Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

enthusiastisch flammender Vulkan, der plötzlich von
einer lachenden Schneelavine überschüttet wird.
Sie war durchaus nicht schlecht, bey all ihrer
Ausgelassenheit, nicht einmal sinnlich; ja, ich
glaube von der Sinnlichkeit hatte sie nur die wi¬
tzige Seite aufgefaßt, und ergötzte sich daran wie
an einem närrischen Puppenspiele. Es war ein
humoristisches Gelüste, eine süße Neugier, wie sich
der oder jener bunte Kautz in verliebten Zuständen
gebehrden würde. Wie ganz anders war Fran¬
scheska! In ihren Gedanken, Gefühlen war eine
katholische Einheit. Am Tage war sie ein schmach¬
tend blasser Mond, des Nachts war sie eine glü¬
hende Sonne -- Mond meiner Tage! Sonne
meiner Nächte! ich werde dich niemals wieder¬
sehen!

Sie haben Recht, sagte Mylady, ich glaube
auch an die Wunderthätigkeit eines Kreuzes. Ich
bin überzeugt, wenn der Markese an den Brillan¬

enthuſiaſtiſch flammender Vulkan, der ploͤtzlich von
einer lachenden Schneelavine uͤberſchuͤttet wird.
Sie war durchaus nicht ſchlecht, bey all ihrer
Ausgelaſſenheit, nicht einmal ſinnlich; ja, ich
glaube von der Sinnlichkeit hatte ſie nur die wi¬
tzige Seite aufgefaßt, und ergoͤtzte ſich daran wie
an einem naͤrriſchen Puppenſpiele. Es war ein
humoriſtiſches Geluͤſte, eine ſuͤße Neugier, wie ſich
der oder jener bunte Kautz in verliebten Zuſtaͤnden
gebehrden wuͤrde. Wie ganz anders war Fran¬
ſcheska! In ihren Gedanken, Gefuͤhlen war eine
katholiſche Einheit. Am Tage war ſie ein ſchmach¬
tend blaſſer Mond, des Nachts war ſie eine gluͤ¬
hende Sonne — Mond meiner Tage! Sonne
meiner Naͤchte! ich werde dich niemals wieder¬
ſehen!

Sie haben Recht, ſagte Mylady, ich glaube
auch an die Wunderthaͤtigkeit eines Kreuzes. Ich
bin uͤberzeugt, wenn der Markeſe an den Brillan¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0098" n="84"/>
enthu&#x017F;ia&#x017F;ti&#x017F;ch flammender Vulkan, der plo&#x0364;tzlich von<lb/>
einer lachenden Schneelavine u&#x0364;ber&#x017F;chu&#x0364;ttet wird.<lb/>
Sie war durchaus nicht &#x017F;chlecht, bey all ihrer<lb/>
Ausgela&#x017F;&#x017F;enheit, nicht einmal &#x017F;innlich; ja, ich<lb/>
glaube von der Sinnlichkeit hatte &#x017F;ie nur die wi¬<lb/>
tzige Seite aufgefaßt, und ergo&#x0364;tzte &#x017F;ich daran wie<lb/>
an einem na&#x0364;rri&#x017F;chen Puppen&#x017F;piele. Es war ein<lb/>
humori&#x017F;ti&#x017F;ches Gelu&#x0364;&#x017F;te, eine &#x017F;u&#x0364;ße Neugier, wie &#x017F;ich<lb/>
der oder jener bunte Kautz in verliebten Zu&#x017F;ta&#x0364;nden<lb/>
gebehrden wu&#x0364;rde. Wie ganz anders war Fran¬<lb/>
&#x017F;cheska! In ihren Gedanken, Gefu&#x0364;hlen war eine<lb/>
katholi&#x017F;che Einheit. Am Tage war &#x017F;ie ein &#x017F;chmach¬<lb/>
tend bla&#x017F;&#x017F;er Mond, des Nachts war &#x017F;ie eine glu&#x0364;¬<lb/>
hende Sonne &#x2014; Mond meiner Tage! Sonne<lb/>
meiner Na&#x0364;chte! ich werde dich niemals wieder¬<lb/>
&#x017F;ehen!</p><lb/>
          <p>Sie haben Recht, &#x017F;agte Mylady, ich glaube<lb/>
auch an die Wundertha&#x0364;tigkeit eines Kreuzes. Ich<lb/>
bin u&#x0364;berzeugt, wenn der Marke&#x017F;e an den Brillan¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0098] enthuſiaſtiſch flammender Vulkan, der ploͤtzlich von einer lachenden Schneelavine uͤberſchuͤttet wird. Sie war durchaus nicht ſchlecht, bey all ihrer Ausgelaſſenheit, nicht einmal ſinnlich; ja, ich glaube von der Sinnlichkeit hatte ſie nur die wi¬ tzige Seite aufgefaßt, und ergoͤtzte ſich daran wie an einem naͤrriſchen Puppenſpiele. Es war ein humoriſtiſches Geluͤſte, eine ſuͤße Neugier, wie ſich der oder jener bunte Kautz in verliebten Zuſtaͤnden gebehrden wuͤrde. Wie ganz anders war Fran¬ ſcheska! In ihren Gedanken, Gefuͤhlen war eine katholiſche Einheit. Am Tage war ſie ein ſchmach¬ tend blaſſer Mond, des Nachts war ſie eine gluͤ¬ hende Sonne — Mond meiner Tage! Sonne meiner Naͤchte! ich werde dich niemals wieder¬ ſehen! Sie haben Recht, ſagte Mylady, ich glaube auch an die Wunderthaͤtigkeit eines Kreuzes. Ich bin uͤberzeugt, wenn der Markeſe an den Brillan¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/98
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/98>, abgerufen am 27.04.2024.