mich den Interessen des Staates. Wenn ich auch dem Antropomorphismus nicht sonderlich huldige, so glaube ich doch an die Herrlichkeit Gottes, und wenn auch die Könige so thörigt sind, dem Geiste des Volks zu widerstreben, oder gar so unedel sind, die Organe desselben durch Zurücksetzungen und Verfolgungen zu kränken: so bleibe ich doch, meiner tiefsten Ueberzeugung nach, ein Anhänger des Königthums, des monarchischen Princips. Ich hasse nicht den Thron, sondern nur das windige Adelgeziefer, das sich in die Ritzen der alten Throne eingenistet, und dessen Charakter uns Mon¬ tesquieu so genau schildert mit den Worten: "Ehr¬ geiz im Bunde mit dem Müssiggange, die Ge¬ meinheit im Bunde mit dem Hochmuthe, die Be¬ gierde, sich zu bereichern ohne Arbeit, die Abnei¬ gung gegen die Wahrheit, die Schmeicheley, der Verrath, die Treulosigkeit, der Wortbruch, die Verachtung der Bürgerpflichten, die Furcht vor Fürstentugend und das Interesse an Fürstenlaster!"
mich den Intereſſen des Staates. Wenn ich auch dem Antropomorphismus nicht ſonderlich huldige, ſo glaube ich doch an die Herrlichkeit Gottes, und wenn auch die Koͤnige ſo thoͤrigt ſind, dem Geiſte des Volks zu widerſtreben, oder gar ſo unedel ſind, die Organe deſſelben durch Zuruͤckſetzungen und Verfolgungen zu kraͤnken: ſo bleibe ich doch, meiner tiefſten Ueberzeugung nach, ein Anhaͤnger des Koͤnigthums, des monarchiſchen Princips. Ich haſſe nicht den Thron, ſondern nur das windige Adelgeziefer, das ſich in die Ritzen der alten Throne eingeniſtet, und deſſen Charakter uns Mon¬ tesquieu ſo genau ſchildert mit den Worten: „Ehr¬ geiz im Bunde mit dem Muͤſſiggange, die Ge¬ meinheit im Bunde mit dem Hochmuthe, die Be¬ gierde, ſich zu bereichern ohne Arbeit, die Abnei¬ gung gegen die Wahrheit, die Schmeicheley, der Verrath, die Treuloſigkeit, der Wortbruch, die Verachtung der Buͤrgerpflichten, die Furcht vor Fuͤrſtentugend und das Intereſſe an Fuͤrſtenlaſter!“
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mich den Intereſſen des Staates. Wenn ich auch
dem Antropomorphismus nicht ſonderlich huldige,
ſo glaube ich doch an die Herrlichkeit Gottes, und
wenn auch die Koͤnige ſo thoͤrigt ſind, dem Geiſte
des Volks zu widerſtreben, oder gar ſo unedel
ſind, die Organe deſſelben durch Zuruͤckſetzungen
und Verfolgungen zu kraͤnken: ſo bleibe ich doch,
meiner tiefſten Ueberzeugung nach, ein Anhaͤnger
des Koͤnigthums, des monarchiſchen Princips. Ich
haſſe nicht den Thron, ſondern nur das windige
Adelgeziefer, das ſich in die Ritzen der alten
Throne eingeniſtet, und deſſen Charakter uns Mon¬
tesquieu ſo genau ſchildert mit den Worten: „Ehr¬
geiz im Bunde mit dem Muͤſſiggange, die Ge¬
meinheit im Bunde mit dem Hochmuthe, die Be¬
gierde, ſich zu bereichern ohne Arbeit, die Abnei¬
gung gegen die Wahrheit, die Schmeicheley, der
Verrath, die Treuloſigkeit, der Wortbruch, die
Verachtung der Buͤrgerpflichten, die Furcht vor
Fuͤrſtentugend und das Intereſſe an Fuͤrſtenlaſter!“
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/119>, abgerufen am 23.11.2024.
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