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Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844.

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"Man schickte uns Kleider und Betten genug,
Auch Brod und Fleisch und Suppen!
Der König von Preußen wollte sogar
Uns schicken seine Truppen.
"Der materielle Schaden ward
Vergütet, das ließ sich schätzen -
Jedoch den Schrecken, unseren Schreck,
Den kann uns niemand ersetzen!"
Aufmunternd sprach ich: Ihr lieben Leut,
Ihr müßt nicht jammern und flennen,
Troya war eine bessere Stadt
Und mußte doch verbrennen.
Baut Eure Häuser wieder auf
Und trocknet Eure Pfützen,
Und schafft Euch bess're Gesetze an,
Und beß're Feuerspritzen.
„Man schickte uns Kleider und Betten genug,
Auch Brod und Fleisch und Suppen!
Der König von Preußen wollte sogar
Uns schicken seine Truppen.
„Der materielle Schaden ward
Vergütet, das ließ sich schätzen –
Jedoch den Schrecken, unseren Schreck,
Den kann uns niemand ersetzen!“
Aufmunternd sprach ich: Ihr lieben Leut,
Ihr müßt nicht jammern und flennen,
Troya war eine bessere Stadt
Und mußte doch verbrennen.
Baut Eure Häuser wieder auf
Und trocknet Eure Pfützen,
Und schafft Euch bess’re Gesetze an,
Und beß’re Feuerspritzen.
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[381/0105] „Man schickte uns Kleider und Betten genug, Auch Brod und Fleisch und Suppen! Der König von Preußen wollte sogar Uns schicken seine Truppen. „Der materielle Schaden ward Vergütet, das ließ sich schätzen – Jedoch den Schrecken, unseren Schreck, Den kann uns niemand ersetzen!“ Aufmunternd sprach ich: Ihr lieben Leut, Ihr müßt nicht jammern und flennen, Troya war eine bessere Stadt Und mußte doch verbrennen. Baut Eure Häuser wieder auf Und trocknet Eure Pfützen, Und schafft Euch bess’re Gesetze an, Und beß’re Feuerspritzen.

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/105>, abgerufen am 01.05.2024.