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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

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dessen für sich am Fenster, mit dem Kopf in der
Hand, und blickte mich nicht an, und war in
geheimer Betrachtung verloren. Ich machte
mich alsdenn zu ihr; sie schlug die großen schönen
feuchten Augen nieder und seufzte und erröthete
über und über. Ich getraute mich kein Wort
zu reden. Endlich legte sie den andern Arm auch
ins Fenster, und betrachtete mich still mit einer
gewissen Wehmuth voll Empfindung; wir saßen
allein, und sie sagte nun leise mit Engeltönen
zu mir: "Was hab ich gethan! was hast du ge-
than die vorige Nacht!" Inzwischen hohlt ich ei-
nen Ring hervor mit dem größten strahlendsten
Diamant unter denen vom Diagoras; und schob
ihn ihr unbemerkt an den vorletzten Finger ihrer
linken leichten Charitinnenhand, und antwortete
Aug und Aug in süßem Liebesgenuß:" Nimm
hin du Braut meiner Seele! "Sie erschrack
und war zwischen Weigern und Zärtlichkeit, und
blickte darauf, und um sich; und verbarg

dann

deſſen fuͤr ſich am Fenſter, mit dem Kopf in der
Hand, und blickte mich nicht an, und war in
geheimer Betrachtung verloren. Ich machte
mich alsdenn zu ihr; ſie ſchlug die großen ſchoͤnen
feuchten Augen nieder und ſeufzte und erroͤthete
uͤber und uͤber. Ich getraute mich kein Wort
zu reden. Endlich legte ſie den andern Arm auch
ins Fenſter, und betrachtete mich ſtill mit einer
gewiſſen Wehmuth voll Empfindung; wir ſaßen
allein, und ſie ſagte nun leiſe mit Engeltoͤnen
zu mir: „Was hab ich gethan! was haſt du ge-
than die vorige Nacht!“ Inzwiſchen hohlt ich ei-
nen Ring hervor mit dem groͤßten ſtrahlendſten
Diamant unter denen vom Diagoras; und ſchob
ihn ihr unbemerkt an den vorletzten Finger ihrer
linken leichten Charitinnenhand, und antwortete
Aug und Aug in ſuͤßem Liebesgenuß:“ Nimm
hin du Braut meiner Seele! „Sie erſchrack
und war zwiſchen Weigern und Zaͤrtlichkeit, und
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[232/0238] deſſen fuͤr ſich am Fenſter, mit dem Kopf in der Hand, und blickte mich nicht an, und war in geheimer Betrachtung verloren. Ich machte mich alsdenn zu ihr; ſie ſchlug die großen ſchoͤnen feuchten Augen nieder und ſeufzte und erroͤthete uͤber und uͤber. Ich getraute mich kein Wort zu reden. Endlich legte ſie den andern Arm auch ins Fenſter, und betrachtete mich ſtill mit einer gewiſſen Wehmuth voll Empfindung; wir ſaßen allein, und ſie ſagte nun leiſe mit Engeltoͤnen zu mir: „Was hab ich gethan! was haſt du ge- than die vorige Nacht!“ Inzwiſchen hohlt ich ei- nen Ring hervor mit dem groͤßten ſtrahlendſten Diamant unter denen vom Diagoras; und ſchob ihn ihr unbemerkt an den vorletzten Finger ihrer linken leichten Charitinnenhand, und antwortete Aug und Aug in ſuͤßem Liebesgenuß:“ Nimm hin du Braut meiner Seele! „Sie erſchrack und war zwiſchen Weigern und Zaͤrtlichkeit, und blickte darauf, und um ſich; und verbarg dann

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/238>, abgerufen am 22.11.2024.