Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Auf einmal wendete sich dann der alte
Schalk an mich, der ich hinter ihm unter den
andern Spielleuten in der Ecke stand; und zog
mich hervor, als einen andern Apollo, wenn ich
seine Worte wiederhohlen darf, der plötzlich den
Apennin herabgekommen sey, dieß Fest noch zu
verherrlichen; und überreichte mir die Zithar.

Ich ward überrascht und glühte vor Schaam
auf in der fremden glänzenden Gesellschaft.
Ein freudiges Murmeln lief durch den gan-
zen Saal, und aller Blicke flogen auf mich.
Es half hier keine Weigerung, wenn ich nicht woll-
te zum Gespött und zu Schanden werden. Ich
entschloß mich also kurz, die Sache so gut abzu-
machen, als mir möglich war; und wählte die
mir leichteste Versart, nach der Melodie, die
den immer stärker einschlagenden Anapästischen
Rythmus hat, und dich so oft ergötzte.

Nach wenig einfachen Ackorden sang ich ge-
rade so, wie es war, meine Ueberraschung

und

Auf einmal wendete ſich dann der alte
Schalk an mich, der ich hinter ihm unter den
andern Spielleuten in der Ecke ſtand; und zog
mich hervor, als einen andern Apollo, wenn ich
ſeine Worte wiederhohlen darf, der ploͤtzlich den
Apennin herabgekommen ſey, dieß Feſt noch zu
verherrlichen; und uͤberreichte mir die Zithar.

Ich ward uͤberraſcht und gluͤhte vor Schaam
auf in der fremden glaͤnzenden Geſellſchaft.
Ein freudiges Murmeln lief durch den gan-
zen Saal, und aller Blicke flogen auf mich.
Es half hier keine Weigerung, wenn ich nicht woll-
te zum Geſpoͤtt und zu Schanden werden. Ich
entſchloß mich alſo kurz, die Sache ſo gut abzu-
machen, als mir moͤglich war; und waͤhlte die
mir leichteſte Versart, nach der Melodie, die
den immer ſtaͤrker einſchlagenden Anapaͤſtiſchen
Rythmus hat, und dich ſo oft ergoͤtzte.

Nach wenig einfachen Ackorden ſang ich ge-
rade ſo, wie es war, meine Ueberraſchung

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0190" n="184"/>
        <p>Auf einmal wendete &#x017F;ich dann der alte<lb/>
Schalk an mich, der ich hinter ihm unter den<lb/>
andern Spielleuten in der Ecke &#x017F;tand; und zog<lb/>
mich hervor, als einen andern Apollo, wenn ich<lb/>
&#x017F;eine Worte wiederhohlen darf, der plo&#x0364;tzlich den<lb/>
Apennin herabgekommen &#x017F;ey, dieß Fe&#x017F;t noch zu<lb/>
verherrlichen; und u&#x0364;berreichte mir die Zithar.</p><lb/>
        <p>Ich ward u&#x0364;berra&#x017F;cht und glu&#x0364;hte vor Schaam<lb/>
auf in der fremden gla&#x0364;nzenden Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft.<lb/>
Ein freudiges Murmeln lief durch den gan-<lb/>
zen Saal, und aller Blicke flogen auf mich.<lb/>
Es half hier keine Weigerung, wenn ich nicht woll-<lb/>
te zum Ge&#x017F;po&#x0364;tt und zu Schanden werden. Ich<lb/>
ent&#x017F;chloß mich al&#x017F;o kurz, die Sache &#x017F;o gut abzu-<lb/>
machen, als mir mo&#x0364;glich war; und wa&#x0364;hlte die<lb/>
mir leichte&#x017F;te Versart, nach der Melodie, die<lb/>
den immer &#x017F;ta&#x0364;rker ein&#x017F;chlagenden Anapa&#x0364;&#x017F;ti&#x017F;chen<lb/>
Rythmus hat, und dich &#x017F;o oft ergo&#x0364;tzte.</p><lb/>
        <p>Nach wenig einfachen Ackorden &#x017F;ang ich ge-<lb/>
rade &#x017F;o, wie es war, meine <choice><sic>Ueberra&#x017F;chnng</sic><corr>Ueberra&#x017F;chung</corr></choice><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0190] Auf einmal wendete ſich dann der alte Schalk an mich, der ich hinter ihm unter den andern Spielleuten in der Ecke ſtand; und zog mich hervor, als einen andern Apollo, wenn ich ſeine Worte wiederhohlen darf, der ploͤtzlich den Apennin herabgekommen ſey, dieß Feſt noch zu verherrlichen; und uͤberreichte mir die Zithar. Ich ward uͤberraſcht und gluͤhte vor Schaam auf in der fremden glaͤnzenden Geſellſchaft. Ein freudiges Murmeln lief durch den gan- zen Saal, und aller Blicke flogen auf mich. Es half hier keine Weigerung, wenn ich nicht woll- te zum Geſpoͤtt und zu Schanden werden. Ich entſchloß mich alſo kurz, die Sache ſo gut abzu- machen, als mir moͤglich war; und waͤhlte die mir leichteſte Versart, nach der Melodie, die den immer ſtaͤrker einſchlagenden Anapaͤſtiſchen Rythmus hat, und dich ſo oft ergoͤtzte. Nach wenig einfachen Ackorden ſang ich ge- rade ſo, wie es war, meine Ueberraſchung und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/190
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/190>, abgerufen am 25.11.2024.