tie für eben so unwandelbar hält wie Sonne, Mond und Sterne, der die Vorrechte des Adels und des Clerus nicht bloß als staatsnützlich, sondern als eine Naturnothwendigkeit ansieht, und vielleicht selbst für diese Vorrechte mit weit mehr Eifer käm¬ pfen würde als die Aristokraten selbst, eben weil er fester daran glaubt als diese, die zumeist den Glauben an sich selbst verloren. In dieser Hinsicht liegt über dem Geist der Engländer noch immer die Nacht des Mittelalters, die heilige Idee von der bürgerlichen Gleichheit aller Menschen hat sie noch nicht erleuchtet, und manchen bürgerlichen Staats¬ mann in England, der toriesch gesinnt ist, dürfen wir deshalb bey Leibe nicht servil nennen und zu jenen wohlbekannten servilen Hunden zählen, die frey seyn könnten, und dennoch in ihr altes Hun¬ deloch zurückgekrochen sind und jetzt die Sonne der Freyheit anbellen.
Um die englische Opposition zu begreifen, sind daher die Namen Whigs und Tories völlig nutz¬
tie fuͤr eben ſo unwandelbar haͤlt wie Sonne, Mond und Sterne, der die Vorrechte des Adels und des Clerus nicht bloß als ſtaatsnuͤtzlich, ſondern als eine Naturnothwendigkeit anſieht, und vielleicht ſelbſt fuͤr dieſe Vorrechte mit weit mehr Eifer kaͤm¬ pfen wuͤrde als die Ariſtokraten ſelbſt, eben weil er feſter daran glaubt als dieſe, die zumeiſt den Glauben an ſich ſelbſt verloren. In dieſer Hinſicht liegt uͤber dem Geiſt der Englaͤnder noch immer die Nacht des Mittelalters, die heilige Idee von der buͤrgerlichen Gleichheit aller Menſchen hat ſie noch nicht erleuchtet, und manchen buͤrgerlichen Staats¬ mann in England, der torieſch geſinnt iſt, duͤrfen wir deshalb bey Leibe nicht ſervil nennen und zu jenen wohlbekannten ſervilen Hunden zaͤhlen, die frey ſeyn koͤnnten, und dennoch in ihr altes Hun¬ deloch zuruͤckgekrochen ſind und jetzt die Sonne der Freyheit anbellen.
Um die engliſche Oppoſition zu begreifen, ſind daher die Namen Whigs und Tories voͤllig nutz¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0261"n="247"/>
tie fuͤr eben ſo unwandelbar haͤlt wie Sonne,<lb/>
Mond und Sterne, der die Vorrechte des Adels<lb/>
und des Clerus nicht bloß als ſtaatsnuͤtzlich, ſondern<lb/>
als eine Naturnothwendigkeit anſieht, und vielleicht<lb/>ſelbſt fuͤr dieſe Vorrechte mit weit mehr Eifer kaͤm¬<lb/>
pfen wuͤrde als die Ariſtokraten ſelbſt, eben weil er feſter<lb/>
daran glaubt als dieſe, die zumeiſt den Glauben<lb/>
an ſich ſelbſt verloren. In dieſer Hinſicht liegt<lb/>
uͤber dem Geiſt der Englaͤnder noch immer die<lb/>
Nacht des Mittelalters, die heilige Idee von der<lb/>
buͤrgerlichen Gleichheit aller Menſchen hat ſie noch<lb/>
nicht erleuchtet, und manchen buͤrgerlichen Staats¬<lb/>
mann in England, der torieſch geſinnt iſt, duͤrfen<lb/>
wir deshalb bey Leibe nicht ſervil nennen und zu<lb/>
jenen wohlbekannten ſervilen Hunden zaͤhlen, die<lb/>
frey ſeyn koͤnnten, und dennoch in ihr altes Hun¬<lb/>
deloch zuruͤckgekrochen ſind und jetzt die Sonne<lb/>
der Freyheit anbellen.</p><lb/><p>Um die engliſche Oppoſition zu begreifen, ſind<lb/>
daher die Namen Whigs und Tories voͤllig nutz¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[247/0261]
tie fuͤr eben ſo unwandelbar haͤlt wie Sonne,
Mond und Sterne, der die Vorrechte des Adels
und des Clerus nicht bloß als ſtaatsnuͤtzlich, ſondern
als eine Naturnothwendigkeit anſieht, und vielleicht
ſelbſt fuͤr dieſe Vorrechte mit weit mehr Eifer kaͤm¬
pfen wuͤrde als die Ariſtokraten ſelbſt, eben weil er feſter
daran glaubt als dieſe, die zumeiſt den Glauben
an ſich ſelbſt verloren. In dieſer Hinſicht liegt
uͤber dem Geiſt der Englaͤnder noch immer die
Nacht des Mittelalters, die heilige Idee von der
buͤrgerlichen Gleichheit aller Menſchen hat ſie noch
nicht erleuchtet, und manchen buͤrgerlichen Staats¬
mann in England, der torieſch geſinnt iſt, duͤrfen
wir deshalb bey Leibe nicht ſervil nennen und zu
jenen wohlbekannten ſervilen Hunden zaͤhlen, die
frey ſeyn koͤnnten, und dennoch in ihr altes Hun¬
deloch zuruͤckgekrochen ſind und jetzt die Sonne
der Freyheit anbellen.
Um die engliſche Oppoſition zu begreifen, ſind
daher die Namen Whigs und Tories voͤllig nutz¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/261>, abgerufen am 15.01.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.