Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

als Staub und wieder Staub. Ihn bestraften
die Berg-Elfen des Parnassus, die Musen,
die, wie alle edelsinnigen Weiber, leidenschaftliche
Napoleonistinnen sind, und daher doppelt empört
waren über den Mißbrauch der verliehenen Gei¬
stesschätze.

Werth und Tendenz des Scottschen Werks
sind in allen Zeitschriften Europa's beleuchtet wor¬
den. Nicht blos die erbitterten Franzosen, sondern
auch die bestürzten Landsleute des Verfassers haben
das Verdammungsurtheil ausgesprochen. In diesen
allgemeinen Weltunwillen mußten auch die Deut¬
schen einstimmen; mit schwerverhaltenem Feuer¬
eifer sprach das Stuttgarter Literaturblatt, mit
kalter Ruhe äußerten sich die Berliner Jahrbücher
für wissenschaftliche Kritik, und der Recensent,
der jene kalte Ruhe um so wohlfeiler erschwang,
je weniger theuer ihm der Held des Buches seyn
muß, charakterisirt dasselbe mit den trefflichen
Worten:

als Staub und wieder Staub. Ihn beſtraften
die Berg-Elfen des Parnaſſus, die Muſen,
die, wie alle edelſinnigen Weiber, leidenſchaftliche
Napoleoniſtinnen ſind, und daher doppelt empoͤrt
waren uͤber den Mißbrauch der verliehenen Gei¬
ſtesſchaͤtze.

Werth und Tendenz des Scottſchen Werks
ſind in allen Zeitſchriften Europa's beleuchtet wor¬
den. Nicht blos die erbitterten Franzoſen, ſondern
auch die beſtuͤrzten Landsleute des Verfaſſers haben
das Verdammungsurtheil ausgeſprochen. In dieſen
allgemeinen Weltunwillen mußten auch die Deut¬
ſchen einſtimmen; mit ſchwerverhaltenem Feuer¬
eifer ſprach das Stuttgarter Literaturblatt, mit
kalter Ruhe aͤußerten ſich die Berliner Jahrbuͤcher
fuͤr wiſſenſchaftliche Kritik, und der Recenſent,
der jene kalte Ruhe um ſo wohlfeiler erſchwang,
je weniger theuer ihm der Held des Buches ſeyn
muß, charakteriſirt daſſelbe mit den trefflichen
Worten:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0200" n="186"/>
als Staub und wieder Staub. Ihn be&#x017F;traften<lb/>
die Berg-Elfen des Parna&#x017F;&#x017F;us, die Mu&#x017F;en,<lb/>
die, wie alle edel&#x017F;innigen Weiber, leiden&#x017F;chaftliche<lb/>
Napoleoni&#x017F;tinnen &#x017F;ind, und daher doppelt empo&#x0364;rt<lb/>
waren u&#x0364;ber den Mißbrauch der verliehenen Gei¬<lb/>
&#x017F;tes&#x017F;cha&#x0364;tze.</p><lb/>
          <p>Werth und Tendenz des Scott&#x017F;chen Werks<lb/>
&#x017F;ind in allen Zeit&#x017F;chriften Europa's beleuchtet wor¬<lb/>
den. Nicht blos die erbitterten Franzo&#x017F;en, &#x017F;ondern<lb/>
auch die be&#x017F;tu&#x0364;rzten Landsleute des Verfa&#x017F;&#x017F;ers haben<lb/>
das Verdammungsurtheil ausge&#x017F;prochen. In die&#x017F;en<lb/>
allgemeinen Weltunwillen mußten auch die Deut¬<lb/>
&#x017F;chen ein&#x017F;timmen; mit &#x017F;chwerverhaltenem Feuer¬<lb/>
eifer &#x017F;prach das Stuttgarter Literaturblatt, mit<lb/>
kalter Ruhe a&#x0364;ußerten &#x017F;ich die Berliner Jahrbu&#x0364;cher<lb/>
fu&#x0364;r wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftliche Kritik, und der Recen&#x017F;ent,<lb/>
der jene kalte Ruhe um &#x017F;o wohlfeiler er&#x017F;chwang,<lb/>
je weniger theuer ihm der Held des Buches &#x017F;eyn<lb/>
muß, charakteri&#x017F;irt da&#x017F;&#x017F;elbe mit den trefflichen<lb/>
Worten:<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0200] als Staub und wieder Staub. Ihn beſtraften die Berg-Elfen des Parnaſſus, die Muſen, die, wie alle edelſinnigen Weiber, leidenſchaftliche Napoleoniſtinnen ſind, und daher doppelt empoͤrt waren uͤber den Mißbrauch der verliehenen Gei¬ ſtesſchaͤtze. Werth und Tendenz des Scottſchen Werks ſind in allen Zeitſchriften Europa's beleuchtet wor¬ den. Nicht blos die erbitterten Franzoſen, ſondern auch die beſtuͤrzten Landsleute des Verfaſſers haben das Verdammungsurtheil ausgeſprochen. In dieſen allgemeinen Weltunwillen mußten auch die Deut¬ ſchen einſtimmen; mit ſchwerverhaltenem Feuer¬ eifer ſprach das Stuttgarter Literaturblatt, mit kalter Ruhe aͤußerten ſich die Berliner Jahrbuͤcher fuͤr wiſſenſchaftliche Kritik, und der Recenſent, der jene kalte Ruhe um ſo wohlfeiler erſchwang, je weniger theuer ihm der Held des Buches ſeyn muß, charakteriſirt daſſelbe mit den trefflichen Worten:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/200
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/200>, abgerufen am 25.11.2024.