und die Werke der Menschen! der Mensch ist ein stolzes Geschöpf, rief ich aus; er hat die Oberfläche der Erde gebildet, beherrscht den Ad- ler und Löwen, und bändigt das ungeheure Meer mit seinen Schiffen: aber er weiß nicht von wan- nen er kömmt, noch wohin er fähret; erscheint, verändert sich augenblicklich, unsicher, ob er
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Fernen der Gebirge von Frascati, Tivoli, und dem Sabinerlande. Wir ſetzten uns nieder, und jeder drehte ſich dahin und dorthin; die große Augenluſt machte uns eine Weile ſtumm, und alle die andern Sinnen verloſchen.
Wir fingen endlich an, von Rom zu ſpre- chen, dem alten und dem neuern; gingen uͤber auf Griechenland, und deſſen ehemaligen und gegen- waͤrtigen Zuſtand: und unſre Reden ſtimmten ſo ſchoͤn zur untergehenden Sonne an der unvollen- deten Peterskuppel des unſterblichen Michel An- gelo! „Ach, allesgeht auf und unter, Voͤlker und wir, und die Werke der Menſchen! der Menſch iſt ein ſtolzes Geſchoͤpf, rief ich aus; er hat die Oberflaͤche der Erde gebildet, beherrſcht den Ad- ler und Loͤwen, und baͤndigt das ungeheure Meer mit ſeinen Schiffen: aber er weiß nicht von wan- nen er koͤmmt, noch wohin er faͤhret; erſcheint, veraͤndert ſich augenblicklich, unſicher, ob er
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Fernen der Gebirge von Frascati, Tivoli, und dem
Sabinerlande. Wir ſetzten uns nieder, und
jeder drehte ſich dahin und dorthin; die große
Augenluſt machte uns eine Weile ſtumm, und alle
die andern Sinnen verloſchen.
Wir fingen endlich an, von Rom zu ſpre-
chen, dem alten und dem neuern; gingen uͤber auf
Griechenland, und deſſen ehemaligen und gegen-
waͤrtigen Zuſtand: und unſre Reden ſtimmten ſo
ſchoͤn zur untergehenden Sonne an der unvollen-
deten Peterskuppel des unſterblichen Michel An-
gelo! „Ach, allesgeht auf und unter, Voͤlker und
wir, und die Werke der Menſchen! der Menſch
iſt ein ſtolzes Geſchoͤpf, rief ich aus; er hat die
Oberflaͤche der Erde gebildet, beherrſcht den Ad-
ler und Loͤwen, und baͤndigt das ungeheure Meer
mit ſeinen Schiffen: aber er weiß nicht von wan-
nen er koͤmmt, noch wohin er faͤhret; erſcheint,
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/401>, abgerufen am 22.11.2024.
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