Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

die Hauptsache ist, sie hätten eingesehen, daß etwas
Vorliebe für den antiaristokratischen Voß und
einige arglose Muttergotteswitze, weßhalb sie mich
zuerst mit Koth und Dummheit angriffen, nicht
aus protestantischem Eifer hervorgegangen. Wahr¬
lich, sie sind keine Jesuiten, sondern nur Misch¬
linge von Koth und Dummheit, die ich, eben
so wenig wie eine Mistkarre und den Ochsen
der sie zieht, zu hassen vermag, und die mit
allen ihren Anstrengungen nur das Gegentheil
ihrer Absicht erreichen, und mich nur dahin
bringen könnten: daß ich ihnen zeige wie sehr ich
Protestant bin, daß ich mein gutes protestantisches
Recht, in seiner weitesten Ermächtigung ausübe,
und die gute protestantische Streitaxt mit Her¬
zenslust handhabe. Sie könnten dann immerhin,
um den Plebs zu gewinnen, die alten Weiber¬
legenden von meiner Ungläubigkeit durch ihren
Leibpoeten in Verse bringen lassen -- an den
wohlbekannten Schlägen sollten sie schon den

die Hauptſache iſt, ſie haͤtten eingeſehen, daß etwas
Vorliebe fuͤr den antiariſtokratiſchen Voß und
einige argloſe Muttergotteswitze, weßhalb ſie mich
zuerſt mit Koth und Dummheit angriffen, nicht
aus proteſtantiſchem Eifer hervorgegangen. Wahr¬
lich, ſie ſind keine Jeſuiten, ſondern nur Miſch¬
linge von Koth und Dummheit, die ich, eben
ſo wenig wie eine Miſtkarre und den Ochſen
der ſie zieht, zu haſſen vermag, und die mit
allen ihren Anſtrengungen nur das Gegentheil
ihrer Abſicht erreichen, und mich nur dahin
bringen koͤnnten: daß ich ihnen zeige wie ſehr ich
Proteſtant bin, daß ich mein gutes proteſtantiſches
Recht, in ſeiner weiteſten Ermaͤchtigung ausuͤbe,
und die gute proteſtantiſche Streitaxt mit Her¬
zensluſt handhabe. Sie koͤnnten dann immerhin,
um den Plebs zu gewinnen, die alten Weiber¬
legenden von meiner Unglaͤubigkeit durch ihren
Leibpoeten in Verſe bringen laſſen — an den
wohlbekannten Schlaͤgen ſollten ſie ſchon den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0403" n="395"/>
die Haupt&#x017F;ache i&#x017F;t, &#x017F;ie ha&#x0364;tten einge&#x017F;ehen, daß etwas<lb/>
Vorliebe fu&#x0364;r den antiari&#x017F;tokrati&#x017F;chen Voß und<lb/>
einige arglo&#x017F;e Muttergotteswitze, weßhalb &#x017F;ie mich<lb/>
zuer&#x017F;t mit Koth und Dummheit angriffen, nicht<lb/>
aus prote&#x017F;tanti&#x017F;chem Eifer hervorgegangen. Wahr¬<lb/>
lich, &#x017F;ie &#x017F;ind keine Je&#x017F;uiten, &#x017F;ondern nur Mi&#x017F;ch¬<lb/>
linge von Koth und Dummheit, die ich, eben<lb/>
&#x017F;o wenig wie eine Mi&#x017F;tkarre und den Och&#x017F;en<lb/>
der &#x017F;ie zieht, zu ha&#x017F;&#x017F;en vermag, und die mit<lb/>
allen ihren An&#x017F;trengungen nur das Gegentheil<lb/>
ihrer Ab&#x017F;icht erreichen, und mich nur dahin<lb/>
bringen ko&#x0364;nnten: daß ich ihnen zeige wie &#x017F;ehr ich<lb/>
Prote&#x017F;tant bin, daß ich mein gutes prote&#x017F;tanti&#x017F;ches<lb/>
Recht, in &#x017F;einer weite&#x017F;ten Erma&#x0364;chtigung ausu&#x0364;be,<lb/>
und die gute prote&#x017F;tanti&#x017F;che Streitaxt mit Her¬<lb/>
zenslu&#x017F;t handhabe. Sie ko&#x0364;nnten dann immerhin,<lb/>
um den Plebs zu gewinnen, die alten Weiber¬<lb/>
legenden von meiner Ungla&#x0364;ubigkeit durch ihren<lb/>
Leibpoeten in Ver&#x017F;e bringen la&#x017F;&#x017F;en &#x2014; an den<lb/>
wohlbekannten Schla&#x0364;gen &#x017F;ollten &#x017F;ie &#x017F;chon den<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[395/0403] die Hauptſache iſt, ſie haͤtten eingeſehen, daß etwas Vorliebe fuͤr den antiariſtokratiſchen Voß und einige argloſe Muttergotteswitze, weßhalb ſie mich zuerſt mit Koth und Dummheit angriffen, nicht aus proteſtantiſchem Eifer hervorgegangen. Wahr¬ lich, ſie ſind keine Jeſuiten, ſondern nur Miſch¬ linge von Koth und Dummheit, die ich, eben ſo wenig wie eine Miſtkarre und den Ochſen der ſie zieht, zu haſſen vermag, und die mit allen ihren Anſtrengungen nur das Gegentheil ihrer Abſicht erreichen, und mich nur dahin bringen koͤnnten: daß ich ihnen zeige wie ſehr ich Proteſtant bin, daß ich mein gutes proteſtantiſches Recht, in ſeiner weiteſten Ermaͤchtigung ausuͤbe, und die gute proteſtantiſche Streitaxt mit Her¬ zensluſt handhabe. Sie koͤnnten dann immerhin, um den Plebs zu gewinnen, die alten Weiber¬ legenden von meiner Unglaͤubigkeit durch ihren Leibpoeten in Verſe bringen laſſen — an den wohlbekannten Schlaͤgen ſollten ſie ſchon den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/403
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/403>, abgerufen am 22.11.2024.