Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844.Blieb stehen, als wartete er auf was, Und förderte ich die Schritte, Dann folgte er wieder. So kamen wir Bis auf des Domplatz Mitte. Es ward mir unleidlich, ich drehte mich um Und sprach: Jetzt steh' mir Rede, Was folgst du mir auf Weg und Steg, Hier in der nächtlichen Oede? Ich treffe dich immer in der Stund, Wo Weltgefühle sprießen In meiner Brust und durch das Hirn Die Geistesblitze schießen. Du siehst mich an so stier und fest - Steh' Rede: was verhüllst du Hier unter dem Mantel, das heimlich blinkt? Wer bist du und was willst du? Blieb stehen, als wartete er auf was, Und förderte ich die Schritte, Dann folgte er wieder. So kamen wir Bis auf des Domplatz Mitte. Es ward mir unleidlich, ich drehte mich um Und sprach: Jetzt steh’ mir Rede, Was folgst du mir auf Weg und Steg, Hier in der nächtlichen Oede? Ich treffe dich immer in der Stund, Wo Weltgefühle sprießen In meiner Brust und durch das Hirn Die Geistesblitze schießen. Du siehst mich an so stier und fest – Steh’ Rede: was verhüllst du Hier unter dem Mantel, das heimlich blinkt? Wer bist du und was willst du? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0030" n="306"/> <lg type="poem"> <lg> <l>Blieb stehen, als wartete er auf was,</l><lb/> <l>Und förderte ich die Schritte,</l><lb/> <l>Dann folgte er wieder. So kamen wir</l><lb/> <l>Bis auf des Domplatz Mitte.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Es ward mir unleidlich, ich drehte mich um</l><lb/> <l>Und sprach: Jetzt steh’ mir Rede,</l><lb/> <l>Was folgst du mir auf Weg und Steg,</l><lb/> <l>Hier in der nächtlichen Oede?</l><lb/> </lg> <lg> <l>Ich treffe dich immer in der Stund,</l><lb/> <l>Wo Weltgefühle sprießen</l><lb/> <l>In meiner Brust und durch das Hirn</l><lb/> <l>Die Geistesblitze schießen.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Du siehst mich an so stier und fest –</l><lb/> <l>Steh’ Rede: was verhüllst du</l><lb/> <l>Hier unter dem Mantel, das heimlich blinkt?</l><lb/> <l>Wer bist du und was willst du?</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [306/0030]
Blieb stehen, als wartete er auf was,
Und förderte ich die Schritte,
Dann folgte er wieder. So kamen wir
Bis auf des Domplatz Mitte.
Es ward mir unleidlich, ich drehte mich um
Und sprach: Jetzt steh’ mir Rede,
Was folgst du mir auf Weg und Steg,
Hier in der nächtlichen Oede?
Ich treffe dich immer in der Stund,
Wo Weltgefühle sprießen
In meiner Brust und durch das Hirn
Die Geistesblitze schießen.
Du siehst mich an so stier und fest –
Steh’ Rede: was verhüllst du
Hier unter dem Mantel, das heimlich blinkt?
Wer bist du und was willst du?
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/30>, abgerufen am 03.07.2024. |