Inzwischen sind solche Ideale der Vollkommen- heit von scharfsinnigen und erfahrnen Männern äußerst ersprießlich und verdienen warmen Dank, und hohen Ruhm und Preis, ob ich mich gleich lieber an Rom und Sparta halte, den edelsten und vollkommensten Greisen unter allen Staaten, die wir kennen, und die vielleicht je gelebt haben. Jeder, der in der bürgerlichen Welt sich her- umschlägt, und da und dort groß und herrlich und menschenfreundlich wirken will, oder irgend- wo an der Spitze steht, les' ihre Geschichte, und denke sie tief durch mit einer Seele voll Erfah- rung: und sie wird ihm ganz ander Licht gewäh- ren, als auch die besten Maaßregeln eines ein- zelnen Politikers.
Einem Tyrannen den Dolch ins Herz: ändert allein noch keinen Staat um, wenn er nicht reif zu einer bessern Verfassung ist, das göttliche Wesen, und wenn es sich auch lauter und rein erkennt, als es
von
U 2
Inzwiſchen ſind ſolche Ideale der Vollkommen- heit von ſcharfſinnigen und erfahrnen Maͤnnern aͤußerſt erſprießlich und verdienen warmen Dank, und hohen Ruhm und Preis, ob ich mich gleich lieber an Rom und Sparta halte, den edelſten und vollkommenſten Greiſen unter allen Staaten, die wir kennen, und die vielleicht je gelebt haben. Jeder, der in der buͤrgerlichen Welt ſich her- umſchlaͤgt, und da und dort groß und herrlich und menſchenfreundlich wirken will, oder irgend- wo an der Spitze ſteht, les’ ihre Geſchichte, und denke ſie tief durch mit einer Seele voll Erfah- rung: und ſie wird ihm ganz ander Licht gewaͤh- ren, als auch die beſten Maaßregeln eines ein- zelnen Politikers.
Einem Tyrannen den Dolch ins Herz: aͤndert allein noch keinen Staat um, wenn er nicht reif zu einer beſſern Verfaſſung iſt, das goͤttliche Weſen, und wenn es ſich auch lauter und rein erkennt, als es
von
U 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0313"n="307"/>
Inzwiſchen ſind ſolche Ideale der Vollkommen-<lb/>
heit von ſcharfſinnigen und erfahrnen Maͤnnern<lb/>
aͤußerſt erſprießlich und verdienen warmen Dank,<lb/>
und hohen Ruhm und Preis, ob ich mich gleich<lb/>
lieber an <hirendition="#fr">Rom</hi> und <hirendition="#fr">Sparta</hi> halte, den edelſten<lb/>
und vollkommenſten Greiſen unter allen Staaten,<lb/>
die wir kennen, und die vielleicht je gelebt haben.<lb/>
Jeder, der in der buͤrgerlichen Welt ſich her-<lb/>
umſchlaͤgt, und da und dort groß und herrlich<lb/>
und menſchenfreundlich wirken will, oder irgend-<lb/>
wo an der Spitze ſteht, les’ ihre Geſchichte, und<lb/>
denke ſie tief durch mit einer Seele voll Erfah-<lb/>
rung: und ſie wird ihm ganz ander Licht gewaͤh-<lb/>
ren, als auch die beſten Maaßregeln eines ein-<lb/>
zelnen Politikers.</p><lb/><p>Einem Tyrannen den Dolch ins Herz: aͤndert<lb/>
allein noch keinen Staat um, wenn er nicht reif zu<lb/>
einer beſſern Verfaſſung iſt, das goͤttliche Weſen, und<lb/>
wenn es ſich auch lauter und rein erkennt, als es<lb/><fwplace="bottom"type="sig">U 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">von</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[307/0313]
Inzwiſchen ſind ſolche Ideale der Vollkommen-
heit von ſcharfſinnigen und erfahrnen Maͤnnern
aͤußerſt erſprießlich und verdienen warmen Dank,
und hohen Ruhm und Preis, ob ich mich gleich
lieber an Rom und Sparta halte, den edelſten
und vollkommenſten Greiſen unter allen Staaten,
die wir kennen, und die vielleicht je gelebt haben.
Jeder, der in der buͤrgerlichen Welt ſich her-
umſchlaͤgt, und da und dort groß und herrlich
und menſchenfreundlich wirken will, oder irgend-
wo an der Spitze ſteht, les’ ihre Geſchichte, und
denke ſie tief durch mit einer Seele voll Erfah-
rung: und ſie wird ihm ganz ander Licht gewaͤh-
ren, als auch die beſten Maaßregeln eines ein-
zelnen Politikers.
Einem Tyrannen den Dolch ins Herz: aͤndert
allein noch keinen Staat um, wenn er nicht reif zu
einer beſſern Verfaſſung iſt, das goͤttliche Weſen, und
wenn es ſich auch lauter und rein erkennt, als es
von
U 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/313>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.