ein Schiff zur Abfahrt, als meine Tante mir die neue traurige Nachricht meldete, daß auch er durch Meuchelmörder, eben wie der junge Ma- latesta, längst, noch vor dem Kriege mit den Tür- ken, das Leben eingebüßt habe. Dieß traf mich wie ein Wetterschlag; ich schwur in meinem Her- zen hohe Rache, und kochte lauter Galle. Noch bis jetzt kann ich nichts ausrichten, wenn ich mein jun- ges Blut nicht für ein altes ausgemergeltes auf der Stelle hingeben will: aber das Verderben reift über ihren Häuptern."
Dem Edlen standen hier die Thränen in den Augen, er warf sich nieder an die Quelle, mit dem Gesicht auf dem Boden; sein Inneres war beklommen; er schwieg, und knirschte mit den Zähnen.
Ich faßte ihn bey der Hand, und redt ihm zu: "mich jammert dein Schiksal, und du hast Recht zu zürnen. Aber die Welt ist voll von Un- glücklichern! und du kannst noch stolz seyn; wo
sind
ein Schiff zur Abfahrt, als meine Tante mir die neue traurige Nachricht meldete, daß auch er durch Meuchelmoͤrder, eben wie der junge Ma- lateſta, laͤngſt, noch vor dem Kriege mit den Tuͤr- ken, das Leben eingebuͤßt habe. Dieß traf mich wie ein Wetterſchlag; ich ſchwur in meinem Her- zen hohe Rache, und kochte lauter Galle. Noch bis jetzt kann ich nichts ausrichten, wenn ich mein jun- ges Blut nicht fuͤr ein altes ausgemergeltes auf der Stelle hingeben will: aber das Verderben reift uͤber ihren Haͤuptern.“
Dem Edlen ſtanden hier die Thraͤnen in den Augen, er warf ſich nieder an die Quelle, mit dem Geſicht auf dem Boden; ſein Inneres war beklommen; er ſchwieg, und knirſchte mit den Zaͤhnen.
Ich faßte ihn bey der Hand, und redt ihm zu: „mich jammert dein Schikſal, und du haſt Recht zu zuͤrnen. Aber die Welt iſt voll von Un- gluͤcklichern! und du kannſt noch ſtolz ſeyn; wo
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[114/0120]
ein Schiff zur Abfahrt, als meine Tante mir die
neue traurige Nachricht meldete, daß auch er
durch Meuchelmoͤrder, eben wie der junge Ma-
lateſta, laͤngſt, noch vor dem Kriege mit den Tuͤr-
ken, das Leben eingebuͤßt habe. Dieß traf mich
wie ein Wetterſchlag; ich ſchwur in meinem Her-
zen hohe Rache, und kochte lauter Galle. Noch bis
jetzt kann ich nichts ausrichten, wenn ich mein jun-
ges Blut nicht fuͤr ein altes ausgemergeltes auf
der Stelle hingeben will: aber das Verderben
reift uͤber ihren Haͤuptern.“
Dem Edlen ſtanden hier die Thraͤnen in den
Augen, er warf ſich nieder an die Quelle, mit
dem Geſicht auf dem Boden; ſein Inneres war
beklommen; er ſchwieg, und knirſchte mit den
Zaͤhnen.
Ich faßte ihn bey der Hand, und redt ihm
zu: „mich jammert dein Schikſal, und du haſt
Recht zu zuͤrnen. Aber die Welt iſt voll von Un-
gluͤcklichern! und du kannſt noch ſtolz ſeyn; wo
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/120>, abgerufen am 25.11.2024.
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