nimmermehr den Franzosen abtreten, schon aus dem ganz einfachen Grunde: weil mir der Rhein gehört. Ja, mir gehört er, durch unveräußer¬ liches Geburtsrecht, ich bin des freyen Rheins noch weit freyerer Sohn, an seinem Ufer stand meine Wiege, und ich sehe gar nicht ein, warum der Rhein irgend einem Andern gehören soll als den Landeskindern. Elsaß und Lothringen kann ich freylich dem deutschen Reiche nicht so leicht einverleiben wie Ihr es thut, denn die Leute in jenen Landen hängen fest an Frankreich wegen der Rechte, die sie durch die französische Staats¬ umwälzung gewonnen, wegen jener Gleichheits¬ gesetze und freyen Instituzionen, die dem bür¬ gerlichen Gemüthe sehr angenehm sind, aber dem Magen der großen Menge dennoch Vieles zu wünschen übrig lassen. Indessen, die Elsasser und Lothringer werden sich wieder an Deutsch¬ land anschließen, wenn wir das vollenden, was die Franzosen begonnen haben, wenn wir diese über¬ flügeln in der That, wie wir es schon gethan
nimmermehr den Franzoſen abtreten, ſchon aus dem ganz einfachen Grunde: weil mir der Rhein gehört. Ja, mir gehört er, durch unveräußer¬ liches Geburtsrecht, ich bin des freyen Rheins noch weit freyerer Sohn, an ſeinem Ufer ſtand meine Wiege, und ich ſehe gar nicht ein, warum der Rhein irgend einem Andern gehören ſoll als den Landeskindern. Elſaß und Lothringen kann ich freylich dem deutſchen Reiche nicht ſo leicht einverleiben wie Ihr es thut, denn die Leute in jenen Landen hängen feſt an Frankreich wegen der Rechte, die ſie durch die franzöſiſche Staats¬ umwälzung gewonnen, wegen jener Gleichheits¬ geſetze und freyen Inſtituzionen, die dem bür¬ gerlichen Gemüthe ſehr angenehm ſind, aber dem Magen der großen Menge dennoch Vieles zu wünſchen übrig laſſen. Indeſſen, die Elſaſſer und Lothringer werden ſich wieder an Deutſch¬ land anſchließen, wenn wir das vollenden, was die Franzoſen begonnen haben, wenn wir dieſe über¬ flügeln in der That, wie wir es ſchon gethan
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[IX/0017]
nimmermehr den Franzoſen abtreten, ſchon aus
dem ganz einfachen Grunde: weil mir der Rhein
gehört. Ja, mir gehört er, durch unveräußer¬
liches Geburtsrecht, ich bin des freyen Rheins
noch weit freyerer Sohn, an ſeinem Ufer ſtand
meine Wiege, und ich ſehe gar nicht ein, warum
der Rhein irgend einem Andern gehören ſoll als
den Landeskindern. Elſaß und Lothringen kann
ich freylich dem deutſchen Reiche nicht ſo leicht
einverleiben wie Ihr es thut, denn die Leute in
jenen Landen hängen feſt an Frankreich wegen
der Rechte, die ſie durch die franzöſiſche Staats¬
umwälzung gewonnen, wegen jener Gleichheits¬
geſetze und freyen Inſtituzionen, die dem bür¬
gerlichen Gemüthe ſehr angenehm ſind, aber dem
Magen der großen Menge dennoch Vieles zu
wünſchen übrig laſſen. Indeſſen, die Elſaſſer
und Lothringer werden ſich wieder an Deutſch¬
land anſchließen, wenn wir das vollenden, was die
Franzoſen begonnen haben, wenn wir dieſe über¬
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Bei der für das DTA zugrunde gelegten Ausgabe aus… [mehr]
Bei der für das DTA zugrunde gelegten Ausgabe aus der Staatsbibliothek zu Berlin handelt es sich um den 1844 bei Hoffmann & Campe, Hamburg, erschienenen Separatdruck. Diese Fassung des Versepos ist ein zensierter bzw. vorzensierter Separatdruck (Titelauflage) von Heines "Wintermährchen", das zuvor ungekürzt in Heines "Neuen Gedichten" (ebenfalls Hoffmann & Campe, 1844, S. 277–421) gedruckt worden war.
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Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hamburg, 1844, S. IX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen_1844/17>, abgerufen am 16.07.2024.
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