Das sind Füße in Lebensgröße -- ächzte er zur Antwort -- und ich geplagter Mann muß diese Füße im Kopf behalten, und meine Hände thun mir schon weh von all den Füßen, die ich jetzt aufschreiben muß. Es sind die wahren, ächten Füße von der Poesie. Wenn ich es nicht meiner Bildung wegen thäte, so ließe ich die Poesie laufen mit allen ihren Füßen. Ich habe jetzt bey dem Herrn Markese Privatunter¬ richt in der Poesiekunst. Der Herr Markese liest mir die Gedichte vor, und explizirt mir, aus wie viel Füßen sie bestehen, und ich muß sie no¬ tiren und dann nachrechnen, ob das Gedicht richtig ist.
Sie treffen uns -- sprach der Markese, didak¬ tisch pathetischen Tones -- wirklich in einer poetischen Beschäftigung. Ich weiß wohl, Dok¬ tor, Sie gehören zu den Dichtern, die einen eigensinnigen Kopf haben, und nicht einsehen, daß die Füße in der Dichtkunst die Hauptsache
Das ſind Fuͤße in Lebensgroͤße — aͤchzte er zur Antwort — und ich geplagter Mann muß dieſe Fuͤße im Kopf behalten, und meine Haͤnde thun mir ſchon weh von all den Fuͤßen, die ich jetzt aufſchreiben muß. Es ſind die wahren, aͤchten Fuͤße von der Poeſie. Wenn ich es nicht meiner Bildung wegen thaͤte, ſo ließe ich die Poeſie laufen mit allen ihren Fuͤßen. Ich habe jetzt bey dem Herrn Markeſe Privatunter¬ richt in der Poeſiekunſt. Der Herr Markeſe lieſt mir die Gedichte vor, und explizirt mir, aus wie viel Fuͤßen ſie beſtehen, und ich muß ſie no¬ tiren und dann nachrechnen, ob das Gedicht richtig iſt.
Sie treffen uns — ſprach der Markeſe, didak¬ tiſch pathetiſchen Tones — wirklich in einer poetiſchen Beſchaͤftigung. Ich weiß wohl, Dok¬ tor, Sie gehoͤren zu den Dichtern, die einen eigenſinnigen Kopf haben, und nicht einſehen, daß die Fuͤße in der Dichtkunſt die Hauptſache
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Das ſind Fuͤße in Lebensgroͤße — aͤchzte er
zur Antwort — und ich geplagter Mann muß
dieſe Fuͤße im Kopf behalten, und meine Haͤnde
thun mir ſchon weh von all den Fuͤßen, die
ich jetzt aufſchreiben muß. Es ſind die wahren,
aͤchten Fuͤße von der Poeſie. Wenn ich es
nicht meiner Bildung wegen thaͤte, ſo ließe ich
die Poeſie laufen mit allen ihren Fuͤßen. Ich
habe jetzt bey dem Herrn Markeſe Privatunter¬
richt in der Poeſiekunſt. Der Herr Markeſe
lieſt mir die Gedichte vor, und explizirt mir, aus
wie viel Fuͤßen ſie beſtehen, und ich muß ſie no¬
tiren und dann nachrechnen, ob das Gedicht
richtig iſt.
Sie treffen uns — ſprach der Markeſe, didak¬
tiſch pathetiſchen Tones — wirklich in einer
poetiſchen Beſchaͤftigung. Ich weiß wohl, Dok¬
tor, Sie gehoͤren zu den Dichtern, die einen
eigenſinnigen Kopf haben, und nicht einſehen,
daß die Fuͤße in der Dichtkunſt die Hauptſache
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/349>, abgerufen am 22.11.2024.
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