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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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Bedürfniß, immer an Cotta. Der Graf versifi¬
zirte jetzt Tag und Nacht, er blieb nicht bey
dem Vorbilde Tiecks und des Aristophanes, son¬
dern er ahmte auch den Goethe nach im Liede,
dann den Horaz in der Ode, dann den Petrarcha
in Sonetten, dann den Dichter Hafis in persi¬
schen Gaselen -- kurz er gab uns solchermaßen
eine Blumenlese, der besten Dichter und zugleich
seine eigenen Lyrischen Blätter unter dem Titel:
"Gedichte des Grafen Platen etc."

Niemand in Deutschland ist gegen poetische
Erzeugnisse billiger als ich, und ich gönne einem
armen Menschen, wie Platen, sein Stückchen
Ruhm, das er im Schweiße seines Angesichts so
sauer erwirbt, gewiß herzlich gern. Keiner ist
mehr geneigt, als ich, seine Bestrebungen zu
rühmen, seinen Fleiß und seine Belesenheit in
der Poesie zu loben, und seine sylbenmäßigen
Verdienste anzuerkennen. Meine eignen Versuche
befähigen mich, mehr als jeden Andern, die metri¬

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Beduͤrfniß, immer an Cotta. Der Graf verſifi¬
zirte jetzt Tag und Nacht, er blieb nicht bey
dem Vorbilde Tiecks und des Ariſtophanes, ſon¬
dern er ahmte auch den Goethe nach im Liede,
dann den Horaz in der Ode, dann den Petrarcha
in Sonetten, dann den Dichter Hafis in perſi¬
ſchen Gaſelen — kurz er gab uns ſolchermaßen
eine Blumenleſe, der beſten Dichter und zugleich
ſeine eigenen Lyriſchen Blaͤtter unter dem Titel:
„Gedichte des Grafen Platen ꝛc.“

Niemand in Deutſchland iſt gegen poetiſche
Erzeugniſſe billiger als ich, und ich goͤnne einem
armen Menſchen, wie Platen, ſein Stuͤckchen
Ruhm, das er im Schweiße ſeines Angeſichts ſo
ſauer erwirbt, gewiß herzlich gern. Keiner iſt
mehr geneigt, als ich, ſeine Beſtrebungen zu
ruͤhmen, ſeinen Fleiß und ſeine Beleſenheit in
der Poeſie zu loben, und ſeine ſylbenmaͤßigen
Verdienſte anzuerkennen. Meine eignen Verſuche
befaͤhigen mich, mehr als jeden Andern, die metri¬

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[369/0377] Beduͤrfniß, immer an Cotta. Der Graf verſifi¬ zirte jetzt Tag und Nacht, er blieb nicht bey dem Vorbilde Tiecks und des Ariſtophanes, ſon¬ dern er ahmte auch den Goethe nach im Liede, dann den Horaz in der Ode, dann den Petrarcha in Sonetten, dann den Dichter Hafis in perſi¬ ſchen Gaſelen — kurz er gab uns ſolchermaßen eine Blumenleſe, der beſten Dichter und zugleich ſeine eigenen Lyriſchen Blaͤtter unter dem Titel: „Gedichte des Grafen Platen ꝛc.“ Niemand in Deutſchland iſt gegen poetiſche Erzeugniſſe billiger als ich, und ich goͤnne einem armen Menſchen, wie Platen, ſein Stuͤckchen Ruhm, das er im Schweiße ſeines Angeſichts ſo ſauer erwirbt, gewiß herzlich gern. Keiner iſt mehr geneigt, als ich, ſeine Beſtrebungen zu ruͤhmen, ſeinen Fleiß und ſeine Beleſenheit in der Poeſie zu loben, und ſeine ſylbenmaͤßigen Verdienſte anzuerkennen. Meine eignen Verſuche befaͤhigen mich, mehr als jeden Andern, die metri¬ 25

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/377>, abgerufen am 25.11.2024.